Hintergrund

Sleepys Herzstück: Die DIY-Wasserkühlung muss Federn lassen

Kevin Hofer
16.7.2019

Sleepy – der Sleeper-PC, den ich baue und dann verlose – ist schon fast fertig. Heute entwerfe ich die Distro-Platte sowie die Pumpe/Reservoir-Combo für die Wasserkühlung. Leider machen mir die hohen Fräskosten einen Strich durch die Rechnung.

Eigentlich wollte ich die Distro-Platte sowie die Pumpe/Reservoir-Combo selbst fräsen. Meine Qualitäten als CNC-Fräser sind, gelinde ausgedrückt, noch nicht ausgereift genug. Bevor ich die Teile zum Fräsen gebe, muss ich sie erstmal im CAD-Programm Fusion 360 erstellen.

Pumpe/Reservoir-Combo und Distro-Platte sind in Sandwich-Form gehalten. Sie bestehen aus einer Grundplatte und einer Deckplatte, die miteinander verschraubt werden. Hinter der Grundplatte wird die Pumpe befestigt. Zwischen den beiden Platten fliesst die Flüssigkeit in Kanälen und ausserhalb dieser Kanäle sorgen Dichtungsringe dafür, dass kein Wasser ausläuft. Die Löcher für die Ports sind auf der Frontplatte.

Die Pumpe/Reservoir-Combo

Beim letzten Mal habe ich Papier-Schablonen für diePumpe/Reservoir-Combo und die Distro-Platte erstellt. So weiss ich, wie gross die beiden Teile sind und wo ich die Ports platzieren muss.

Leider macht Alex Banks im «Howto» nur eine sehr elementare Pumpe/Reservoir-Combo mit geraden Ein- und Auslass-Kanälen. Würde ich die Vorlage kopieren, könnte ich die Ports nicht dort platzieren, wo sie nötig sind.

Ich füge deshalb weitere Kanäle hinzu. Im Vorfeld hatte ich die Idee, die Kanäle in Form von zwei Halbmonden – einen links und einen rechts der Pumpe – zu gestalten. So wäre der obere Teil von Sleepy ein stilisierter Nachthimmel geworden. Die Idee habe ich schnell verworfen. Einerseits erschien sie mir zu kitschig, andererseits hätte das auf der kleinen Pumpe/Reservoir-Combo nicht Platz gehabt.

Aufgrund meiner mangelnden Erfahrung mit Fusion 360 und dem beschränkten Platz der Pumpe/Reservoir-Combo, habe ich mich für eine Verlängerung der zwei ursprünglichen Kanäle entschieden. In meiner Version schlängelt sich die Flüssigkeit durch insgesamt acht Kanäle, vier pro Seite, die ich miteinander verbinde.

Zudem füge ich von vorne gesehen rechts oben einen weiteren, kurzen Kanal hinzu. Dieser dient als Füll-Port, strategisch am höchsten Punkt platziert. Das Füllen des Wasserkühlungs-Loops ist so möglichst einfach.

Danach adde ich noch die Kanäle für die Dichtungsringe, die Ports sowie die Schraubenlöcher, um beide Teile zusammenzuschrauben. Der fertige Entwurf sieht so aus:

Distro-Platte

Mit der Pumpe/Reservoir-Combo sind die Vorbereitungen für die Wasserkühlung noch nicht fertig. Damit ich einen geschickt platzierten Port fürs Leeren des Wasserkühlungsloops habe, entwerfe ich in Fusion 360 eine Distro-Platte. Diese reicht vom tiefsten Punkt des Loops bis zum Radiator. Die Platte eignet sich also bestens für den Port zum Leeren.

Dank der Schablone weiss ich genau, wo ich die Ports platzieren muss. Aufgrund der knappen Platzverhältnisse wird die Distro-Platte mit 4.5 Zentimetern relativ schmal. Ansonsten gibt’s eigentlich nichts zu dem Teil zu sagen, ausser, dass mein Modell am Ende so aussieht:

Wer fräst die Teile?

Zum Vergleich hole ich mir noch eine Offerte von Protolabs ein. Protolabs ist ein international tätiger Online-Anbieter für Prototypen und Kleinserien. Auch das Auslagern der Produktion ins Ausland drückt die Kosten nicht wirklich. Die Distro ist mit 420 Franken gar teurer als das Angebot aus der Schweiz. Dafür ist die Pumpe/Reservoir-Combo «nur» 588 Franken.

Testen und Hoffen

Nach ein paar Tagen halte ich die Distro endlich in den Händen: Sieht geil aus und auch wenn ich mir den Aufwand für die Pumpe/Reservoir-Combo umsonst gemacht habe, freue ich mich über die Distro-Platte.

Als nächstes schneide ich den Dichtungsring zu. Dabei halte ich mich an ein weiteres Video von bit-tech. In diesem erklärt Modder Alex Banks, worauf es beim Machen soller Dichtungsringe zu achten gilt. Hoffentlich mache ich alles richtig, fingers crossed.

Als Material wähle ich Silikon, weil ich da am schnellsten ran komme. Den Dichtungsring schneide ich auf die korrekte Länge zu und leime ihn mit Sekundenkleber zusammen. Jetzt muss ich ihn nur noch in den dafür vorgesehenen Kanal legen und die Vorder- mit der Rückseite verschrauben. Dazu nutze ich M4-Schrauben und fertig ist die Distro-Platte.

Bevor ich die Distro-Platte in Sleepy montiere, teste ich sie auf Lecks. Ich erstelle einen kleinen Wasserkühlungs-Loop mit Distro-Platte und Pumpe. So zeigt sich auch, wie mein DIY-Teil auf Druck reagiert. Den Test lasse ich übers Wochenende laufen.

Nach dem Wochenende steht fest: Die Distro-Platte hält dicht. Ich kann sie ohne Bedenken einbauen. Bevor es aber so weit ist, muss ich noch die restlichen Arbeiten an Sleepy machen. Davon erzähle ich dir beim nächsten Mal.

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