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Stress im Bauch: Ursachen und Therapie des Reizdarmsyndroms

Das Reizdarmsyndrom zählt zu den häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen weltweit. Trotzdem gibt es der Medizin nach wie vor Rätsel auf. Entscheidender Faktor scheint die Ernährung zu sein.

Komplexes Erscheinungsbild: Wie äußert sich ein Reizdarm?

Die unspezifischen Symptome führen oft dazu, dass sich Patientinnen und Patienten in ihrem Leiden nicht ernstgenommen fühlen und es lange dauert, bis die Diagnose gestellt wird. Deshalb ist wichtig klarzustellen: Der Reizdarm ist kein Hirngespinst, sondern eine funktionelle Erkrankung des Darms. Wie sich diese Erkrankung äußert, ist vielfältig.

Der Reizdarm ist keine lebensbedrohliche Erkrankung, aber eine zermürbende. Es kommt zu keinen Alarmsymptomen wie Blut im Stuhl, Nachtschweiß oder Fieber. Aber: Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt und auch bei Diagnose und Behandlung müssen Patientinnen und Patienten geduldig sein.

Ursachen: Was man über die Entstehung des Reizdarmsyndroms weiß

Zentral scheint aber die Veränderung der Darmflora und die gestörte Kommunikation zwischen dem zentralen Nervensystem im Gehirn und dem Darmnervensystem zu sein: zwischen dem Kopfhirn und dem Darmhirn.

Der Darm ist mit einem Nervensystem ausgestattet, das dem Nervensystem im Gehirn strukturell sehr ähnlich ist. Sprich: Dein Darm ist nicht nur ein plumpes Verdauungsorgan, sondern beeinflusst auch deine emotionale Gesundheit: Gefühle und auch Entscheidungen (nicht grundlos «Bauchentscheidungen» genannt). Prof. Pohl: «Ein einfaches Beispiel für diese Kommunikation: Man hat eine wichtige Prüfung vor sich und bekommt plötzlich Durchfall.»

Auch schwere psychische Traumata können hinter der Störung der Darm-Hirn-Achse stecken. «Es gibt Daten, die zeigen, wie viele Reizdarmsyndrom-Patienten Opfer von psychischen oder physischen Traumata waren. Das ist leider auf genaueres Nachfragen bei vielen in der Anamnese zu finden.»

Diagnose: So wird die Erkrankung festgestellt

Entscheidend für die erfolgreiche Behandlung ist eine saubere Diagnose. Und die ist bei der Vielfalt an möglichen Auslösern gar nicht so einfach.

Reizdarm behandeln: FODMAP-Diät ...

Für die Behandlung des Reizdarmsyndroms braucht es transdisziplinäre Ansätze aus Gastroenterologie, Psychologie, Entspannungslehre und Ernährungsberatung.

Zunächst können die Symptome Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen medikamentös behandelt werden. Darüber hinaus sollte aber vor allem an der Ernährung gearbeitet werden. «Bis zu 86 Prozent der Patienten haben Beschwerden, die sich durch die Ernährung modifizieren lassen», sagt der Experte. Ernährungsempfehlungen sind so individuell wie das Reizdarmsyndrom selbst – ein bewährter Weg ist aber die FODMAP-Diät.

... und medizinische Hypnose

«Ich würde diese Diät immer mit einer professionellen Ernährungsberatung begleiten», sagt Prof. Pohl. «Die FODMAP-Diät ist kalorienärmer, es kann zum Nährstoffmangel oder sogar zu Essstörungen kommen.» In professioneller Ernährungsberatung können FODMAPS nach maximal drei bis sechs Wochen nach und nach wieder in die Ernährung eingeführt werden.

Und weil beim Reizdarmsyndrom auch psychische Belastungen wie Traumata oder Stress eine Rolle spielen, werden begleitende Psychotherapie und Entspannungsübungen zur Behandlung empfohlen.

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Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


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