Produkttest

Spazieren statt sitzen: So arbeite ich auf dem Laufband im Homeoffice

Lorenz Keller
12.11.2025

Am Computer arbeiten und trotzdem in Bewegung bleiben: Ich teste, ob ich im Homeoffice ein Laufband nutzen kann – und ob das wirklich etwas bringt.

Vielleicht wird dieser Test besonders kreativ. Vielleicht schreibe ich ihn besonders effizient. Denn für einmal sitze ich nicht auf dem Bürostuhl und tippe diesen Text. Vielmehr gehe ich, während ich schreibe.

Natürlich mache ich das nicht draussen, sondern drinnen im Homeoffice auf einem Laufband unter dem Schreibtisch. Eigentlich eine ideale Abwechslung zur klassischen Büroarbeit. Denn«Gehen ist wie Dünger für unsere Gehirnzellen», wie der Neurowissenschaftler Shane O’Mara im Interview mit dem Tages-Anzeiger erklärt. Studien zeigen: Wer sich regelmässig über den Tag bewegt, steigert die Konzentrationsfähigkeit, die Stimmung und das Erinnerungsvermögen.

Doch bevor ich die Früchte des Spazierens ernten kann, muss ich im Test einige Hindernisse bewältigen.

Passendes Laufband, unpassender Schreibtisch

Ein passendes Laufband ist schnell gefunden. Der Hersteller Urevo schickt mir das Spacewalk 3S – einen der Bestseller in unserem Shop.

Urevo Spacewalk 3S
Laufband
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CHF299.– statt CHF317.–

Urevo Spacewalk 3S

Es kommt fixfertig montiert in einem riesigen Karton. Mit fast 30 Kilogramm ist das Gerät kein Leichtgewicht. Doch es hat auf der einen Seite Rollen, sodass ich es ganz einfach unter den Bürotisch schieben kann – und wieder herausziehen, wenn ich zwischendurch doch auf einem Stuhl sitzen will.

Soweit funktioniert alles wie geplant. Ein anderes Hindernis steht dem unbeschwerten Arbeitstraining noch im Weg: Will ich stehend oder gehend arbeiten, muss der Bürotisch deutlich höher sein als beim Sitzen.

Da dieser nicht höhenverstellbar ist, arbeite ich zunächst mit einer abenteuerlichen Konstruktion. Die Schachtel eines Saugroboters ist hoch und stabil genug, um Tastatur, Maus und Bildschirm auf das richtige Niveau anzuheben.

Für den ersten Versuch dient ein Saugroboter-Karton als «Höhenverstellung» beim Schreibtisch.
Für den ersten Versuch dient ein Saugroboter-Karton als «Höhenverstellung» beim Schreibtisch.

Ich stehe nun also zum ersten Mal am Bürotisch und starte das Laufband – mit gemütlichen 1,5 km/h. Schnell finde ich meinen Rhythmus und spaziere vor dem Tisch. Ich strecke die Hand aus und greife zur Maus. Fenster öffnen, Dateien verschieben, auf Webseiten scrollen – funktioniert alles problemlos.

Ich beginne zu tippen: die ersten Wörter, dann ganze Absätze. Nach rund einer Stunde habe ich die Rohversion der News zum Smartphone-Projekt Punkt geschrieben.

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Der erste Eindruck: Recherche und Texte schreiben geht problemlos auf dem Laufband. Aber: Um das Urevo Spacewalk 3S über längere Zeit testen zu können, brauche ich ein höhenverstellbares Pult – keine wacklige Behelfskonstruktion.

Schritt für Schritt zur neuen Office-Routine

Als erste Sidequest besorge ich mir also einen höhenverstellbaren Schreibtisch. Wichtig ist, dass er sich höher fahren lässt, als es normalerweise für ein Stehpult nötig wäre – schliesslich stehe ich nicht auf dem Boden, sondern auf dem rund 13 Zentimeter hohen Laufband. Für mich ist eine Tischhöhe von 120 Zentimetern ideal.

Mit dem gekauften Modell von Activejet bin ich sehr zufrieden. Es ist nicht allzu teuer und trotzdem stabil gebaut. Das ist wichtig, weil ich mich im Spazier-Office bewege und diese Vibrationen nicht auf den Tisch übertragen werden sollten.

Activejet Schreibtisch (140.5 x 70.5 x 122.5 cm)
Schreibtisch
CHF269.–

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140.5 x 70.5 x 122.5 cm

Zwei weitere Dinge stelle ich im Test schnell fest: Die 1,5 km/h sind etwas langsam, also probiere ich andere Geschwindigkeiten aus. In den vier Testmonaten wird sich ein Tempo zwischen 2,0 und 2,5 km/h als ideal erweisen. Gehe ich schneller, werde ich mit Maus und Tastatur deutlich unkoordinierter.

Meist spaziere ich mit rund zwei Stundenkilometern gemütlich.
Meist spaziere ich mit rund zwei Stundenkilometern gemütlich.

In der Euphorie nutze ich das Laufband in den ersten Tagen während eines Videocalls mit meinem Team – das kommt gar nicht gut an. Die anderen Teilnehmenden sehen meinen Oberkörper und Kopf, der ständig wackelt. Das nervt.

Learning: Videotelefonie erledige ich besser stehend oder sitzend – nicht gehend.

Arbeiten – und sich dabei bewegen

Schnell wird mir klar: «Sport» kann ich im Homeoffice nicht machen. Beim Gehtempo bin ich eingeschränkt, wenn ich normal arbeiten will. Immerhin kann ich die Steigung des Urevo Spacewalk 3S auf maximal neun Prozent erhöhen – ein Klick auf die Fernbedienung reicht. Diese ist auch sonst praktisch, etwa um das Tempo zu ändern – oder auf «Stop» zu drücken, sobald ein Videocall startet.

Statt auf Tempo und Intensität setze ich auf Zeit und Kontinuität – sprich: Ich nutze das Laufband möglichst oft im Homeoffice, jeweils drei Stunden oder mehr. Dabei spaziere ich rund 4000 Schritte pro Stunde oder eben etwa zwei Kilometer.

Mit der Fernbedienung steuere ich alle wichtigen Funktionen.
Mit der Fernbedienung steuere ich alle wichtigen Funktionen.

So schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich bewege mich auch an einem langen Bürotag genug. Zusätzlich fühle ich mich die ganze Zeit fitter und arbeite effizienter. Oft höre ich Musik dazu und bewege mich fast schon tanzend im Takt über das Laufband.

Am Abend bin ich zwar genauso erschöpft wie nach acht oder neun Stunden auf dem Bürostuhl. Doch es ist eine eher positive Art von Erschöpfung: Ich habe etwas geschafft – sowohl geistig als auch ein wenig körperlich.

Daten sammeln über die App

Nicht nur zu Testzwecken schaue ich gerne nach, wie viel ich mich bewegt habe – und das ist ein Problem. Denn meine Arme liegen meist auf dem Bürotisch: Weder die Smartwatch noch der Smartring zählen die Schritte zuverlässig.

Das Laufband selbst zeigt zwar auf einem grossen, aber sehr einfachen Zahlendisplay abwechselnd die aktuelle Geschwindigkeit, die verstrichene Zeit, die zurückgelegte Distanz, die Schrittzahl und den Kalorienverbrauch an. Für die Aufzeichnung muss ich das Laufband jedoch mit der App von Urevo verbinden.

Der Screen des Laufbandes ist sehr einfach gehalten.
Der Screen des Laufbandes ist sehr einfach gehalten.

Wichtig zu wissen: Willst du die Daten vollständig aufzeichnen, musst du jedes Mal manuell über die App ein Training starten. Das Laufband selbst kann keine Daten über mehrere Tage hinweg aufzeichnen oder synchronisieren.

Positiv ist, dass du die App für alles andere nicht brauchst. Falls dir das Tracking egal ist, kannst du alles über die Fernbedienung steuern. Die App ist jedoch durchaus interessant, wenn du das Laufband auch ausserhalb des Büros nutzen möchtest: Du findest dort diverse Trainingsprogramme mit Videos oder mit auf die Schritte synchronisierter Musik. Dabei kannst du dich sogar mit anderen Userinnen und Usern der Urevo-App messen.

Die schön gemachte App von Urevo hat viele Extras.
Die schön gemachte App von Urevo hat viele Extras.

Stabil und robust, zuerst auch nervig

Das Spacewalk 3S läuft bis 6 km/h schnell. Das reicht für zügiges und leichtes Gehen, aber nicht für intensives Training. Das Gerät ist also eher für Einsteiger geeignet, weniger für aktive Sportlerinnen.

Auch wenn die Lauffläche ist mit 44 Zentimetern Breite und 108 Zentimetern Länge nicht besonders gross ist – mir hat sie problemlos gereicht. Dennoch wirkt das verhältnismässig kompakte Gerät sehr robust und stabil, auch für ein Schwergewicht wie mich. Dank zwei Rädern an der Front kann ich es gut verschieben und bei Nichtgebrauch verstauen. Ideal ist ein Möbel mit rund 20 Zentimetern Bodenfreiheit, unter das man es schieben kann. Auch hochkant lässt sich das Laufband abstellen.

Das Laufband ist schnell weggerollt.
Das Laufband ist schnell weggerollt.

In rund einem Meter Abstand messe ich eine Lautstärke von etwa 45 Dezibel. Das Laufband erzeugt sehr neutrale «Geräusche», sodass es nicht stört. Durch meine Schritte erhöht sich die Lautstärke auf rund 52 Dezibel – für mich kein Problem. Anders dürfte das aussehen, wenn noch jemand anderes im Raum ist.

Am Anfang piepst das Laufband bei jedem Knopfdruck laut – egal, ob über die Fernbedienung oder die App. Das nervt mich. Und den online erwähnten Regler zum Ausschalten finde ich nicht. Bis ich nach einiger Zeit ein Firmware-Update über die App installiere. Nun kann ich den Ton in den Einstellungen der App dauerhaft ausschalten. Das wäre für mich der wichtigste Grund, zumindest am Anfang die App einmal zu installieren – auch wenn ich dafür ein Login erstellen muss.

Nach dem Firmware-Update kann ich das nervige Piepsen ausschalten.
Nach dem Firmware-Update kann ich das nervige Piepsen ausschalten.

8543 Schritte später bin ich am Ende dieses Tests angelangt. Ist er kreativer geschrieben als andere Texte? Nicht unbedingt. Aber ich fühle mich geistig – trotz dieser Anstrengung – frisch und motiviert. Und ich habe das gute Gefühl, mich ganz nebenbei noch ein bisschen bewegt zu haben.

Fazit

Gutes Laufband fürs Office-Spazieren

Ich habe das Urevo Spacewalk 3S im Test vor allem fürs gemütliche Spazieren im Homeoffice während der Arbeit genutzt – dafür ist das Laufband ideal. Es lässt sich aber auch für schnelles Gehen und leichtes Joggen verwenden. Allerdings fehlt ein Handlauf und ein Notstop-Knopf. Das Gerät wirkt stabil und robust und ist dennoch recht kompakt gebaut.

Praktisch ist die Fernbedienung, mit der ich alle wichtigen Funktionen steuern kann. Die App liefert zusätzlich ein Tracking sowie verschiedene Trainingsprogramme mit Musik und Videos, bei denen das Tempo automatisch angepasst wird. Ausserdem kann ich nach einem Firmware-Update das störende Piepsen über die App ausschalten.

Pro

  • stabile und kompakte Bauweise
  • Fernbedienung für wichtigste Funktionen
  • fairer Preis
  • Steigung bis 9 % einstellbar

Contra

  • maximal 6 km/h möglich
  • App mit Login
Urevo Spacewalk 3S
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Urevo Spacewalk 3S

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