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Schneidebretter: Holz oder Kunststoff, das ist hier die Frage

Martin Rupf
17.7.2025
Bilder: Martin Rupf

Welches Lebensmittel schneidet man am besten auf welchem Brett? Und was tun, wenn weder Kunststoff noch Holz überzeugt. Gibt es Alternativen?

Ich geb’s ungern zu: Beim Kochen greife ich meist wahllos zu einem meiner Kunststoff-Schneidebretter. In letzter Zeit gehen mir dabei zwei Fragen nicht mehr aus dem Kopf, vor allem, weil die Bretter ziemlich mitgenommen aussehen: «Sind die überhaupt noch hygienisch?» Und: «Gelangen durch das ständige Schneiden nicht jede Menge Mikroplastikpartikel in mein Essen?»

Natürlich besitze ich auch einige Holzbrettchen. Diese nutze ich aber nur, um Brot zu schneiden. Was ist nun besser: Schneidebretter aus Holz oder Kunststoff?

Wenn die Apfelschnitze plötzlich nach Knoblauch oder Zwiebeln schmecken

Bevor ich mich der Frage nach dem besten Material widme, halte ich eines für grundlegend: Es ist sinnvoll, verschiedene Lebensmittel auf unterschiedlichen Brettchen zu schneiden. In meiner Küche liegen deshalb mehrere Schneidebretter bereit, für Fleisch, Fisch, Gemüse und Brot.

Das verhindert, dass Bakterien von einem Lebensmittel auf andere übergehen. Besonders wichtig ist das bei rohem Fleisch: Salmonellen vom Geflügel können sonst auf Salat oder Obst gelangen.

Doch nicht nur Krankheitserreger sprechen für getrennte Bretter. Du willst ja nicht, dass deine Apfelschnitze plötzlich nach Zwiebeln oder Knoblauch schmecken.

Holz weist antibakterielle Eigenschaften auf

Zurück zur Ausgangsfrage: Sind Holz- oder Kunststoffbretter die bessere Wahl? Bei beiden entstehen durch häufiges Schneiden Rillen, in denen sich Bakterien festsetzen können.

Viele bevorzugen vermutlich Kunststoff, weil sich diese Bretter bei höheren Temperaturen im Geschirrspüler reinigen lassen. So werden Keime zuverlässig abgetötet. Doch das allein reicht nicht als Entscheidungskriterium. Zwar sind Holzbretter etwas aufwendiger zu reinigen, dafür besitzen bestimmte Holzarten wie Bambus, Ahorn, Buche, Eiche oder Olive antibakterielle Eigenschaften. Diese hemmen das Wachstum von Bakterien oder töten sie sogar ab.

Ein weiterer Vorteil: Holz quillt bei Feuchtigkeit leicht auf. Dadurch können sich Rillen mit der Zeit wieder schliessen. Ausserdem besteht Holz aus einem nachwachsenden Rohstoff und verursacht am Ende seines Lebenszyklus keinen Plastikmüll.

Gerade bei Geflügelfleisch greife ich deshalb lieber zu Kunststoff. Auch bei stark riechenden Lebensmitteln wie Zwiebeln oder Knoblauch oder bei färbenden Zutaten wie Rote Beete, finde ich Kunststoff praktischer. Diese Bretter lassen sich gründlich säubern, ohne dass Gerüche oder Verfärbungen bleiben.

Und was ist mit Mikroplastik - wie viel und wie gefährlich?

Auch wenn Kunststoffbrettchen pflegeleichter sind, frage ich mich immer öfter, ob beim Schneiden nicht doch Mikroplastik ins Essen gelangt – und damit in meinen Körper.

Eine Studie aus dem Jahr 2023, veröffentlicht in der Zeitschrift Environmental Science & Technology, kam zu einem klaren Ergebnis: Beim Gebrauch eines Kunststoffbretts entstehen zwischen 1536 und 7680 winzige Kunststoffteilchen, die auf das Messer und somit in das Essen gelangen können.

Das deutsche Prüfunternehmen TÜV SÜD unterscheidet zwischen primärem Mikroplastik, das gezielt hergestellt wird, etwa für Kosmetika, und sekundärem Mikroplastik, das durch Abrieb grösserer Kunststoffteile entsteht – etwa beim Schneiden.

«Öko-Test» äussert sich vorsichtiger. Mikroplastik steckt in vielen Alltagsprodukten, doch die Forschung steht noch am Anfang. Es gibt Hinweise darauf, dass die dauerhafte Aufnahme nicht unbedenklich ist.

Was wären mögliche Alternativen?

Wenn ich mich wegen des Mikroplastiks gegen Kunststoff entscheide, aber auch mit Holz nicht richtig warm werde, stellt sich die Frage: Gibt es Alternativen?

Tatsächlich gibt es Schneidbretter aus Materialien wie Stein, Glas, Marmor oder Titan. Sie wirken hochwertig, sind aber hart zu Messerklingen. Diese stumpfen beim Schneiden schneller ab.

Es gibt auch nachhaltige Lösungen: Einige Bretter bestehen aus gepresstem Papier. Sie sind robuster als man denkt, und dabei umweltfreundlich.

Immer beliebter werden auch Schneidebretter aus Kautschuk. Hersteller versprechen, dass sie langlebig und strapazierfähig sind. Im Gegensatz zu Holz nehmen sie weder Gerüche noch Farben auf und eignen sich laut Beschreibung gut für den täglichen Gebrauch.

Ich habe mich noch nicht entschieden, welches Brett in meine Küche einziehen soll. Aber wenn ich meine zerkratzten Kunststoffbretter anschaue, ist eines klar: Ein Ersatz muss her. Und zwar bald.

Titelbild: Shutterstock - siamionau pavel

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Zweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.


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