Hintergrund

Wie ich meine Nachbarschaft vor Cannabis-Geruch schütze und was es kostet

Martin Jud
6.1.2024

Einzelne Cannabis-Blüten duften fruchtig-süss. Ein Zelt voller Blüten riecht jedoch penetrant. Damit meine Wohnung und die Nachbarn im Treppenhaus verschont bleiben, nutze ich Rohrventilator und Aktivkohlefilter.

Wenn der Bauer neben deinem Haus sein Feld güllt, dann stinkt es gewaltig. Das liegt nicht nur am ekelhaften Geruch an sich, sondern besonders an seiner Intensität. Zumindest beim zweiten Punkt unterscheiden sich Jauche und der künftige Shit in meinem neuen Cannabis-Zucht-Zelt nicht. Denn die in den Harzdrüsen der Hanfpflanze hergestellten Terpene sind so geruchsintensiv, dass eine einzelne blühende Cannabis-Pflanze reicht, um den Zorn der Nachbarn zu ernten.

Ein Abluftsystem mit Aktivkohlefilter verhindert die Geruchsbelästigung. Wie gross dieser und wie stark der Rohrventilator sein sollten, erkläre ich dir in diesem Beitrag. Für mein kleines Zelt habe ich «überdimensionierte» Produkte gekauft und verwende diese untypischerweise ausserhalb der Growbox.

Dies ist der letzte Beitrag einer Mini-Serie. Als Bonus erfährst du am Schluss dieses Artikels, wie viel Watt die einzelnen Komponenten meines Grow-Setups ziehen und wie hohe Stromkosten dadurch über 110 Tage Pflanzenzucht anfallen. Die bisherigen drei Folgen findest du hier:

Warum du ein Abluftsystem benötigst und wie es aufgebaut ist

Zwei Gründe sprechen für die Installation von einem Abluftsystem:

  • Es sorgt für genügend Frischluft für deine Pflanzen.
  • Der Aktivkohlefilter filtert sämtliche Gerüche im Zelt aus der Luft. Das geschieht genau gleich, wie bei einem Dampfabzug mit Aktivkohlefilter in einer Küche.

Klassischerweise installierst du ein Abluftsystem zuoberst in der Growbox in folgender Reihenfolge: Aktivkohlefilter > Lüftungsschlauch > Rohrventilator > Lüftungsschlauch nach draussen.

Befinden sich die Komponenten ausserhalb des Zeltes, erhältst du mehr Platz für hochwachsende Pflanzen. Die Reihenfolge der Komponenten ist dann umgekehrt: Vorfilterbox im Zelt > Lüftungsschlauch nach draussen > Rohrventilator > Lüftungsschlauch > Aktivkohlefilter.

Bei einem System innerhalb des Zeltes filtert ein Filzüberzug beim Aktivkohlefilter Staub aus der Luft. Stehen Rohrventilator und Co. ausserhalb, saugen sie die Luft ungefiltert in den Schlauch. Es sei denn, du nutzt eine zusätzliche Vorfilterbox, wie ich es tue. Die steht in der hinteren linken Ecke des Zeltes.

Falls du dich fragst, ob das Absaugen der Luft unten im Zelt dafür sorgt, dass oben Hitzestau herrscht: ja. Allerdings nur, wenn du nichts dagegen unternimmst. In meinem Artikel zur erfolgreichen Indoor-Gras-Zucht erfährst du, wie du dagegen vorgehen kannst.

So stark sollte der Rohrventilator und so gross der Aktivkohlefilter sein

Um den Pflanzen genügend Frischluft zu spendieren und die Temperatur sowie Luftfeuchtigkeit niedrig zu halten, brauchst du einen entsprechend starken Rohrventilator und den passenden Aktivkohlefilter. Ausserdem solltest du den Raum, in dem deine Growbox steht, gut belüften. Neben einem kippbaren Fenster, oder noch besser einem Dachfenster im gleichen Raum, kann auch die Zimmertüre bei der Regulierung helfen.

Für die Wahl des korrekten Ventilators musst du wissen, in welchem Zeitraum er wie viel Luft bewegen soll – also wie viele Kubikmeter pro Stunde (m³/h). Als Faustregel sollte die gesamte Luft in der Growbox während der Vegetationsphase nach spätestens fünf Minuten ausgetauscht sein. Und während der Blütephase nach spätestens zwei Minuten.

Warum ich «überdimensionierte» Komponenten verwende

Am Ende habe ich noch stärkere Komponenten gekauft. Der Grund: Ich will ein möglichst ruhiges Setup, das hoffentlich lange hält. Folgende Faktoren führen zu einem leiseren Zelt:

  • Der Durchmesser des Lüftungsschlauchs – je grösser, desto leiser.
  • Die Länge des Lüftungsschlauchs – je kürzer, desto leiser. Das ist mit ein Grund, weshalb ich die Luft unten im Zelt absauge und nicht oben.
  • Die Bauweise des Rohrventilators.

Beim Rohventilator nehme ich nach stundenlanger Recherche ein leises Modell, das jedoch überdimensioniert ist. Der Rohrventilator TD-500 Silent (150-160 mm) von Soler&Palau für 315 Franken schafft mit 580 m³/h einiges mehr als die angestrebten 336 m³/h:

Ich könnte ihn voll aufgedreht auch auf einem Filmset für eine Haarspray-Werbung verwenden. Oder als Blasebalg für ein Feuer. Bei mir drosselt ihn ein Stufentrafo herunter.

Beim Aktivkohlefilter wollte ich eigentlich zu diesem Rhino-Pro-Filter greifen, doch der war zum Bestellzeitpunkt nicht verfügbar. Der als Ersatz gewählte Phresh-Aktivkohlefilter hat mich bisher auch nicht enttäuscht:

Dass er für 600 m³ pro Stunde ausgelegt ist, sehe ich nicht als Nachteil. Ich erwarte, dass er dadurch auch länger hält. Ich hoffe, mit dem Phresh P600 gegen acht Grow-Durchgänge zu schaffen. Dann müsste ich erst in acht Jahren einen neuen kaufen.

Trotzdem passen ein mächtiger Ventilator und Aktivkohlefilter irgendwie besser zur ebenfalls «überdimensionierten» LED-Lampe. Ausserdem machen die Abluftkomponenten nicht einmal ein Drittel der Gesamtkosten des Grow-Setups über 2627.40 Franken aus. Daher bin ich mehr als zufrieden.

War da nicht noch was? Stromverbrauch?

Folgende Auflistung zeigt anhand meiner Messergebnisse, wie viele Kilowattstunden Strom ich für meinen jetzigen Grow-Durchgang benötige:

Ich hoffe, dir hat meine Mini-Cannabis-Serie gefallen. Bis es vielleicht eines Tages mehr davon gibt, verabschiede ich mich. Wild dampfend, mit meinem PAX-Vaporizer und gut duftenden Blüten zur Seite, widme ich mich erstmal wieder weniger umstrittenen Themen aus dem Tech-Bereich.

Titelbild: Martin Jud

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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