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Jolanda lernt kochen! Ein Selbstversuch, Teil 1
von Jolanda Hunziker
Nach dem Küchen-Warm-up in Form von Fisch und Gemüse geht es heute einen Schritt weiter. Konnte ich mich bei meinem letzten Kochversuch noch einigermassen in meiner Komfortzone bewegen, muss ich mich in neue Sphären wagen: Heute koche ich Schweinefilet à la provence – mein vierter von acht Gängen.
Während ich mit Gemüse in verschiedenen Farben und Formen weitgehend zurechtkomme, habe ich tatsächlich in meinem ganzen Leben noch nie Fleisch gekocht. Entsprechend esse ich auch kaum Fleisch, und bin mir somit gar nicht sicher, wie ein gelungenes Ergebnis schmecken sollte. Folglich habe ich mir heute als Testesser zwei Fleischtiger ins Haus geholt, die das Resultat fachmännisch beurteilen und kritisieren sollen. Da sich bei meiner letzten Kocherei herausgestellt hat, dass ich betreffend Zeitplanung noch nicht ganz professionell aufgestellt bin, bereite ich zwecks Trainingseffekt zusätzlich eine Karotten-Ingwer-Suppe zu. Auf meine beiden Testesser wartet heute also eine eigenartig anmutende Komposition aus Suppe, Fleisch und Broccoli, welchen ich als Beilage zum Filet serviere.
In meiner Küche warten nun die Zutaten auf ihren Einsatz: Schweinefilets, Broccoli, verschiedene Gewürze, Karotten, Ingwer. Diesmal gibt es eindeutig weniger zu rüsten, als beim letzten Ma(h)l. Zunächst gilt es, die Marinade für die Filets herzustellen. Das geht ganz einfach: Knoblauch, Thymian und Weisswein zusammenmixen, Fleisch darin deponieren – und schon hat man eine freie Stunde, in welcher man die anderen Zutaten schneiden und vorbereiten kann. Nach sechzig Minuten werden die Filets aus der Marinade gefischt, kurz angebraten und danach in den Ofen verfrachtet. Dieser macht dann den Filet-Job einigermassen selbstständig: Ich muss nur ab und zu die Fleischstücke mit Bratensauce beträufeln und habe ansonsten die Hände frei, um mich der Suppe zu widmen. Diese wirkt auch nicht besonders anspruchsvoll: Alle Zutaten schneiden, Zwiebeln anbraten, Karotten in die Pfanne, ablöschen, köcheln lassen, Ingwer hinterher, weiterköcheln lassen. Das ist mal ein Menü für Faule – da kocht es sich ganz von allein! Dies gibt mir genügend Zeit, um den Tisch zu decken. Hier stosse ich jedoch ausrüstungstechnisch rasch an Grenzen. Für eine richtig hübsche Tafelrunde werde ich mein Küchen-Equipment aufstocken müssen. Mit Aufsetzen des Broccolis ist dann auch meine letzte Pfanne im Einsatz, und ich koche gerade mal zwei von acht Gängen.
Aber zuerst ist nun das Filet nochmals dran. Nach vierzig Minuten Schmoren im Ofen stelle ich überrascht fest, dass die anfangs riesig anmutenden Fleischstücke gehörig zusammengeschrumpft sind. Völlig normal, meinen die beiden Gast-Karnivoren. Aha. Hätte mir auch einer sagen können! Dann bestreiche ich eben die geschrumpften Filets mit Kräuterpaste und schiebe sie für weitere zehn Minuten unter den Grill. Dies sind die zehn Minuten, in denen das in der anderen Pfanne schwimmende Gemüse zur Suppe püriert werden soll. Hierbei unterstützt mich mein neuer «Mixer FQ.1 Plus» von Siemens, der die Gemüsestücke zwar effizient zerkleinert, dabei aber leider so weitläufig in der Gegend herumspritzt, dass ich mir mehrmals die Finger verbrenne und erst noch die Putzequipe durch die Küche schicken muss. Doch zuletzt sieht der Pfanneninhalt durchaus nach Suppe aus und die hübsche orange Farbe macht sich, mit Schnittlauchschnipseln garniert, ganz gut in meinen Suppenschalen. Geschmacklich ist das Süppchen tendenziell als Erfolg zu verbuchen, allerdings wird mir auch hier mein Hang zum Freestyle zum Verhängnis: Da ich die Ingwer-Menge nicht wie im Rezept beschrieben mit der Küchenwage abgewogen, sondern einfach Pi-mal-Daumen abgeschätzt und in die Pfanne geworfen habe, ist die Suppe für zarte Gemüter etwas scharf geraten.
Doch dann wird es erst richtig spannend: Wie ist das Filet herausgekommen? Die Kräuterpaste ist zwar nicht wie vom Rezept verlangt «goldbraun» geworden, das Fleisch ist jedoch so zart, dass ich das Tranchiermesser wie durch Butter hindurchziehen kann. Den beiden Testessern gibt dies schon einmal Hoffnung, dass ich sie heute nicht vergiften werde. Serviert auf einem Broccolibeet sieht das Provencale-Filet mit seinem grünen Mantel schon mal recht nett aus. Die Testesser sind glücklicherweise auch hinsichtlich Geschmack mehr als zufrieden. Ich selbst kann das Ergebnis mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht wirklich beurteilen, aber der Fakt, dass keine Reste übrigbleiben, spricht für sich.
Das heutige Fazit: Das war ja nicht mal so schwer! Hatte ich bisher geglaubt, dass Gemüse kochen ganz leicht sei, Fleisch und Fisch hingegen in der Küchen-Erstliga spielen, revidiere ich diese Meinung allmählich. Jedenfalls scheint es nicht übertrieben, sich nach dem heutigen Ergebnis auf die Schulter zu klopfen. Ob mein neues Küchen-Selbstbewusstsein auch meinen nächsten Kochversuch übersteht, ist hingegen fraglich: Da wage ich mich an die wahre Königsklasse und backe Macarons.
Ich gehe den Dingen gern auf den Grund, dies durchaus auch mal mit Taucherbrille und Schnorchel. Die Natur ist mein Zuhause, unabhängig von Regen, Temperatur oder Tageszeit. Ich bin gern auf Achse, manchmal auch bewusst neben der Spur.