Judith Erdin
Hintergrund

Echthaar- vs. Silikonpinsel: Was ist besser?

Judith Erdin
14.5.2025

In praktisch jeder gut sortierten Küchenschublade findest du ihn: den Pinsel. Doch was ist besser, Echthaar- oder Silikonpinsel? Ich ziehe die gnadenlose Bilanz.

Er war mein täglicher Begleiter während meiner Zeit als Bäckerin-Konditorin: der Pinsel. Ein Exemplar ist in jeder Küchenschublade zu finden. Doch was ist besser, Echthaar- oder Silikonpinsel? Aus langjähriger Erfahrung weiss ich genau, welche Vor- und Nachteile die beiden Varianten bieten. Damit auch du in Zukunft Bescheid weisst und dein Leben nicht im Ärger über einen dummen Pinsel verbringen musst, folgt hier der unbeschönigte und ehrliche Vergleich.

Material

Meine Begeisterung für den Echthaarpinsel beginnt schon beim Material. Denn wer kann einem Pinsel widerstehen, der aussieht, als wäre er zusammengestellt aus dem traurigen Überbleibsel von Onkel Hermanns ergrauter Halbglatze? Tante Trudi bestimmt nicht. Und ich halt eben auch nicht. In der Realität aber werden für praktisch alle Küchenpinsel robuste, vorab gebleichte Schweineborsten verwendet, die lebensmittelecht sind. Sie sind meist sehr gut hitzebeständig und somit auch zum Auftragen von heissem Öl oder Fett geeignet.

Falls dein Pinsel das heisse Öl nicht aushält, dann wars kein reiner Echthaarpinsel, sondern eine Mischung aus Echthaar und Kunststoff-Borsten. Und du solltest dir beim nächsten Mal vielleicht den Pinsel einer anderen Marke kaufen. Gebleicht werden sie übrigens, weil schwarze Schweineborsten im Pinsel bei den Käuferinnen und Käufern nicht so beliebt sind wie blonde. Oh boy.

Das komplett charmebefreite Silikon vom Silikonpinsel ist zwar auch hitzebeständig, jedoch flüstert meine innere Stimme dabei immer ganz leise, aber bestimmt: «Achtung, das ist Kunststoff. Wenn er zu heiss wird, könnte er schmelzen und giftige Stoffe in mein Essen abgeben.» Tut es vermutlich nicht. Ich weiss. Oder doch?

Dieser Echthaarpinsel ist gemäss Herstellerangaben sehr gut hitzebeständig:

Funktionalität

Warum würdest du nie einen Pelzmantel anziehen, wenn du im Regen spazieren gehst (nebst der Tatsache, dass Echtpelz ziemlich out ist)? Na, weil jeder weiss, dass Haare Wasser aufsaugen und du innert kürzester Zeit wie ein nasser Hund aussehen würdest. Bei Regenwetter greifst du darum logischerweise zur Regenjacke aus Kunststoff, weil das Wasser perfekt daran abperlt. Jedes Material hat seinen Verwendungszweck, bei Pinseln ist es nunmal saugfähiges Echthaar. Und nicht wasserabweisendes Silikon! Mehr muss ich dazu gar nicht sagen.

Im Video hier habe ich übrigens noch den Vergleich gemacht: Einen Echthaar- und einen Silikonpinsel jeweils kurz ins Wasser getunkt und dann auf einem saugfähigen Papier einen Strich gezogen. Das Resultat spricht für sich:

Die Wirksamkeit von Echthaar- und Silikonpinsel im Vergleich.
Die Wirksamkeit von Echthaar- und Silikonpinsel im Vergleich.
Quelle: Judith Erdin

Reinigung

«Weisch, den Silkonpinsel kann ich einfach in die Spülmaschine stellen – super-praktisch.» Ich sage: «Erika, nein. Das reicht mir nicht als Argumentation für den Silikonpinsel.» Die einfache Reinigung macht nicht den Fakt wett, dass der eigentliche Zweck nicht erfüllt werden kann: nämlich das effiziente Bepinseln von Gebäck! Zum Vergleich: Wenn du ein Fahrrad brauchst, um zur Arbeit zu fahren, dann kaufst du dir ja schliesslich auch nicht eines ohne Räder, nur weil es dadurch in der Garage weniger Platz braucht!

Muss ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass der Silikonpinsel ein echter Staub- und Krümelmagnet ist? Du reinigst ihn in der Spülmaschine, legst ihn in deine Küchenschublade, und wenn du ihn ein bis zwei Wochen später wieder hervorkramst, ist er so voller Staub und Krümel, dass du ihn nochmals waschen musst, bevor du dich ans Bestreichen deines Sonntagszopfs machen kannst! Ein Ärgernis sondergleichen. Nicht. Mit. Mir.

Die Reinigung vom Echthaarpinsel hingegen ist etwas Sinnliches: Fast wie eine zarte Liebkosung fühlt es sich nämlich an, wenn du einen Tropfen Abwaschmittel sanft in die weichen Borsten des Pinsels einmassierst. Sie dann mit frischem Wasser auswäschst und dabei die gebleichte Haarpracht auf der Handfläche rhythmisch hin und her bewegst, damit auch die letzten Seifenresten sicher ausgespült werden. Ihn anschliessend liebevoll mit einem Küchentuch trocken zu reiben, ist der krönende Abschluss dieses fast schon spirituellen Rituals, das für mich mehr als Grund genug ist, nicht zum Silikonpinsel zu greifen.

Den Pinsel waschen und sich dabei wie beim Waldspaziergang fühlen:

Hygiene

Ich weiss, wenn beispielsweise rohes Fleisch mit Marinade bestrichen werden soll, dann ist für viele der Silikonpinsel die erste Wahl. Aus hygienischer Sicht sicher sinnvoll, für mich aber trotzdem unnötig, denn Marinade lässt sich problemlos auch von Hand auftragen. Dafür brauche ich keinen zusätzlichen Pinsel. So sparst du Platz in deiner Küchenschublade für etwas anderes, das nützlicher ist. Zum Beispiel. den Caipirinha-Stössel, den du schon immer wolltest (aber vermutlich nur ein einziges Mal brauchen wirst). Oder so.

Falls du beim Fleisch doch nicht handgreiflich werden willst:

Fazit

Mit einem Silikonpinsel in der Küche hantieren, ist frustrierend und lohnt sich nicht. Darum sage ich: Gönn dir was Anständiges. Denn das Leben ist einfach zu kurz für mittelmässige Pinsel. Nicht nur in der Küche.

Titelbild: Judith Erdin

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Bloggerin und Backbuch-Autorin von Streusel.ch
simon.balissat@digitecgalaxus.ch

Backbuch-Autorin, Food-Bloggerin und Content-Creatorin am Tag. Fremde-Katzen-Liebhaberin, Erdnussbutter-Junkie und Zimmerpflanzen-Sterbebegleiterin in der Nacht.


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