
Wein-Wissen: Appellationen als Qualitätsmerkmal
Insbesondere Winzer aus Europa weisen auf dem Weinetikett die Herkunft des Weines prominent aus. Doch was bedeuten die sogenannten Appellationen und was sagen sie über deinen Wein aus? Alles rund um dieses Thema erkläre ich dir nachfolgend.
Vieles, was in der Welt des Weines verwirren kann, lässt sich mit dem Wissen über die Wichtigkeit der Herkunft klären. Der Laie kennt bekannte Weine aus Europa oftmals unter dem Namen der Region, in der er hergestellt worden ist. So wissen viele, was gemeint ist, wenn jemand von einem Rioja- oder einem Bordeaux-Wein spricht.
Der Ort, an dem die Trauben angebaut werden, beeinflusst den Geschmack des Weins viel mehr, als bei anderen landwirtschaftlichen Produkten. So kommt es beim Weinbau neben den Rebsorten auch auf den Breitengrad, die Bodenstruktur und auf unveränderliche Faktoren wie die Landschaftsform und auch auf das Wetter an. Neben den Appellationen, welche ich euch gleich erklären werde, gibt es zudem Table Wine und Weine mit PGI-Kennzeichnungen z.B. «Vins du pays» welche nicht denselben hohen Standard aufweisen wie Appellationen. Appellationen sind, sobald man den Überblick hat, konsumentenfreundlich und sorgen dafür, dass du einen Wein, der dir schmeckt, eher wiederfindest.
Zweck und Vorteile von Appellationen
Die Appellation ist die formale Herkunftsangabe eines Weines. Sie gehört zu den wichtigsten Qualitätsmerkmalen. Vor allem Edeltrauben brauchen bestimmte Bedingungen, um ihr gesamtes Potenzial auszuschöpfen. So werden europäische Weine oftmals nach ihrer Region und nicht nach ihrer Traube benannt. Wenn du beispielsweise einen Bordeaux-Wein mit einer entsprechenden Appellation kaufst, kannst du sicher sein, dass dieser unter gleichbleibenden Minimalstandards hergestellt wurde wie Bordeaux-Weine eines anderen Winzers mit derselben Kennzeichnung. Doch auch hier kann es Abweichungen geben. Wie streng die Appellations-Richtlinien sind, ist bei jedem Gebiet unterschiedlich. Die Appellation ist auch ein Schutz für Winzer. So können regionsuntypische Weine nicht als solche verkauft werden.
Frankreich als Vorreiter
Vorreiter in Sachen Appellationen ist Frankreich. Da die Kennzeichnung aus Frankreich die älteste ist, gilt sie als die vertrauenswürdigste. Die «Appellation d'Origine Contrôlée», kurz AOC, grenzt unter anderem das Anbaugebiet der Trauben ein, schreibt für die Qualität wichtige Parameter wie Höchstertrag, Traubensorten und Mindestalkoholgehalt vor und regelt andere wichtige Punkte wie beispielsweise die Dauer der Fasslagerung.
Das Wissen über Appellationen hilft dir bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.Die Region, wie sie im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet wird, garantiert alleine keinen Standard und ist nicht klar festgelegt. Ist eine Appellation für diese Region vergeben, wird klar definiert, welche Gemeinden zu dieser Appellations-Region gehören. Die Regulierung und Kontrolle ist nur bei Weinen, die mit einer Appellation ausgezeichnet sind, gegeben. So ist es verboten, Weine herzustellen und diese unter einem durch eine Appellation geschützten Namen zu verkaufen, falls sie den entsprechenden Bestimmungen nicht gerecht werden.
Kennzeichnung in anderen europäischen Ländern
Viele Länder nahmen das AOC-System zum Vorbild für eigene Qualitätssiegel. Um diesem Etiketten-Wirr-War ein Ende zu setzen, wurde 1992 die europaweit gültige Auszeichnung (in Englisch) PDO «Protected Designation of Origin» eingeführt, welches den einzelnen Ländersystemen angeglichen wurde. Heute werden wegen des grösseren Bekanntheitsgrades nebst dem «PDO» (je nach Sprache auch DOP oder AOP) auch das «AOC» bzw. die anderen Systeme oft parallel oder auch alternativ zum «PDO» verwendet. Hier einige bekannte, ältere aber dennoch zugelassene Appellationen:
Italien: DOC «Denominazione di Origine Controllata», auch DOCG «Denominazione di Origine Controllata e Garantita».
Spanien: DO «Denominación de Origen»
Portugal: DOC «Denominação de Origem Controlada»
Österreich: DAC «Districtus Austriae Controllatus»
Weinetikett mit Appellations-Auszeichnung
Bei der Kennzeichnung wird jeweils die dazugehörige Appellation genannt. In diesem Fall: «Appellation Bordeaux Contrôlée». Appellationen mit Zusätzen wie beispielsweise «Appellation Bordeaux Supérieur Contrôlée» setzen strengere Anforderungen an den Wein, was eher auf einen besseren Wein hindeutet. Dies erläutere ich im nächsten Abschnitt unter «Mögliche Abstufungen bei Appellationen».
Mögliche Abstufungen bei Appellationen
Eine kleinere Appellation in einer grösseren, bekannteren Appellation auszuweisen, ohne einen besseren oder charakteristischen Wein zu bieten, wäre nicht besonders ökonomisch. So richten grössere Weinbaugebiete innerhalb der Appellation kleinere Gebiete ein, um sie von der Masse abzutrennen und aufzuwerten. Daher gelten bei kleinen Appellationen die strengeren Vorschriften. Deshalb sind Weine mit kleineren Appellationen in tendenziell höherem Rang zu finden.
Meist existieren mehr Weine von grösseren Appellationen, wodurch der Preis des Weines sinkt. Je kleiner die Appellationen sind, umso weniger Wein wird hergestellt und der Preis ist dementsprechend höher.
Regionale Appellation:
Preis pro Flasche: 💰
Hergestellte Weinflaschen: 🍷🍷🍷🍷
Gebiets-Appellation:
Preis pro Flasche 💰💰
Hergestellte Weinflaschen: 🍷🍷🍷
Gemeinde-Appellation:
Preis pro Flasche 💰💰💰
Hergestellte Weinflaschen: 🍷🍷
Weinberg-Appellation:
Preis pro Flasche 💰💰💰💰
Hergestellte Weinflaschen: 🍷
Lass dich jedoch nicht verwirren. Die ganze Appellationswelt ist unheimlich kompliziert. Es gibt Ausnahmen. Und Ausnahmen der Ausnahmen. Wenn dich eine spezifische Appellation interessiert, brauchst du nur dein Smartphone zu zücken und kurz im Internet nachzuschauen, was die entsprechende Appellation für den Wein genau bedeutet.
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Freunde, Familie, Katzen und guter Wein sind mein Lebenselixier.