
Hintergrund
58 Schläge für 18 Löcher
von Patrick Bardelli
Es war gar nicht so einfach, sich auf ein Motiv für unsere erste Themenwoche zu einigen. Fünf Tage und fünf Geschichten sind es geworden, die alle eines gemeinsam haben: ein Loch.
«Die Menschen wollen das Loch sehen, nicht den Bohrer!» Diesen Satz wirft der Referent eines internen Schreibworkshops in die Teilnehmerrunde. Erst fragende Gesichter, dann Schmunzeln hinter vorgehaltener Hand. Werfen wir jedoch einen Blick hinter die Fassade unserer unreifen Betrachtungsweise, so steckt viel Wahres in seiner Aussage. Menschen wie du und ich wollen Lösungen präsentiert bekommen. In der heutigen Zeit mehr denn je. Problem und Werkzeug? Nebensache. Monate später nehmen wir unseren Referenten beim Wort. Eine Woche lang zeigen wir dir das Loch – fernab einer metaphorischen Interpretation. Wir lassen dich hineinblicken, das Ende des Tunnels erspähen und zeigen, dass etwas ist, wo auf den ersten Blick nichts zu sein scheint.
Unsere Themenwoche beginnt unbeschwert an der frischen Luft Asconas, wo unser Sportredaktor Patrick Bardelli den ältesten normierten Minigolfplatz der Welt besucht. 18 Löcher und zahlreiche Anekdoten aus vergangenen Zeiten erspielt er sich dort an der Seite von Betreiber Alfred Graf. Überall mit dabei: Fotograf Thomas Kunz.
Weit entfernt von dieser verspielten Sorglosigkeit zeigt sich der Ernst des Lebens. Wo Mensch für die letzte Reise packt. Die Reise, die dich an die Grenzen des Körperlichen bringt. Selbstverständliche Dinge werden zum K(r)ampf. Das lernt Pia Seidel im Gespräch mit Designerin Bitten Stetter, die sich nach einem schmerzlichen Verlust dem Tabuthema Tod annimmt. Ihre Forschungsarbeit widmet sie unter anderem dem Toilettenstuhl, der mehr ist, als eine Sitzfläche mit einer runden Aussparung. Er versteht sich als Symbol für das nahende Ende und ist eine Kritik am sonst so lieblosen Design in der Endstation Palliativpflege.
Ein Stockwerk tiefer, im Berner Untergrund, ergibt sich ein ähnlich düsteres Bild für unseren Redaktor Michael Restin. Vor ihm erstreckt sich das komplexe Kanalnetz, wo es von unsichtbaren Gefahren, kuriosem Spülgut und «Pralinen» nur so wimmelt. Einen Tag lang begleitet er das Team des Kanalnetzbetriebs und merkt schnell: Wer im Verborgenen agiert, wird trotz Leuchtkleidung nicht gesehen.
Leuchtende Uniformen tragen auch die Totengräber des Friedhofs am Hörnli in Basel. «Das ist ein Grab, kein Loch», stellen diese gleich zu Beginn im Gespräch mit Redaktorin Carolin Teufelberger klar. Vor Ort erfährt sie, welche Schicksale den Mitarbeitern besonders nahe gehen und wie es sich mit dem Tod als Kollege so arbeitet.
Während die Hoffnung einiger begraben wird, bohren andere in den Schweizer Alpen nach neuer. In ihrem Felslabor richtet die «Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle» den Blick in die Zukunft und forscht an Endlager-Lösungen für unseren Atommüll. Laborleiter und Geologe Ingo Blechschmidt zeigt Simon Balissat, wie ein Alltag ohne Sonne, dafür mit Strahlung, aussieht und weshalb am Ende des Tunnels doch mehr Licht zu sehen ist, als du zunächst vermuten würdest.
Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich.