
Jolanda lernt kochen! Ein Selbstversuch, Teil 1

Ich kann nicht kochen. Was ich kann: Leckere Zutaten in eine Pfanne schnipseln, Deckel drauf, Herd anstellen, warten. Am Ende kommt was Essbares raus. Was ich nicht kann: So richtig kochen. Verschiedene Zubereitungsarten anwenden. Ein Menü zusammenstellen. Einen Tisch hübsch decken.
Für mich funktioniert’s ja eigentlich ganz gut ohne Hochniveaukochen – meist esse ich sowieso Salat, und den muss man glücklicherweise nicht kochen. Schwieriger wird es, mein Küchendefizit zu verhehlen, wenn Gäste ins Spiel kommen. Zu meinem Glück hielt sich das Vorgehen «Lass uns bei Coop treffen, was zu essen kaufen, zusammen kochen und eine Flasche Wein aufmachen» in meinem Freundeskreis relativ lange.
Zudem konnte ich meine fehlenden Küchenskills bis vor kurzem hinter einer unterdurchschnittlich ausgestatteten Zweiquadratmeter-Küche verstecken. Und zum Glück gibt’s ja immer noch die guten alten Winterklassiker: Raclette! Da kocht jeder selber! Fondue? Da kann man auch nicht viel falsch machen. Im Sommer mogelte ich mich durch mit Sommerpartys nach dem Motto «Grillgut selbst mitbringen und der letzte wird an den Grill verknurrt».
Was aber gar nicht so richtig zu meiner Küchennachlässigkeit passen will und mich dazu bewegt, das Thema endlich anzugehen:
- Ich habe sehr gerne und oft Gäste. Langsam aber sind die Tricks durchschaut, meine Freunde sind den Käse leid und die Wintergerichte kann ich nicht mehr bringen. Ausserdem wohne ich inzwischen in einer Wohnung mit einer richtigen Küche. Ich muss nicht mehr mit einem Streichholz in den Ofen kriechen, um eine Pizza zu backen. Den Abwasch macht neuerdings eine Maschine. Neue Küche, neuer Elan: Höchste Zeit, mich an die Kochtöpfe zu wagen!
- Ich esse eigentlich ziemlich gerne. Sofern ich nicht selber kochen muss, mag ich verschiedene Küchen, probiere gerne Neues aus und verabscheue nur wenige Lebensmittel aus tiefstem Herzen. Aber Omas Regel stimmt eben auch für die Küche: Ohne Fleiss keinen Preis. Wer essen will, sollte auch kochen können. Alles andere, was ich gerne tun will, bringe ich mir schliesslich auch bei.
- Der Überraschungseffekt. Nach jahrelangem Käse-Overkill und Grillfeten bis in den Spätherbst hinein will ich meine Freunde gerne mal so richtig überraschen. Wer rechnet schon damit, bei mir zuhause was Richtiges zu essen serviert zu bekommen, ohne es vorher selbst kochen zu müssen? Diese Gesichter will ich sehen!
Und so ist der Beschluss gefasst: Es ist endlich an der Zeit, Kochen zu lernen! Fertig mit dem Käsezwang! Schluss mit den laschen Salaten auf dem Küchentisch, während sich jeder sein Grillgut selbst braten muss! Und: Tut man nicht letztlich auch den Lebensmitteln unrecht, wenn man sie lieb-, leidenschaft- und konzeptlos in die Pfanne würfelt?
Damit die guten Vorsätze nicht nach den ersten gelungenen Dosen-Ravioli über Bord geworfen werden können, muss eine echte Challenge her.
Bis Ende Jahr bin ich in der Lage, ein klassisches Menü zu kochen, das
- verschiedene Zubereitungsarten umfasst
- ich von A – Z selbst zusammenstelle
- den Regeln der französischen Küche gehorcht
- die verschiedenen Gänge optisch richtig präsentiert
Der Vorteil daran, sich als erstes an die Küche unserer westlichen Nachbarn zu wagen: Reihenfolge und Inhalt der Gänge sind relativ klar geregelt. Das gibt dem Kochtopf-Newbie einen sicheren Rahmen, um sich auszutoben. Ein klassisches französisches Menü soll es sein und das umfasst acht Gänge.
Also jede Menge zu tun für mich! Erst mal schlau machen: Woraus besteht ein solches Menü? Wie stelle ich es zusammen? Und dann die praktische Arbeit: Kochen, braten, garen, dämpfen, und wie all die Zubereitungsarten heissen, die ich noch lernen muss! Hier dokumentiere ich meinen Lernprozess, meine Höhenflüge und Tiefschläge; und natürlich auch die gnadenlosen Urteile meiner Testesser. Spätestens im Dezember serviere ich meinen Freunden einen Achtgänger.
Die Wette gilt!


Ich gehe den Dingen gern auf den Grund, dies durchaus auch mal mit Taucherbrille und Schnorchel. Die Natur ist mein Zuhause, unabhängig von Regen, Temperatur oder Tageszeit. Ich bin gern auf Achse, manchmal auch bewusst neben der Spur.