

Welchen Velohelm brauche ich? Ein Experte weiss Rat.

Über 1200 verschiedene Velohelme findest du bei Galaxus. Da findet garantiert jeder Velofahrer den richtigen Kopfschutz. Doch welcher ist das? Ich habe Helm-Experte Phil Walser gefragt, der bei Chris Sports unter anderem die Brands Bell und Giro betreut.
Unser Experte
Phil Walser ist seit 19 Jahren in der Sportbranche tätig. Seit über 10 Jahren arbeitet er für die Firma CHRIS Sports, welche exklusiv für die Marken Giro und Bell im Schweizer Handel zuständig ist. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Markenherstellern sowie die intensive Auseinandersetzung mit deren Produkten, hat sich Walser viel Fachwissen angeeignet und ist besonders im Bereich Velo- und Schneesport-Helme ein absoluter Experte. In seiner Freizeit ist er begeisterter Schneesportler, Mountain- und Roadbiker.
Das Interview
Im Interview mit Phil Walser erklärt er uns, welches der richtige Kopfschutz für welchen Velofahrer ist und worauf du beim Kauf achten solltest.
1. Der Einsatzbereich
Gemäss Walser ist die erste und alles entscheidende Frage beim Helmkauf: Wofür brauchst du den Velohelm? «Es macht natürlich einen Unterschied, ob der Helm vor allem auf Enduro-Pisten, auf dem täglichen Weg zur Arbeit oder bei mehrstündigen Ausfahrten zum Einsatz kommen soll», so Walser. Dementsprechend unterscheidet man grob drei Kategorien von Helmen: Bike-, Rennvelo- und City-Helme.
1.1. Bike-Helme
«Bike-Helm ist nicht gleich Bike-Helm», betont Walser und erklärt uns die Unterschiede.
Beim Cross-Country-Fahrer, der rasant durchs Gelände fetzt, sind ein geringes Gewicht sowie gute Belüftung massgeblich.

Ähnliches gilt für den All-Mountain-Biker, wobei sein Helm am Hinterkopf etwas weiter zu den Schultern gezogen sein sollte, da die Sitzposition aufrechter ist als beim Cross-Country.
Enduro-Fahrern empfiehlt der Experte einen Full-Face-Helm mit abnehmbarem Kinnteil. So kann man je nach Gelände und Umständen zwischen Integral- und Cross-Country-Helm wechseln.
Für Downhiller führt kein Weg an einem Integralhelm vorbei. Walser betont: «Hier spielen das Gewicht und die Belüftung eine sekundäre Rolle. Wichtig ist, dass der Helm robust und fest ist und maximalen Schutz bietet.»
Zu allen Mountainbike-Helmen // Zu allen Downhill-Helmen
1.2. Rennvelo-Helme
Beim Rennvelo-Helm sind zwei Faktoren entscheidend: die Be- und Entlüftung sowie das Gewicht. «Mit dem Rennvelo-Helm ist man unter Umständen mehrere Stunden lang auf offener Strasse unterwegs. Da ist es entscheidend, dass man nicht zu stark schwitzt und die Belastung für den Kopf nicht zu schwer ist», so Walser. Neben der Anzahl und Grösse der Löcher im Helm spielen vor allem die internen Luftkanäle für eine effiziente Luftzu- und -abfuhr eine entscheidende Rolle. Damit der Helm dennoch stabil bleibt – vor allem im Falle eines Sturzes –, verfügen hochwertige Modelle über einen integrierten Überrollbügel, den sogenannten Roll-Cage.
Die Unterschiede in Gewicht und Belüftung erklären gemäss Walser auch die massiven Preisunterschiede bei den Rennvelo-Helmen. Zudem sind die Anpassungssysteme der Helme häufig sehr verschieden: Während man bei den tendenziell günstigeren Helmen die Passform lediglich mit einer einfachen Schraube regulieren kann, lassen sich hochpreisigere Modelle horizontal und vertikal anpassen.
1.3. City-Helme
«Da man einen Stadthelm in der Regel für eher kurze Zeit trägt, sind Belüftung und Gewicht nicht so wichtig wie etwa beim Rennvelo-Helm», betont Walser. Wichtiger sei beim Fahren in der Stadt das Thema Sicherheit. So empfiehlt Walser Helme mit auffälligen Farben, reflektierenden Elementen, integriertem LED-Rücklicht oder mit Montagevorrichtungen für ein Licht, um die Sichtbarkeit des Fahrers zu steigern. Immer beliebter sind zudem Modelle mit einem Cap oder «Dächli». Für manche Helme gibt es ferner ein separates Winterkit, um in den kälteren Monaten Ohren und Kopf beim Velofahren zu wärmen.
Im unteren Preissegment gibt es zudem sehr einfache One-Size-Alltagshelme, die zwar sämtliche Schutzstandards erfüllen, aber keinerlei spezielle Features bieten.
Für viele Stadtfahrer steht beim Kopfschutz vor allem Style im Vordergrund – der Helm muss einfach gut aussehen.
Ein immer wichtigeres Thema sind gemäss Walser auch Helme für E-Biker. Da diese bis zu 45km/h schnell unterwegs sind, ist ein robuster Helm, der am Hinterkopf möglichst weit Richtung Schulter gezogen ist, unabdingbar. «Ab 2018 wird es für E-Bike-Helme europaweit neue Normen geben», weiss Walser. Wie diese genau aussehen, sei noch nicht bekannt. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um Schutznormen bezüglich Material und Dämpfungseffekt dieser Helme, vor allem bei den schnellen E-Bikes.
Nicht nur bei E-Bikern immer mehr im Trend seien Velohelme mit integriertem Visier. «So spart man sich die extra Brille und schützt vor allem bei höheren Geschwindigkeiten die Augen», erklärt Walser.
1.4. Kinderhelme
Ein Thema für sich sind Velohelme für Kinder. Walser erklärt: «Kinder behandeln ihre Helme oft eher unsanft. Daher ist es wichtig, dass ein robuster Helm ausgewählt wird. Es ist auch darauf zu achten, dass der Helm im hinteren Teil weit nach unten gezogen ist um den höchstmöglichen Schutz zu bieten.» Kinder können den gleichen Velohelm zum Biken, Skaten oder Scooterfahren verwenden. Bei ganz kleinen Kindern sollte man zudem darauf achten, dass der Helm nicht zu schwer ist. Deshalb gibt es in den meisten Fällen auch keine Hartschalenhelme für Kleinkinder.
2. Preisunterschiede
Die Preisspanne von Velohelmen in unserem Sortiment reicht von 36 bis 630 Franken. Woher kommen diese massiven Preisunterschiede? «Bei den Helmen gibt es vor allem bezüglich verwendeter Materialien, Innenleben, Verstellbarkeit und angewandter Technologien grosse Unterschiede», so Walser.
3. Die richtige Grösse
Der «perfekte» Helm sollte wie erwähnt für den entsprechenden Einsatzbereich bestimmt sein – er muss vor allem aber auch gut sitzen. «Für die Bestimmung der Grösse ist einzig der horizontale Kopfumfang entscheidend», betont Walser. Zu dessen Bestimmung misst du mit einem elastischen Massband rundherum von der Stirnmitte über die hinterste Stelle des Kopfes. «Wenn man genau zwischen zwei Grössen liegt, empfehle ich immer, die kleinere Grösse zu nehmen. Ein zu grosser Helm kann im Falle eines Sturzes nicht genug Schutz bieten. Der Helm muss unbedingt kompakt sitzen.»
4. Langlebigkeit
Und wie lange «hält» ein Helm? «Ein neuer Helm hat eine Lebensdauer von 3 bis 5 Jahren – ohne Sturz!», erklärt Walser. Es kommt natürlich immer darauf an, wie häufig der Helm gebraucht und äusseren Einflüssen ausgesetzt wird. Der Helm besteht zum Grossteil aus Kunststoff, welcher durch Feuchtigkeit, UV- und Blaulicht nach einigen Jahren unvermeidlich altert. Nach einem heftigen Sturz auf den Kopf solltest du den Helm unbedingt sofort auswechseln. «Auch wenn der Helm dann noch vollkommen intakt aussieht, sollte man ihn nicht mehr verwenden. Es ist ein bisschen wie beim Auto, wenn die Knautschzone aufgebraucht ist und es im Falle eines weiteren Unfalls nicht mehr genug Schutz bietet.»
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