
Hintergrund
Warum ich die Finger von weissen Wänden lasse
von Carolin Teufelberger
Die Mutter gehört in jeden guten Haushalt. Sie ist das Gegenstück zur Schraube und sorgt dafür, dass diese bombenfest sitzt. Doch woher hat sie ihren Namen und gibt es auch einen Vater? Die Antwort hätte mir schon längst klar sein müssen.
Letzthin bin ich wieder einmal auf sie gestossen, die Mutter. Nicht auf die Frau, die mich geboren hat, nein, auf das Gegenstück zur Schraube. Begegnet bin ich ihr im Badezimmer. Ich habe nämlich einen Klodeckel mit Duschfunktion getestet. Dafür mussten ich meinen WC-Aufsatz wechseln, der durch eine Schraubverbindung am Porzellan hielt.
Während ich also mit einem Schraubenschlüssel unterm Klo hing, habe ich mir zum x-ten Mal die Frage gestellt, warum die Mutter so heisst, wie sie heisst. Ist es vielleicht, weil sie die Schraubverbindung zusammenhält, wie eine Mutter die Familie? Aber wo sind dann Vater und Kind? Die Antwort ist viel einfacher und plakativer.
Denn der Name wird ganz einfach von der Biologie abgeleitet. Die Vaterschraube, heute nur noch Schraube genannt, ist der Part mit dem herausstehenden zylindrischen Körper, die Mutterschraube dagegen besitzt ein Loch. Na, dämmert es schon? Genau, der männliche Teil wird in den weiblichen gesteckt. Macht Sinn, meine keuschen, unschuldigen Gedanken liessen eine solche Interpretation bis dato aber nicht zu.
Die Schraube stellt hierbei übrigens keine Ausnahme dar. In der Technik war und ist es bis heute (teilweise) noch üblich, Dinge als männlich und weiblich zu bezeichnen. Ein anderes Beispiel hierfür sind Kabel. Der männliche Teil ist der, bei welchem die zwei oder drei Stifte angebracht sind, der weibliche wiederum der mit den Löchern.
Das alte Vorurteil hat sich also wieder einmal bestätigt. Wir Menschen können noch so aufgeklärt sein, uns täglich die neueste Technologie zu nutzen machen, aber am Ende dreht sich halt doch alles um Sex – auch bei Werkzeugbeschreibungen.
Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.