
Meinung
Gute Seiten, schlechte Seiten: Mein Problem mit den Bildern dieser WM
von Michael Restin
An der Fussball WM in Katar scheiden sich die Geister. Soll man angesichts von Korruption und Ausbeutung überhaupt schauen? Und wenn ja, dann nur mit schlechtem Gewissen und im Geheimen? Cartoonist Stephan Lütolf zeigt, wie es gehen könnte.
Die Verwirrung war gross als ich am 2. Dezember 2010, damals noch als Nachrichtenredaktor beim Lokalradio, die Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaften verfolgte. Der Sportchef war als Experte im Studio. Schon als der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter die Karte mit «Russland 2018» aus dem Couvert zog, sprach er von einer riesigen Überraschung. Nach Katar war mehrere Sekunden Stille, dann ein verdutztes «Das hat jetzt niemand erwartet!»
Schon damals ahnten wir, was jetzt, 12 Jahre später, eintreffen würde: Diese WM ist höchst umstritten, im Vorfeld begleitet von Menschenrechtsverletzungen, Korruptionsvorwürfen, Spionage. Ein unbeschwertes Fussballfest wird es dieses Jahr sicher nicht.
Auch in der Redaktion haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie wir mit dem Thema umgehen.
Kollege Michael versucht zum Beispiel anhand des Stickeralbums seines Sohnes eine Erklärung zu finden, wie wir diese WM erträglich machen können.
Ganz persönlich wird es beim Chef. Head of Content Martin Jungfer legt seine erloschene Liebe zum Profi-Fussball offen.
Und schliesslich erklärt Oliver Fischer, wieso es oft heuchlerisch ist, diese WM nicht zu schauen.
Wie absurd die Diskussion ist, illustriert Cartoonist Stephan Lütolf. Er hat sich Gedanken gemacht, wie wir die WM unter Protest und mit reingewaschenem Gewissen schauen können.
Übrigens sind nicht nur die Kommentare unserer Community kritisch. Auch das Einkaufsverhalten deutet darauf hin, dass die WM kein Selbstläufer für den Konsum wird.
Wie alle Fussballfans bin ich im Dilemma. Ich werde mir aber wohl einige Spiele vor dem Fernseher anschauen. Der Fussball und die Spieler können schliesslich nichts dafür, wo und wann gespielt wird. Noch nie war die Vorfreude auf eine WM bei mir kleiner als jetzt.
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.