

Kinder brauchen auch mal Dreck
Solltest du dir Sorgen machen, wenn die Tochter eine Handvoll Sand isst? Müssen Schoppen vor jedem Gebrauch ausgekocht werden? Darfst du einem Baby den Nuggi zurückgeben, wenn er gerade auf den Boden gefallen ist? Das Leben von Kindern steril zu halten, ist nicht nur unnötig – es schadet unter Umständen sogar.
Die Kindheit möglichst steril zu gestalten, sei nicht nur unnötig, sagt Brett Finlay, Professor für Mikrobiologie an der kanadischen Universität British Columbia. Es schade den Kleinen unter Umständen sogar. Die grosse Mehrheit der Mikroben sei nämlich dazu da, uns gesund zu halten, schreibt er im Buch «Dreck ist gesund!». Er hat es gemeinsam mit der Mikrobiologin Marie-Claire Arrieta verfasst.
Allgegenwärtiges Antibiotika
Es ist der Erfindung von Antibiotika zu verdanken, dass Kinder in der Schweiz heute nicht mehr an Lungenentzündungen oder anderen Infektionskrankheiten sterben. Doch während solche Erkrankungen stark zurückgegangen sind, treten andere Krankheiten wie Diabetes oder Krebs heute nicht nur häufiger, sondern auch früher auf. Auch hier spielen Mikroben eine bedeutende Rolle.
Wie sauber muss es denn nun sein?
Sind die Kinder schon etwas grösser, gelten für einen guten Mikrobenhaushalt vor allem zwei Grundsätze: Gesunde Ernährung (viel Gemüse und Ballaststoffe, wenig Weissmehl, Zucker und Fett) – und keine übertriebene Reinlichkeit. Doch was bedeutet das, und wo muss eben doch genau auf Sauberkeit geachtet werden?
Hände waschen
Händewaschen sei ohne Zweifel die beste Hygienemassnahme, um sich vor Infektionskrankheiten zu schützen, sagen Finlay und Arrieta. Trotzdem reicht es in der Regel, wenn Kinder vor dem Essen, nach dem Gang aufs WC und nach dem Kontakt mit einer kranken Person die Hände waschen. Wasser und Seife sind genug – auf antibakterielle Seifen oder Desinfektionsmittel sollte man verzichten.
Putztag fürs Kinderspielzeug?
Solange Spielsachen nicht sichtbar verdreckt sind oder ein krankes Kind damit gespielt hat, muss man sie auch nicht abspülen oder sauer schrubben. Sollte es doch einmal nötig sein, dann lässt sich der Schmutz problemlos mit Wasser und Seife entfernen. Scharfe Chemikalien sollten hingegen nicht verwendet werden.
Obst unterm Wasserhahn
Obst und Gemüse sollte man immer waschen, besonders, wenn es roh gegessen wird. Das gilt auch für biologisch angebaute Lebensmittel. Zwar weisen diese meistens deutlich weniger Pestizidrückstände auf. Doch auch sie können krankmachende Keime enthalten, unter anderem etwa, weil sie häufig mit Mist gedüngt werden.
Journalistin und Mutter von zwei Söhnen, beides furchtbar gerne. Mit Mann und Kindern 2014 von Zürich nach Lissabon gezogen. Schreibt ihre Texte im Café und findet auch sonst, dass es das Leben ziemlich gut mit ihr meint.<br><a href="http://uemityoker.wordpress.com/" target="_blank">uemityoker.wordpress.com</a>
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