Ratgeber

Ich bin jetzt zertifizierter Bartender – nicht

Oliver Fischer
31.12.2021

Selten hat mich ein neues Hobby so gepackt wie meine Hausbar und das Cocktails-Mixen. Deswegen habe ich sogar einen Kurs besucht. Und bald muss ich wohl umziehen.

Ich bin weit davon entfernt, ein guter Bartender zu sein. Aber meine Hausbar macht inzwischen ordentlich was her und die Leidenschaft fürs Mixen ist da. Und weil ich gerne lerne, habe ich mich kurzerhand für einen Bar- und Cocktail-Kurs angemeldet.

Als ich an einem Montagmorgen im Herbst die Felix Bar in Zürich betrete, fällt mir als Erstes die rechte Wand auf: die Wand hinter der Theke, die Spirituosenwand. Unterschiedlich grosse rechteckige Regale beheimaten die Flaschen, aus denen Barinhaber Felix Haag (einer der beiden Kursleiter) mit seinem Team allabendlich Cocktails mixt. Später erklärt er, wie die Wand organisiert ist und warum: Etwa, dass je höher im Regal, umso exklusiver und teurer die Flaschen sind.

In der Felix Bar bei der Kalkbreite erfahre ich mehr über Barkultur und lerne das Cocktail-Mixen.
In der Felix Bar bei der Kalkbreite erfahre ich mehr über Barkultur und lerne das Cocktail-Mixen.

Am Vormittag stand erst mal Fachwissen im Zentrum: Woher kommt die Bar-Kultur überhaupt? Wie hat sie sich seit ihren Anfängen in den USA des 19. Jahrhunderts bis heute entwickelt? Interessant, aber ich bin in erster Linie wegen des Mixens hier.

Die weiteren Kursschwerpunkte am Vormittag waren Warenkunde und die Ausstattung einer Bar. Einiges davon, was ich dort gelernt habe, liest du hier nach:

  • Ratgeber

    Was alles in eine Hausbar gehört – Utensilien und Gläser

    von Oliver Fischer

  • Ratgeber

    Was alles in eine Hausbar gehört – Jetzt wirds flüssig

    von Oliver Fischer

Schütteln und rühren

Am Nachmittag ging es dann endlich an die Geräte. Flaschen wurden gezückt, Jigger gefüllt und geleert, Shaker geschüttelt und Drinks in eiskalte Gläser abgeseiht.

Zwei der Drinks, an denen wir uns versucht haben:

Pimm's No1.
Pimm's No1.
Moscow Mule
Moscow Mule

Selbst ausprobiert habe ich je einen geschüttelten und einen gerührten Drink. Zuerst wagte ich mich an einen Negroni. Scheinbar ganz einfach: drei Zutaten mit Eis im Rührglas gründlich verrühren und ab ins Glas damit. Stellt sich allerdings heraus: Dieses einhändige Rühren mit dem langen Barlöffel ist gar nicht so einfach, wie es aussieht, wenn es der Profi macht. Ich jedenfalls mühe mich ganz schön ab, die leuchtend rote Flüssigkeit und die Eiswürfel in Schwung zu bringen. Da brauche ich noch viel Übung.

Erst shaken ...
Erst shaken ...
... dann abseihen ...
... dann abseihen ...
... und zum Schluss dekorieren.
... und zum Schluss dekorieren.
Quelle: barnews.ch

Drink Nummer zwei war ein Mai Tai. Viel mehr Zutaten, fünf um genau zu sein, Eis und dann im Tin-in-Tin-Shaker ordentlich durchschütteln. Davor hatte ich ehrlich gesagt sehr viel mehr Respekt also vor dem Rühren. Zu Hause benutzte ich bis dahin ausschliesslich Cobbler-Shaker, die sehr satt schliessen. So ein bisschen befürchtete ich, dass ich den halbgeschüttelten Drink samt Eis mit Schwung durch die Bar verschütten würde. Stellt sich allerdings heraus: Der Tin-in-Tin-Shaker schliesst genauso satt wie der Cobbler und das Schütteln fühlt sich ganz natürlich an. Ausserdem lässt er sich viel leichter öffnen. Genau das brauche ich auch zu Hause.

Negroni
Negroni
Mai Tai
Mai Tai

Das habe ich in dem Kurs gelernt:

  • Dass ich meine Drinks immer in aufsteigender Reihenfolge des Preises der Zutaten aufbauen sollte (Falls etwas schiefgehen sollte, wird es weniger teuer)
  • Dass ich in Zukunft nur noch mit einem Tin-in-Tin-Shaker arbeiten will
  • Dass ich zwar ganz ordentlich shake, aber im Umgang mit dem Barlöffel bei gerührten Drinks noch viel Übung brauche
  • Herkunft und Herstellung der wichtigsten Spirituosen (Wodka, Gin, Whisky, Rum, Tequila)
  • Welche Gläser eine Bar zwingend braucht – und welche es sonst noch so gibt
  • Welche Gerätschaften und Zutaten mir für meine Hausbar noch fehlen
  • Woher das Konzept Bar überhaupt kommt

Zwei Monate danach: So hat sich meine Hausbar verändert

Den Tin-in-Tin-Shaker habe ich inzwischen gekauft, getestet und würde ihn nicht mehr hergeben. Ein Rührglas, wie es mir empfohlen wurde, nutze ich auch bereits regelmässig. Eine Zitruspresse habe ich bestellt und über eine Barmatte denke ich noch nach. So richtig zwingend dünkt die mich nicht, auf der anderen Seite bin ich schon so gut ausgerüstet, dass sie das Bild beim Mixen schon schön abrunden würde.

Im Artikel über die wichtigsten Zutaten, die in eine Hausbar gehören, habe ich beschrieben, was bei mir alles im Schrank steht. Dessen Inhalt ist, auch weil mich die Wand im Felix ziemlich beeindruckt hat, um einiges grösser geworden. Unser Kulinarikredaktor Simon Balissat hat alle Artikel dieser Serie redigiert und mich einen AMATEUR gescholten, als er las, dass ich keine Bitters besitze und die für den Anfang für unnötig gehalten habe. Nun, ich kann ihn beruhigen, längst steht ein Fläschen Angostura Bitters im Schrank – und ich liebe sie. Bei den Spirituosen sind zum Scotch und dem Bourbon auch noch eine Flasche Rye und ein Canadian Whisky dazu gekommen und das Rum-Angebot ist um einen Rhum Agricole angewachsen. Bei den Likören ist ein Maraschino (Kirschenlikör) die einzige Neuanschaffung.

Weitere Zukäufe sind allerdings nur eine Frage der Zeit. Nur bräuchte ich dann bald auch noch einen grösseren Schrank, um das alles zu verstauen – oder so attraktiv auszustellen wie in einer Bar. Dafür braucht es allerdings eine grössere Wohnung. Mist – da habe ich mich wohl in was reingeritten…

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Weltenbummler, Wandersportler, Wok-Weltmeister (nicht im Eiskanal), Wortjongleur und Foto-Enthusiast.


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