Hintergrund

Was hilft gegen Stress? Zum Beispiel ein langer Kuss

Er hat Jahrtausende lang das Überleben der Menschen gesichert: Stress. Heute scheint es manchmal fast einfacher, dem Tod zu entrinnen als chronischem Stress. Doch es gibt Auswege.

Stress ist eine der Volkskrankheit unserer Zeit. Wie könnte es auch anders sein? Der Alltag ist voll von Stress-Auslösern: Vom ersten schrillen Wecker- oder Handyläuten bis zu den zermürbenden Abendnachrichten.

Gut, dass es Ratgeber gibt wie «Stress» von Emily und Amelia Nagoski. Sie erklären, was hinter Stress steckt und wie man mit Stresssituationen erfolgreicher umgehen kann.

Fight or Flight: Was steckt hinter dem Stressgefühl?

Stress: Was passiert in deinem Körper?

Siehst du dich also mit einem Stressor konfrontiert, schießt ein Hormoncocktail aus Adrenalin, Kortisol und Endorphinen ins Blut und provoziert eine komplexe körperliche Reaktion: Dein Herz schlägt schneller, dein Blutdruck steigt, deine Muskeln sind gut durchblutet und angespannt, deine Sinne sind geschärft und das Schmerzempfinden gedämpft.

Stressoren bedrohen heute nicht mehr dein Leben.

Stress ist aber durchaus eine Bedrohung für deine Gesundheit – sobald er chronisch wird. Die beiden Autorinnen Emily und Amelia Nagoski bringen diese Absurdität in ihrem Buch auf den Punkt. Sie schreiben: «In der modernen, nachindustriellen westlichen Welt tötet dich der Stress schneller als der Stressor.»

Depression und Diabetes: Die Folgen von chronischem Stress

Früher hat sich der Stress durch die Eliminierung des Stressors weitgehend beruhigt. War die Flucht erfolgreich oder der Angreifer besiegt, hat sich das mit dem Stress oft auch erledigt. Und heute? Du kannst auf der Arbeit nicht einfach aufstehen und weglaufen oder den anstrengenden Kollegen attackieren. «Kampf oder Flucht» ist im 21. Jahrhundert kein angebrachtes Stressmanagement mehr.

Wir stecken im Stresszyklus fest, weil wir in stressauslösenden Situationen feststecken, sagen die Nagoswkis. Hält dieser Zustand zu lange an, finden wir also keinen Umgang mit dem Stress und keinen Ausweg aus der Stresssituation, können die Folgen gesundheitsgefährdend sein.

Sie erklärt zudem, dass chronischer Stress zu einem geschwächten Immunsystem mit dauerhaft erhöhten Entzündungswerten führen kann. Das stehe mit Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Autoimmunerkrankungen oder Erkrankungen des Herzkreislauf-Systems in Zusammenhang.

5 Übungen für den Alltag: So brichst du aus dem Stresszyklus aus

Du wirst nicht verhindern können, immer wieder in stressige Situationen zu geraten. Oft ist deine Stressreaktion aber gar nicht wirklich geeignet dafür. Wichtig ist darum: Du solltest einen Ausweg aus der Stressreaktion finden, um danach in einen entspannten Zustand zurückzufinden. Die Autorinnen Emily und Amelia Nagoski teilen fünf wirksame Möglichkeiten, erfolgreich mit Stress umzugehen.

1. Sport hilft bei Stress

Sport tut dem Körper und der mentalen Gesundheit gut. Das ist bekannt. In puncto Stress gilt sogar: Körperliche Bewegung ist nicht nur ein, sondern das wirksamste Mittel gegen Stress. 20 bis 60 Minuten körperliche Aktivität am Tag reichen aus, um dein Stresslevel für mehrere Stunden zu senken.

2. Tief durchatmen

Atmen geht bekanntlich auch ohne Sport. Deshalb empfiehlt sich bei Stress tiefes Ein- und Ausatmen mit einer Atempause zwischen den Atemzügen. So regulierst du die Stressreaktion herunter, senkst das Kortisol im Blut und signalisierst deinem Körper Ruhe und Sicherheit.

Eine einfache Übung geht folgendermaßen: Atme ein und zähle dabei bis fünf. Halte den Atem an und zähle wieder bis fünf. Atme anschließend aus und zähle bis zehn. Wiederhole die Übung so oft wie nötig, um den Puls zu senken und die Entspannung zu spüren.

3. Positive soziale Kontakte pflegen

4. Der 6-Sekunden-Kuss gegen Stress

Der Beziehungsforscher John Gottman empfiehlt zudem den «Sechs-Sekunden-Kuss» als Zuneigungsübung: Küsse deinen Partner, deine Partnerin oder eine Person, die du sehr gerne hast, sechs Sekunden lang. Du wirst feststellen, dass sich dein Stresspegel senkt und du dich in einem angenehmen Equilibrium mit der Welt wiederfindest. Bei Bedarf kannst du die Übung natürlich so oft du willst wiederholen (im Konsens mit der anderen Person, versteht sich).

5. Kreativität

Und nochmal: Es geht nicht darum, Stress völlig zu vermeiden. Vielmehr ist es am gesündesten, Auswege aus dem Stresszyklus und einen angemessenen Umgang mit Stress zu lernen. Dann baust du nicht nur Stress ab, sondern Resilienz und Widerstandsfähigkeit gegen stressige Situationen auf.

Titelbild: shutterstock

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Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


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