
Hintergrund
Sony zeigt RGB-LED: Die Zukunft des TVs fühlt sich plötzlich greifbar an
von Luca Fontana
Die IFA 2025 ist zu Ende. Unwichtig wird die Techmesse nicht, aber die relevanten Themen verändern sich.
Mit über 1900 Ausstellern aus 49 Ländern und über 220. 000 Besucherinnen und Besuchern ist die IFA 2025 für den Veranstalter ein Erfolg. Erst während der aktuellen Messe wurde der Vertrag mit den Berliner Messehallen bis 2034 verlängert. Aber trotzdem ändert sich der Charakter der Techmesse: von der Unterhaltung im Wohnzimmer wandert der Fokus in die Küche und in andere Bereiche des Haushalts. Um neue Technologie geht es trotzdem immer noch.
Mit fünf Leuten aus der Redaktion haben wir unzählige Kilometer in den Berliner Messehallen – und noch viele mehr in der Stadt – zurückgelegt. Dabei beobachten wir, dass sich die Verschiebung der Themen fortsetzt. Neue Fernseher gibt es zwar immer noch zu sehen, aber kaum Neuvorstellungen zur Messe – von großen Innovationen ganz zu schweigen. Die gibt es inzwischen eher auf der CES in Las Vegas zu sehen, jeweils zum Anfang des Jahres. Trotzdem konnte sich Luca einen Eindruck von RGB-LED bei Sony verschaffen und erklärt, was es mit Dolby Vision 2 auf sich hat.
Deutlich mehr Innovationen haben wir für die Küche entdeckt. Vor allem die deutschen Traditionshersteller nutzen die Heimmesse als Schaufenster. Da wäre eine Schublade von Siemens, die Essen kocht mit Dampf gart oder Töpfe von Miele, in denen nichts mehr anbrennt oder überkocht. Wer lieber draußen kochen will, kann sich zudem auf den allerersten Grill von Miele freuen, der auch noch die Temperatur automatisch passend zum Grillgut regelt.
Geht es darum, für Sauberkeit in der Wohnung zu sorgen, haben mit Eufy und Dreame die ersten Hersteller von Saugrobotern Lösungen gefunden, wie sich ihre Putzgeräte mit Hilfsmitteln Treppen steigen können. Waschmaschinen von Haier sollen dagegen die gewaschene Wäsche in der Trommel zwölf Stunden frisch halten und dosieren Waschmittel aus einem größeren Vorrat automatisch.
Im Bereich der mobilen Geräte verschiebt sich der Fokus ebenfalls. Es gibt zwar immer noch Neuvorstellungen – in diesem Jahr zum Beispiel mit dem Galaxy S25 FE und den Galaxy Tab S11 ein Smartphone und zwei Tablets von Samsung – aber sie spielen nur Nebenrollen. Die Zeiten, in denen Top-Geräte wie die Note-Serie von Samsung auf der IFA präsentiert werden, sind vorbei.
Stattdessen drängen die Hersteller von Zubehör auf die IFA. Der Stand von Anker ist in den letzten Jahren immer größer geworden und dieses Jahr kam sogar der CEO zur Keynote nach Berlin. Aber auch Ugreen, Belkin oder Aukey sind nicht nur mit Werbung rund um und auf dem Messegelände präsent, sondern haben Neuheiten dabei. In diesem Jahr sind es drahtlose Ladegeräte mit Qi2.2-Standard und aktiver Kühlung durch einen Ventilator. Da wird das Smartphone weniger warm und das Ladegerät kann drahtlos mehr Energie übertragen. Mein Highlight sind die Powerbanks von BMX, die von einem Nagel durchbohrt nicht in Flammen aufgehen, sondern sogar weiter laden als wäre nichts passiert.
Die ausstellenden Firmen auf der IFA haben sich verändert. Zahlreiche alteingesessene Marken und Hersteller haben ihre Messepräsenz reduziert oder ganz eingestellt. Teilweise auch unfreiwillig – durch Insolvenz oder Verschwinden in die Irrelevanz. Die freigewordenen Flächen bleiben aber nicht leer. Sie werden immer mehr von aufstrebenden chinesischen Firmen belegt. Für diese ist die IFA ein Tor nach Europa. Hier können sie ihre Produkte zeigen und Kontakte zu Händlern knüpfen, die sie dann hierzulande verkaufen. Da nimmt dann zum Beispiel Dreame auch Geld in die Hand, um Bastian Schweinsteiger als neuen Markenbotschafter ablichten zu können.
Auffällig ist, dass immer mehr Hersteller die Anwesenheit von Journalistinnen und Journalisten, Influencerinnen und Influencern sowie Content Creatoren aller Art in Berlin ausnutzen. Sie geben kein Geld für einen Messestand aus, sondern laden zu eigenen Veranstaltungen ein. Prominentes Beispiel in diesem Jahr: Dyson. Der Dyson Store an der Tauentzienstraße platze aus allen Nähten. Dicht gedrängt standen die Besucherinnen und Besucher, um sich von James Dyson persönlich fünf Neuheiten des Herstellers – von denen der Schmutz-pressende Akkusauger nur eine ist – vorstellen zu lassen.
Dyson fuhr im Kult-Mini vor, wurde auf der Straße sofort erkannt und wie ein Popstar um Selfies gebeten. Die Keynote im viel zu kleinen Store war dann aber eher skurril. Viel zu wenig verstärkt dozierte der Dyson-Erfinder eine Stunde lang auf der kleinen Bühne über kleine Elektromotoren und Staubsauger-Konstruktionen. Die geladenen Influencer interessierte das weniger, das Geplauder war teilweise lauter als Dyson selbst. Ein Stand auf der IFA mit anständiger Technik und interessiertem Fachpublikum wäre wohl besser gewesen.
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.
Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.
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