
Produkttest
Garmin Varia: smartes Licht für dein Bike
von Patrick Bardelli
Sehen und gesehen werden: Smarte Rücklichter mit Radar fürs Fahrrad liefern visuelle und akustische Alarme, um vor Fahrzeugen zu warnen, die sich von hinten nähern. Unterdessen gibt es diverse Anbieter dieser Produkte. Hier findest du eine Auswahl dazu.
Wozu braucht es überhaupt ein Rücklicht mit Radarfunktion? Ist das nicht wieder so ein überflüssiges Bike-Gadget, das viel kostet und nichts bringt? Diese Fragen sind durchaus berechtigt. Die zweite habe ich für mich mit Nein beantwortet.
Zur ersten Frage: Die Idee hinter dieser Technologie besteht darin, dich auf ein Fahrzeug aufmerksam zu machen, das sich nähert. Dabei wird das Licht/Radar mit einem kompatiblen Fahrradcomputer, einer Smartwatch oder dem Smartphone gekoppelt. Natürlich lässt sich dies auch mit einem am Helm oder Lenker montierten Spiegel erreichen. Das macht unter gewissen Umständen Sinn, unter anderen jedoch nicht.
Ist das Velo für dich ein Fortbewegungsmittel, mit dem du zum Beispiel zur Arbeit fährst, am Wochenende mit der Familie eine kleine Runde drehst oder am Samstagabend in die Stadt radelst und Freunde triffst? Dann reicht nebst Rücklicht (mehr zu den Regeln und Gesetzen betreffend Beleuchtung am Velo findest du hier) in der Regel der Rückspiegel.
Nutzt du das Zweirad regelmässig als Sportgerät, wird die Radarfunktion interessant. Für mich jedoch mit einer Einschränkung: Im Strassenverkehr bringt das Radar nichts. Im Gegenteil. Da auf der Strasse hinter einem immer was los ist, nerven die steten visuellen und akustischen Signale mit der Zeit. Abseits vielbefahrener Strassen kommen die Vorzüge des Radars jedoch voll zur Geltung.
Hier eine kleine Übersicht der wichtigsten Anbieter in unserem Sortiment:
Wer hat's erfunden? Das Varia von Garmin war vor rund zehn Jahren das weltweit erste Radarsystem für Fahrräder. Unterdessen haben die Amerikaner ihr System kontinuierlich weiterentwickelt. Den OG habe ich schon vor einigen Jahren getestet. Meine Eindrücke dazu habe ich dir hier nochmals verlinkt:
Unter anderem gibt es das Rücklicht mit Radarfunktion mittlerweile auch mit integrierter Dashcam. Auch dieses Teil habe ich getestet, meine Meinung dazu liest du hier:
Allerdings ist der Nutzen der verbauten Dashcam aus rechtlicher Sicht umstritten. Ob das Bildmaterial bei einem allfälligen Streitfall als Beweismittel vor Gericht zugelassen wird oder nicht, ist unklar.
Von Bryton kommt mit dem Gardia R300 L ein Produkt, das mich mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt hat. Meinen ausführlichen Testbericht dazu findest du hier:
Das Seemee R300 von Magicshine hat mir in den letzten Wochen einige Rätsel aufgegeben. Immer wieder hat sich das Produkt während der Fahrt von selbst ausgeschaltet oder die Fahrzeuge hinter mir schlicht nicht erkannt. Schliesslich hat sich herausgestellt, dass das Testgerät, das mir der Hersteller zur Verfügung gestellt hatte, defekt war.
In der Zwischenzeit habe ich ein neues erhalten und konnte damit einige Runden drehen. Die Verarbeitung wirkt hochwertig und robust. Das gefällt. Ansonsten funktioniert das Teil gemäss den Herstellerangaben. Allerdings erkennt das Seemee R300 zum Beispiel andere Fahrräder wie S-Pedelecs, die sich rasant nähern, nicht. Das ist ärgerlich und macht dieses Modell für mich im Prinzip nutzlos.
Denn wie eingangs erwähnt, fahre ich mit dem Gravelbike oft abseits von vielbefahrenen Hauptstrassen. Aber gerade auf Nebenstrassen oder Waldwegen möchte ich gewarnt werden, wenn ein E-Bike rasch näher kommt. Das kommt hier nämlich bedeutend öfter vor als die Begegnung mit einem Auto.
Neu am Markt in Sachen Radar ist Wahoo mit dem Trackr. Dieser wirkt bezüglich Hardware verglichen mit dem Seemee auf den ersten Blick eher ein wenig «billig». Speziell der klobige Mount löst bei mir keine Begeisterung aus. Ich bin mit dem Trackr bisher jedoch erst ein paar Mal gefahren.
Gemäss Hersteller erkennt er sich nähernde Fahrzeuge auf bis zu 150 Meter Entfernung, adaptive Beleuchtungsmodi passen sich den Verkehrsbedingungen an, während die Bremslichtfunktion die Leuchtkraft beim Abbremsen erhöht.
Meine Rangliste zu den Rückleuchten mit Radarfunktion der diversen Hersteller sieht so aus:
Varia RTL515/516: Das Original von Garmin überzeugt mich mit seiner ausgereiften Technologie am meisten. Die Version Varia RCT715 mit integrierter Dashcam ist bedeutend teurer und es bleibt fraglich, ob das Bildmaterial bei einem allfälligen Gerichtsfall verwendet werden darf oder nicht.
Das Gardia R300 L von Bryton hat mich mit seinem guten Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt und kommt an zweiter Stelle.
Die inneren Werte des neuen Trackr von Wahoo scheinen auf den ersten Blick zu passen, während die Hardware aus meiner Sicht noch Verbesserungspotenzial hat.
Ans Ende dieser kleinen Rangliste muss ich das Produkt von Magicshine setzen. Obwohl die Verarbeitung des Seemee R300 hochwertig wirkt, scheint die Technologie noch nicht fertig ausgereift zu sein.
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.