Hintergrund

«Für Schmiede gibt’s keine Hitze, nur verschiedene Wärmestufen!»

Feuer und Stahl. Wasser zur Kühlung der Werkzeuge oder auch einmal eines verbrannten Fingers. Im Aargau wird alte Handwerkskunst gelebt – vom Pensionär wie auch vom Frauenarzt.

Glück im Unglück

Auch der grosse Lufthammer in der Ecke der Stube ist ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. «Diese Maschinen zum Freischmieden gibt es zwar heute noch zu kaufen, kosten aber um die 15 000 Franken», so Hans. Zu viel für den Verein. Deshalb wurde das alte Exemplar von 1928 kurzerhand restauriert und läuft bis heute wie am Schnürchen.

Die Schmiedeschürzen werden montiert

An den zwei Feuern arbeiten nun insgesamt drei Männer im Wechsel. Einer macht Scharniere für eine Schatztruhe, ein anderer Kerzenständer fürs Wohnzimmer und der Dritte Herzen für den Weihnachtsmarkt am kommenden Wochenende. Verkauft werden diese Stücke im Allgemeinen nicht. «Selten kommt es vor, dass wir auf Wunsch etwas anfertigen, aber sonst dient alles zur Ausübung unseres Hobbys.»

Die Pizza ist beliebter als das Schmieden

Während Hans erklärt, schaue ich immer wieder fasziniert den Hobbyschmieden über die Schulter. Ich kann schon nach dieser kurzen Zeit verstehen, wie dieses Handwerk einen in seinen Bann ziehen kann. Für Hans ist es vor allem die stetige Verformbarkeit eines so harten Materials. «Ist das Holz zu kurz gesägt, musst du ein neues Stück nehmen. Eisen hingegen kannst du durch Erhitzen wieder in Form bringen.» Jetzt bekomme ich auch Lust, den Hammer zu schwingen.

Auch der Laie darf noch ran

Apropos Hufeisen. Weisst du, woher der Aberglaube kommt, dass diese Glück bringen? In vergangenen Zeiten war Eisen ein unglaublich teures Material, weshalb schon dazumal recycelt wurde. Aus eineinhalb Hufeisen wurde ein neues gefertigt. Und da Pferde gerne einmal ein bisschen über die Weide galoppieren, konnte es passieren, dass sich ein Hufeisen löste. Glück für den, der dieses fand und eine Stange Geld sparte.

Ich spare zwar kein Geld, freue mich aber trotzdem riesig über mein eigenes kleines Hufeisen. Etwas Selbstgemachtes in den Händen zu halten, ist ein tolles Gefühl. Dafür begeben sich die Mitglieder des Schmiedevereins jeden Freitag in die düstere Schmitte. Wobei loderndes Feuer und glühende Stahlteile sicher auch ihren Teil dazu beitragen.

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.


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