Hintergrund

Champagner und Prosecco: Worin liegt der Unterschied?

Tanja Lehmann
13.12.2017
Bilder: Thomas Kunz

Über die Feiertage lassen wir es knallen: sprudelnd, prickelnd und dekadent – mit Champagner. Doch warum ausgerechnet Champagner? Es gibt viele Schaumweine, so auch Prosecco, welche wie Champagner gerne genossen werden. Ich erkläre dir den Unterschied, damit auch du den Durchblick bekommst.

Der Unterschied in der Herstellung von Champagner und Prosecco

Bei der Gärung entstehen Kohlendioxid und Alkohol, deshalb schäumen zu einem bestimmten Zeitpunkt alle Weine. Meist lässt man das Kohlendioxid entweichen, doch manche Weine schmecken besser, wenn sie sprudeln. Um die Kohlensäure dafür einzufangen, wurden besondere Methoden entwickelt, wie beispielsweise den letzten Teil der Gärung in druckdichte Behälter zu verlegen.

Die in der Champagne entwickelte Methode «méthode traditionelle» wird immer noch weltweit für Schaumweine der Spitzenklasse angewendet, weil sie auf einzigartige Weise Frische mit Üppigkeit verbinden kann. Für einfache Weine gibt es weniger umständliche Verfahren und einfachere Varianten der Methode oder auch das Auslassen der Zweitgärung. Die Methode wird folgendermassen angewendet.

Schritt 1: Bereitung des Grundweins
Grundlage ist meistens ein trockener, alkoholarmer Weisswein aus oft kaum reifen roten und weissen Trauben. Jedoch gibt es auch Winzer, die Roséweine oder gar Rotweine dafür verwenden.

Schritt 2: Abfüllen und süssen
Der in die Flasche abgefüllte Grundwein für den Champagner wird mit einer Dosis Zucker und Hefe versehen und verschlossen. Gleiches passiert mit dem Prosecco in grossen Tanks.

Schritt 3: Zweitgärung
Die Hefe wandelt den Zucker in Alkohol und Kohlendioxid um. So entsteht die Kohlensäure im Schaumwein.

Schritt 6: Auffüllen und süssen
Die Champagner-Flasche wird mit Wein aufgefüllt und etwas Rohrzucker zugegeben, welcher den extrem trockenen Geschmack mildert. Für Rosé-Stile wird Rotwein verwendet.

Der Prosecco wird in Flaschen abgefüllt und es wird zusätzliche Kohlensäure und Zucker hinzugegeben.

Die Einwirkung der Herstellung auf den Geschmack und Preis

Ein wichtiger Punkt bei den beiden Schaumweinen ist, dass sie herkunftsgeschützt sind, und somit nur unter dem Namen verkauft werden dürfen, wenn sie aus den definierten Regionen stammen. Mehr dazu hier:

Merkt man den Unterschied wirklich?

Du fragst dich vielleicht, ob man den Unterschied als Laie herausspürt. Genau so ging es mir, weshalb ich kurzerhand zwei Champagner und Proseccos verglich. Ich starte auf Anraten unseres internen Kenners beim Prosecco. Im Rennen sind folgende Tropfen:

Champagner

Prosecco

Prosecco im Direktvergleich
Der Prosecco von Villa Sandi hat für mein Gefühl mehr und grössere Sprudelblasen, ist süsser und hat fruchtige Noten, die an Birne und Pfirsich erinnern. Der zweite Prosecco von De Faveri, hat die feineren Blasen, erfrischt mit Noten von Zitrusfrüchten. Würde ich mir eine Flasche kaufen, würde ich doch eher zum zweiten greifen, da ich den Villa Sandi im direkten Vergleich zu süss fand.

Der Bollinger zeigt sich in der Nase kraftvoller. Beim Trinken erinnert mich die Säure ein wenig an Kinderfaust-grosse Äpfel im Nachbarsgarten. Die Vanillearomen der Eichenfasslagerung sind klar spürbar. Auch die Hefe ist intensiver als beim Jacquart Champagner. Man spürt dezente Früchte und auch die Birne ist wieder präsent, zusammen mit feinen floralen Noten.

Champagner vs. Prosecco

Schon optisch unterscheiden sich die beiden Schaumweine. Die Champagner besitzen eine starke goldgelbe Farbe, wobei der Prosecco eher durch zurückhaltende Blässe glänzt. Um faire Konditionen zu schaffen, vergleiche ich den dezenteren Champagner auch mit dem dezenteren Prosecco. Dabei ist mir etwas Interessantes aufgefallen.

Jacquart vs. Villa Sandi: Im Direktvergleich rückt der zuvor eher präsente Prosecco vollkommen in den Hintergrund. Er verliert im Vergleich zum Champagner an Präsenz und wirkt schlicht und einfach sehr simpel.

Bollinger vs. De Faveri: Richtig spannend wird es in diesem Vergleich. Zum Prosecco kann ich in diesem Vergleich nichts mehr sagen. Er hat einfach nach Wasser geschmeckt.

Fazit

Man spürt den Unterschied. Champagner sind tatsächlich komplexer, was man auch als Laie herausschmeckt. Unbestritten sind Proseccos was Gutes. Hier kommt es auf den eigenen Geschmack an. Ich würde nun nicht grundsätzlich sagen, dass Proseccos durch die Süsse für jedermann besser sind. Auch wenn Champagner in der Regel einen tieferen Zuckergehalt aufweisen, können sie durchaus kräftiger nach Frucht schmecken. Meine Empfehlung ist ganz klar der Jacquart Brut.

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Tanja Lehmann
Senior Category Business Manager
tanja.lehmann@digitecgalaxus.ch

Freunde, Familie, Katzen und guter Wein sind mein Lebenselixier.


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