

Verloren im Dünger-Dschungel: So findest du wieder heraus

Vielen Hobbygärtnerinnen und -gärtnern geht es bei der Düngerauswahl wie frischgebackenen Eltern: Sie wissen noch nicht, was ihre Sprösslinge beim Wachstum wirklich brauchen. Auch ich war ratlos. Deshalb habe ich für dich nachgefragt.
Pflanzenpflege kommt mir vor wie Kindererziehung: Ich will nur das Beste für meinen Sprössling und kann dabei trotzdem einiges falsch machen. So ging es mir auch bei meinem Indoor-Kräutergarten-Experiment. Im Teenageralter wird es nicht einfacher. Dann will ich verhindern, dass mein Junggewächs den falschen Stoff – ähm, Dünger – konsumiert. Doch wie? Mich überfordert das grosse Angebot in den Gartengeschäften völlig. Deshalb habe ich mir Hilfe bei einem Profi geholt.
Chaos beseitigen
Ich treffe Gartencenterleiterin Shannon Ruh im Gartencenter Hauenstein in Winterthur. Als gewissenhafte Journalistin habe ich mich natürlich im Voraus über zahlreiche Düngersorten informiert: Mineraldünger, organischer, stickstoffbetonter, phosphorbetonter Dünger… was es alles gibt! Da Shannon Ruhs Team an diesem Tag personell schwach besetzt ist, will ich sie nicht über Stunden aufhalten. Zum Glück sagt sie relativ schnell: «Wenn du zu viel über Dünger liest, wirst du wahnsinnig. Halten wir es einfach.» Das klingt gut.

Quelle: Hauenstein
Mass regulieren
Grundsätzlich, so Shannon Ruh, gebe es alle Dünger in organischer (sprich biologischer) und anorganischer Form. Die wichtigste Unterscheidung sei die in Volldünger, der den Pflanzen nur einmal jährlich gegeben werde, und in Flüssigdünger, der ein- bis viermal wöchentlich zum Zug komme. Welchen man nehme, sei Geschmackssache. Wichtig sei der Zeitpunkt: «Grundsätzlich gilt: In der wärmeren Jahreszeit, wenn alles wächst, wird gedüngt. Im Winter wird pausiert, da Pflanzen Winterschlaf halten und die Nährstoffe gar nicht richtig verarbeiten können.»
Keine Sonderbehandlung
Wie nützlich sind dann die unzähligen Spezialdünger? Sinnvoll sind sie laut Shannon Ruh bei Zitruspflanzen, Hortensien, Obst und Beeren. Grundsätzlich würden die Zusammensetzungen der meisten Spezialdünger nur leicht voneinander abweichen. Deshalb seien durchschnittliche «Pflanzeneltern» mit Universaldünger gut bedient.
Auf die Form kommt’s nicht an
Weil das schon fast zu einfach klingt, bist du bei der Form des Düngers erneut vor die Wahl gestellt. Solltest du Pulverdünger, Granulatdünger oder doch Düngerstäbchen kaufen? Shannon Ruh weiss Bescheid: «Das Spezielle an Düngerstäbchen ist, dass sie über rund drei Monate wirken. Am Ende gilt bei der Düngerform dasselbe wie beim Voll- oder Flüssigdünger: Wofür du dich entscheidest, ist Geschmackssache.»
Zimmerpflanzen: Die Unproblematischen
Und wie gehst du vor, wenn die Sprösslinge Zimmerpflanzen sind? «Abgesehen von Orchideen, die einen expliziten Orchideendünger benötigen, reicht bei allen anderen ein herkömmlicher Zimmerpflanzendünger. Auf diesem ist auch die Dosierung für spezifische Arten wie Kakteen angegeben», erklärt Shannon Ruh.
Ich atme erleichtert auf. Während ich bei meinen Indoor-Kräutern auf vieles penibel achten muss, sollte mir immerhin der Düngerkauf keine Sorgen mehr bereiten. Shannon Ruh sagt grinsend: «Der Dünger spielt im Indoor-Bereich tatsächlich keine wichtige Rolle. So schön wie draussen gedeihen Kräuter drinnen ohnehin nie.» Argh!
Welche Erfolge und Fehler hast du mit verschiedenen Düngersorten erlebt? Schreib es in die Kommentare.
Titelfoto: Darina Schweizer

Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.