Produkttest

Wie ich dank dieser defekten Kaffeemaschine zum Bürohelden wurde

«Karoshi» steht auf dem Zettel unserer alten Bezzera Maschine: «Tod durch Überarbeitung» auf Japanisch. Die Kaffeemaschine hat den Geist aufgegeben und unsere Grafiker an den Rand des Wahnsinns gebracht. Ich versuche, zu helfen.

Wenn die Grafikabteilung so gegen zehn Uhr morgens langsam eintrudelt, muss die Kaffeemaschine aufgewärmt bereitstehen. Hier geht’s natürlich nicht um die allgemeine Büromaschine der Firma Franke. Die eitlen Damen und Herren würden nie Kaffee aus dem Vollautomaten beziehen. Vor drei Jahren wurde daher eine italienische Siebträgermaschine Typ Bezzera Giulia inklusive Mühle angeschafft.

Auch die normale Bohnenmischung war nicht gut genug. Es brauchte äthiopischen Hochland-Wildkaffee (100% Arabica) aus der Mikrorösterei. Der heilige Grafik-Gral wurde gehütet wie der eigene Augapfel. Zwei Memos zeugen davon, dass vieles falsch gelaufen ist.

Eigentlich wollten sie sagen 'Finger weg!'
Eigentlich wollten sie sagen 'Finger weg!'

Ein Wunder, hat noch niemand eine Überwachungskamera in der Cafeteria installiert. Immer wieder ist die Situation eskaliert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Büros haben sich erdreistet, die Kaffeemaschine zu benutzen! Aus dem ganzen Gebäude lockte der Siebträger Kaffejunkies an. Sie versammelten sich um die Maschine wie die Motten ums Licht. Der Giulia wurde das alles zuviel. Immer wieder war sie in der Reparatur. Schäumte die Maschine keine Milch auf, schäumten die Kreativen vor Wut.

Marketing Chef Martin persönlich schob den externen Kaffeekränzchen mit einem «Mail an alle» schliesslich den Riegel vor. Der erste Satz dieser Mail ist wahrlich eine Trouvaille der passiv-aggressiven Bürokommunikation.

Ich komme mit einem etwas doofen Mail auf euch zu, es ist mir auch nicht angenehm, aber leider ist es nicht anders lösbar.
Martin Walthert, 8.12.2018

Das war vor einem Jahr und seither lief die Giulia eigentlich ganz ordentlich...

Die Alte gibt den Geist auf

Vor zwei Monaten dann der Zusammenbruch. Sie wollte nicht mehr. Sie konnte nicht mehr. Wackelkontakte, Lecks, selbst der beherzte Reparaturversuch von Grafiker Alessandro blieb erfolglos. Seither ist die Stimmung in der Grafikabteilung auf dem Tiefpunkt. Sitzungen sind eine Qual, Aufträge werden halbherzig oder gar nicht erfüllt und die Praktikantin muss Überstunden schieben.

Grafiker Alessandro ohne Kaffee
Grafiker Alessandro ohne Kaffee

Geld für eine neue Maschine hat auch niemand, das investieren die Designsnobs natürlich viel lieber in viel zu teure, alte Möbel und geben zu: «Ja, der Sessel ist unbequem, aber es ist ein Designklassiker aus Dänemark. Grad jetzt, wo hundert Jahre Bauhaus ist, muss man sich das auch gönnen.» Es war dann nur ein Bialetti-Kocher, den man sich aus einer anderen Abteilung auslieh und der die Giulia ersetzen sollte. Das war auch nicht mehr als ein Pflästerchen, um die Stimmung kurzfristig zu heben. Umso tiefer war der Fall, als sie merkten, dass Bialetti eigentlich auch Schrott ist. Damit wurde es zum Fall für mich.

Meine Idee: Das ganze Büro testet Siebträger-Maschinen, die ich organisiere. Für mich hat das nur Vorteile:

  1. Ich muss weniger arbeiten, weil das ganze Büro mittestet
  2. Das Review wird repräsentativer, weil alle ihre Meinung kundtun
  3. Ich werde im Büro von den Kaffeetrinkern auf gottgleichen Status gehoben

Jeden Monat testen wir jetzt also eine Maschine. Danach füllen die Tester*innen einen Fragebogen aus, den ich dann höchst wissenschaftlich auswerte.

Der Fragebogen

Auf einer Skala von 1 bis 10 gibt es in den beiden Rubriken «Design» (7 Fragen) und «Bedienung und Kaffee» (5 Fragen) Punkte zu ver- und Kommentare abzugeben. Ich weiss, das sind 6 Designfragen zu viel. Die Kreativabteilung will das aber so. Mein Entwurf sieht so aus:

Du kannst es auch hier als PDF runterladen.
Den Auftakt zur Testserie wird eine alte Bekannte machen:

Die Lelit Bianca habe ich schon einmal in einem Video getestet und für gut befunden. Ob sie bei den wählerischen Grafiker*innen durchkommt?

Das erfährst du, wenn du bei meinem Autorenprofil auf «Folgen» klickst.

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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