Vorsicht vor gefälschter Kosmetik
Hintergrund

Vorsicht vor gefälschter Kosmetik

Fälschungen beliebter Beauty-Produkte können unter anderem Blei, Sekundenkleber und Spuren von Kot sowie Urin enthalten. Das ist nicht nur ekelhaft, sondern auch ganz schön gefährlich.

Mit gefälschter Kosmetik kam ich das erste Mal in der Türkei in Kontakt. Damals schlenderte ich mit meinen Eltern über einen Markt und blieb bei einem Stand hängen, der mit einem Berg von Schminksachen lockte. Darunter Produkte aus der limitierten «Disney Villains»-Kollektion von MAC Cosmetics. Eine Linie, die ich nur zu gerne mein Eigen genannt hätte. Aber dreissig Franken für ein Puder hinzublättern, will als Teenie wohl überlegt sein. Umso grösser war die Versuchung auf dem Markt. Der Verkäufer versicherte uns, dass die Produkte trotz des tiefen Preises echt seien. Meine Eltern zweifelten daran und rieten mir vom Kauf ab. Wie gut, dass ich auf sie gehört habe.

Die Brutstätte

Laut der Netflix-Doku-Serie «Der Verbrauchermarkt: Ein kaputtes System» boomt die Beauty-Industrie zurzeit mehr denn je. Das Zeitalter von Social Media hat zahlreichen Indie Brands den Markteintritt erleichtert, die in Konkurrenz zu den grossen Playern wie Estée Lauder, L’Oréal und Coty stehen. Im Gegensatz zu ihnen setzen sie nicht auf traditionelle Werbung wie Print und TV-Spots, sondern auf die Sozialen Medien und ein gezieltes Influencer-Marketing. Laut Aussagen von Lexy Lebsack, Senior Beauty Editorin bei Refinery29, kann Letzteres dafür sorgen, dass sich ein Produkt bis zu doppelt so gut verkauft.

Mehr Anbieter und eine höhere Frequenz an Neulancierungen fluten den Markt. Auf YouTube, Instagram und Co. sind gehypte Produkte omnipräsent. Die Menschen wollen mit diesem Tempo mithalten. Nur das Neueste und Beste ist gut genug. Make-up wird zum Statussymbol. Dazu kommt, dass Brands bewusst geringere Mengen produzieren, die die Nachfrage nicht abdecken, um ihre Produkte auf dem gesättigten Markt noch begehrenswerter erscheinen zu lassen. So kann der Verkauf von gefälschter Ware lukrativer sein als der Verkauf von Drogen. Das liege daran, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung bereit ist, illegale Drogen zu nehmen, aber ein Grossteil Freude daran hat, schöne Dinge zu besitzen, sagt das LAPD.

Ein Mitarbeiter des LAPD zeigt, dass gefälschte Beauty-Produkte selbst auf den Strassen von Los Angeles erhältlich sind. Bild: Netflix
Ein Mitarbeiter des LAPD zeigt, dass gefälschte Beauty-Produkte selbst auf den Strassen von Los Angeles erhältlich sind. Bild: Netflix

Die unsichtbare Gefahr

Fake-Kosmetik ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch eine Gefahr für deine Gesundheit. Laut der Doku-Serie wird das meiste davon in China in verdreckten Laboren hergestellt und über Online-Marktplätze via Drittanbieter verkauft. Die Produkte enthalten unter anderem krebserregende Stoffe wie Arsen und Beryllium, Tierfäkalien, Pferdeurin oder sogar Sekundenkleber. Eine Verbraucherin berichtet davon, dass ihre Lippen nach dem Auftragen eines Lippenstifts zusammenklebten.

Während etablierte Marken in den USA im Rahmen einer Selbstregulierung ihre Inhaltsstoffe prüfen lassen, weil ihr guter Ruf auf dem Spiel steht, geht es den Fälschern nur ums schnelle Geld. Sie knöpfen sich die Zutaten-Liste verschiedener Produkte vor und versuchen, herauszufinden, wie viel wovon darin enthalten ist. Teure Stoffe ersetzen sie durch billigere Alternativen. Auch Schwermetalle wie Blei und Quecksilber, die als preiswerte Farbstoffe fungieren, wurden in den Nachahmungen gefunden. Sie können laut der Dermatologin Dr. Whitney P. Bowe, die in der Serie interviewt wurde, zu Fruchtbarkeitsproblemen, Fehlgeburten, Kopfschmerzen und Gedächtnisproblemen führen.

Nicht nur die fragwürdigen Inhaltstoffe sind ein Problem. Auch Bakterien aus Kot und Urin, die durch die unhygienische Produktion in die Nachahmungen gelangen, führen zu zahlreichen Beschwerden und Hauterkrankungen. Laut Bowe hat in den letzten fünf Jahren die Anzahl ihrer Patienten, die mit einer Kontaktdermatitis, Hautinfektionen, Bindehaut- und Liddrüsenentzündungen zu ihr gekommen sind, zugenommen. Dies liesse sich in vielen Fällen auf die Verwendung gefälschter Produkte zurückführen. Fälschungen optisch vom Original zu unterscheiden, ist heutzutage schwieriger denn je. Der grosse Unterschied liegt in dem, was drin steckt. Indikatoren für eine Fälschung sind Verkaufsort, Preis und Verpackung. Achte bei Letzterem vor allem auf Details wie die Druckqualität oder mögliche Schreibfehler, die sich eingeschlichen haben. Schlussendlich liegt es in deiner Hand als aufgeklärter Verbraucher, gefälschter Ware keine Chance zu geben.

Titelbild: Netflix

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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