

Wanderung über die Marwees im Alpstein

Der Weg über die Marwees ist eine spektakuläre Gratwanderung mit traumhaften Tiefblicken. Der teils ausgesetzte Weg verlangt Schwindelfreiheit, belohnt aber mit einer atemberaubenden Aussicht und zählt meiner Meinung nach zu den Klassikern im Alpstein welcher jeder Schweizer einmal gegangen sein sollte. Der Gipfel der Marwees ist einer der wenigen Alpstein-Berge, auf welchen keine Seilbahn führt.
Fakten zur Wanderung:
- Gesamter Zeitbedarf: 6-7 Stunden
- Auf- und Abstieg: je ca. 1200 Höhenmeter
- Distanz: 12 km
Von Wasserauen zur Bogartenlücke
Ausgangspunkt für die Wanderung ist der Parkplatz in Wasserauen. Von hier aus folgt man dem gut ausgeschilderten Wanderweg Richtung Bogartenlücke. Zunächst geht es relativ einfach durch ein Waldstück hoch. Nachdem man aus dem Wald schreitet, tut sich nach oben hin schon die markante Bogartenlücke auf. Diese ist kaum mehr zu verfehlen.

Im Zick-Zack geht es jetzt steil nach oben. Den Orientierungspunkt bildet ein markanter Felszapfen, das Bogartenmannli. Die Frage des Tages ist natürlich: kann man diesen Felsen hochklettern?

Überraschung: man kann! Es wurde sogar ein Sicherungsseil gelegt. Im Aufstieg trauen wir dem Seil noch nicht so ganz, aber oben stellt sich heraus, dass es sehr gut verankert ist.

Oben angelangt bietet sich ein schwindelerregender Rundum-Blick. Leider ist es heute etwas trüb. Normalerweise sieht man, statt dem Dunst am Horizont, bis Bodensee.
Der Abstieg dann einfach, zumindest wenn man dem Seil vertraut und sich damit nach unten lässt. Und gutes, griffiges Schuhwerk trägt.
Von der Bogartenlücke zur Marwees
Nach unserer kurzen Klettereinlage lassen wir die Bogartenlücke hinter uns. In einem fast kitschigem Blumenbeet wartet die Wanderwegbeschriftung. An der folgenden Wegabzweigung wechselt die Markierung von rot-weiß auf blau-weiß. Der Weg wird also schwieriger und somit interessanter. Den Erbauern eines Hauses direkt an der Kante über dem Abgrund scheint es jedenfalls nichts ausgemacht zu haben.

Mit ein paar Steilschwüngen geht es direkt nach oben, zur Schlüsselstelle der Tour. Nach einigen Serpentinen quert man auf einem sehr exponierten Weg den steil abfallenden Hang. Hier ist vor allem bei Feuchtigkeit oder Schnee höchste Vorsicht geboten, ein Sturz würde fatal enden! Gerade im Frühjahr oder im kalten Spätherbst findet sich hier ein Schneefeld, das mit nur mit äusserster Vorsicht überquert werden kann.
Nachdem die Querung überwunden ist, geht es in einem kurzen Umschwung links nach oben auf den eigentlichen Gratweg. Nun erkennt man schon in der Ferne das Gipfelkreuz auf dem Ostgipfel der Marwees.

Schwindelerregende Gratwanderung
Wir setzen die Gratüberschreitung über den Rücken der Marwees fort. Links und rechts des Weges fällt steiles Grasgelände ab, ab hier ist Schwindelfreiheit gefragt.
Für den trittsicheren Wanderer ein Hochgenuss mit traumhaften Tiefblicken auf Seealpsee, zur Ebenalp und zum Gasthaus Äscher in Blickrichtung Norden. Im Süden sind der Fälensee und die Widderalp einige hundert Meter weiter unten im Talboden zu sehen. Wir überschreiten den Marwees-Grat weiter Richtung Hauptgipfel. Hier auf 2056m liegt der höchste und aussichtsreichste Punkt dieser Wanderung, allerdings ohne Gipfelkreuz. Der Weg dorthin ist unmarkiert, aber relativ leicht zu finden: immer dem Gratverlauf folgen.
Dunkle Fronten am Horizont
Nachdem das Wetter bis jetzt halbwegs gehalten hat taucht nun eine dunkle Wolkenfront am Horizont auf.
Nur kurz schauen wir noch Richtung Säntis, denn jetzt heisst es Gas geben. Bei Regen und Nässe wird der Weg über die Marwees gefährlich rutschig, weshalb wir den Berg gerne den den Steinböcken überlassen.

Wir folgen dem Trampelpfad weiter, es geht langsam aber sicher wieder nach unten. Auf dem Weg treffen wir auf eine Steinbock-Kolonie, welche uns neugierig beobachtet. Es ist schon etwas besonderes diesen eleganten Tieren so nahe zu kommen. Faszinierend beobachten wir, wie die jungen Steinböcke spielerisch über die Felsen klettern. So mancher Bergsteiger wäre wohl froh, er könnte so galant und sicher über schroffes Gelände marschieren.
Stundenlang könnte man hier zuschauen, aber aufziehende Gewitterwolken treiben uns weiter Richtung Tal.
Langsam beginnt Regen einzusetzen, deshalb müssen wir uns beeilen. Wir folgen dem Weg Richtung Meglisalp, zweigen jedoch oberhalb der malerischen Alpsiedlung ab. Bei schönem Wetter lohnt es sich hier einzukehren.
Auf einem malerischen Höhenweg hat man erneut schöne Tiefblicke Richtung Seealpsee. Nach Gross- und Klein-Hütten schließt sich der Kreis unserer Rundwanderung und wir kommen wieder am Parkplatz in Wasserauen an.


Schon als Kind verbrachte ich jeden freien Tag in der Natur und streifte durch die Wälder. Mittlerweile bin ich zwar erwachsen, die Liebe zur Natur ist aber geblieben. Auf meinem Blog OUTCOZO schreibe ich über alles was mit Outdoor zu tun hat und möchte die Leser an meinen Abenteuern teilhaben lassen. Von Gletschertouren über Freeride-Abfahrten, von Biwaks am Berg bis Materialtests ist alles dabei. Hauptsache «Outside the couch zone». <br><br>
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