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Esoterische Heilsbringer, krude Weltanschauungen: Wann der Aberglauben-Trend schadet

Nicht immer ist Hokuspokus harmlos: Magische Rituale, Steine als Heilsbringer und Aberglaube liegen im Trend – und übernehmen im schlechtesten Fall die Kontrolle über dein Leben.

Derzeit zündet die Esoterik-Szene ein wahres Feuerwerk an Hokuspokus: Von magischen Kräutern über glitzernde Steine bis hin zu spirituellen Wasserkochern gibt es scheinbar nichts, was es nicht gibt. Es scheint, als hätte die Gesellschaft kollektiv entschieden: Die Antworten auf unsere tiefsten Fragen sind in einem obskuren Geschäft in einer dunklen Ecke des Internets zu finden oder in einem schrulligen Esoterikladen.

Fauler Zauber: Wenn der Barcode dich umbringen will

Aber Obacht: Ich will zwar nicht behaupten, es sei gänzlich unmöglich, dass es tatsächlich Menschen mit besonderen Fähigkeiten gibt – solche, die feinfühliger sind und ehrlich hilfsbereit. Wer aber (ohne jegliche Skepsis) esoterische Untiefen abtaucht, ist bald pleite oder verdummt oder beides. Wer anfängt, sein Leben aufgrund von Karten, Kristallen oder kruden Vorhersagen zu lenken (rsp. lenken zu lassen), bekommt ernsthafte Probleme.

So werden Tür und Tor für immer haarsträubendere Glaubenslehren geöffnet – wie etwa der sogenannten «Barcode-Verschwörung».  Demnach sollen die Strichcodes auf Dosensuppe, Bier und Tiefkühlpizza toxische Strahlung absondern bzw. die Lebensmittel mit «negativer Energie» aufladen. Dagegen sollen aufgedruckte Striche und Symbole wie das Unendlichkeits-Zeichen über den Barcode-Balken helfen.

Geld wird mit der Angst natürlich auch gescheffelt: So kann man im Netz etwa «Strichcode-Entstörstifte» erstehen. Ich habe gerade so etwas auf einer Bio-Balance-Technology-Seite (hä?) um wohlfeile 52 Euro entdeckt. Dort gibt es auch andere praktische Dinge wie einen «Vision Booster» oder Kinder-Chips gegen Elektrosmog.

Was an Esoterik so gefährlich ist

Frauen glauben mehr an Esoterik als Männer – warum?

Nocun weist außerdem darauf hin, dass Frauen für einige Spielarten der Esoterik offener zu sein scheinen als Männer. Studien belegen ihre Vermutung: Laut der bevölkerungsrepräsentativen Autoritarismus-Studie von 2020 stimmen 18,4 Prozent der weiblichen Befragten Aussagen über Aberglauben zu.

Und die sollen jetzt bloß keine blöden Witze reißen: «Obwohl einige Stereotypen den höheren Esoterik-Glauben von Frauen gerne als Folge geringerer Rationalität oder Intelligenz darstellen würden, wurde dies durch die Daten nicht bestätigt», so Ward. «Frauen und Männer unterschieden sich in den Studien nicht in ihren analytischen Denkfähigkeiten.»

Sei streng mit dir und bleib wachsam

Titelfoto: shutterstock

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