Produkttest
Ultrahuman im Test: Dieser smarte Ring funktioniert ohne Abo
von Lorenz Keller
Der smarte Ring von RingConn ist ein idealer Begleiter: unauffällig, unaufdringlich, ausdauernd – aber immer da, wenn ich etwas genauer wissen will.
Jeder Smartring-Hersteller setzt eigene Schwerpunkte: Pionier Oura bietet umfassendes Tracking auch im Fitnessbereich, verlangt dafür aber ein Abo. Ultrahuman setzt beim Ring Air auf Tipps und Datenanalysen, vernachlässigt jedoch bisher den Sport- und Fitnessbereich.
Der smarte Ring von RingConn wiederum orientiert sich an den Basics – am Tracking rund um die Uhr. Und will mit cleveren Details und einem günstigen Preis überzeugen.
Ich habe den Ring einen Monat lang am Finger getragen.
Bei meinem ersten Smartring-Test dachte ich noch, dass das Sizing Kit optional ist, wenn du deine Ringgrösse bereits kennst. Nun behaupte ich das Gegenteil – Erfahrung macht klug.
Bestelle unbedingt ein Sizing Kit, auch wenn das ein paar Franken Zusatzkosten bedeutet. Aber die Ringmodelle sind so unterschiedlich, dass du sie vorher unbedingt austesten musst. Die Zahl für die Grösse allein sagt noch nicht viel aus.
RingConn Smart Ring Sizing Kit
Beim Ring von Ultrahuman beispielsweise habe ich Grösse 10 getragen, die am Mittelfinger perfekt passt und notfalls auch mal am Ringfinger getragen werden kann. Beim RingConn ist es aber die Grösse 11. Es lohnt sich, die Testringe auch mal ein paar Tage zu tragen und mehrere der Grössen von 6 bis 14 auszuprobieren.
Das Sizing Kit von RingConn ist übrigens überraschend hochwertig. Haptik und Feeling stimmen sehr gut mit dem Original überein. Du bekommst sogar hochwertige Farbmuster in Pale Gold, Moonlit Silver und Midnight Black, sodass die Entscheidung für eine Variante leichter fällt.
Der Smart Ring hat nicht die Form, die du vielleicht erwartest. Er ist nicht ganz rund, sondern wirkt wie ausgewuchtet mit vier abgerundeten Ecken. So sieht er zumindest von aussen aus. Innen ist er nur auf einem Viertel abgeflacht – dort, wo die Sensoren platziert sind. Der restliche Innenbereich ist rund.
Damit die Messung möglichst präzise ist, müssen die Sensoren unten am Finger liegen. Dieser Bereich ist beim RingConn zusätzlich von zwei Noppen begrenzt. Der Vorteil: Du spürst sofort, ob der Ring richtig sitzt. Der Nachteil: Du spürst die Noppen auch sonst. Für mich ist das im Alltag okay, aber es kann sicher auch als störend empfunden werden. Noch ein Grund mehr, das oben erwähnte Sizing Kit zu nutzen, in dem die Form des Rings wirklich exakt abgebildet wird.
Ich habe den Ring im Test Tag und Nacht getragen – im Meer beim Schwimmen genauso wie bei der Gartenarbeit. Das ist problemlos möglich, weil er wasserdicht und robust ist. Allerdings kommt der Ring unten am Finger dabei immer wieder in Kontakt mit anderen Materialien. Wenn ich beispielsweise eine Metallstange in der Hand halte, wird der Ring darauf scheuern. Kleine Kratzer sind unvermeidlich, die bei der schwarzen Version sicher deutlicher zu sehen sind als etwa bei Silber. Aber solche Patina kennen alle Ringtragenden – und sie wird bei jedem smarten Ringen vorkommen.
Wer den Ring schützen will, kann sich einen Protector kaufen. Das ist eine durchsichtige Silikon-Schutzhülle, die im Vergleich zum sonstigen Angebot des Herstellers recht teuer ist. Die Hülle über dem Ring lässt sich erstaunlich bequem tragen, ist aber deutlich zu sehen. Ich habe den Ring in kritischen Situationen lieber ausgezogen – oder eben einen Kratzer riskiert.
RingConn Smart Ring Protector Größe 9-11
Eine der grössten Stärken des Rings ist die Akkulaufzeit. Ich musste ihn nur alle sechs bis sieben Tage aufladen. Und das dauert dann nur 90 Minuten. Angst vor einem leeren Akku hatte ich nie, ganz anders als bei vielen Smartwatches. Im Gegenteil, ich habe manchmal fast vergessen, dass das Gadget ja auch irgendwann wieder Energie tanken muss.
Mitgeliefert wird ein Charging Case mit einem 500-mAh-Akku. Das Case erinnert an die Ladehüllen für In-Ear-Kopfhörer. Es sieht gut aus und ist nicht allzu gross. Die Batterie reicht für 150 Tage. Das Case ist auch nützlich, wenn du den Ring mal ausziehen und ein paar Stunden sicher aufbewahren willst – nebenbei wird er dabei auch gleich aufgeladen.
Es gibt übrigens auch ein normales Charging Dock, das du für knapp 40 Franken kaufen kannst. Es ist nochmals deutlich kleiner als das Ladecase, aber das ist meiner Meinung nach auch der einzige Vorteil. Für mich reicht das Case problemlos.
RingConn Smart Ring Charging Dock
Der Ring verbindet sich erst mit der App und überträgt alle Daten, wenn ich die Anwendung auf dem Handy starte. Das hilft sicher dabei, die Akkulaufzeit zu verlängern. Allerdings bekomme ich auch keine Rückmeldung in Echtzeit.
Während die Konkurrenz laufend Benachrichtigungen mit Tipps und Tricks schickt, macht das RingConn nicht. Ich kann die Informationen in der App finden und dort auch einen wöchentlichen Bericht abrufen. Aber ich muss das aktiv tun und selbst daran denken.
Dieses etwas andere Konzept ist ideal für alle, die nicht ständig Benachrichtigungen erhalten wollen. Schön wäre es jedoch, wenn ich selbst die Wahl hätte und einstellen könnte, wie oft und wofür der Ring mir Hinweise schicken soll. Bei RingConn kann ich nur eine Akku- und eine Trageerinnerung einschalten sowie Warnungen bei langer Bewegungsuntätigkeit und bei hoher Herzfrequenz.
Die grünen und roten Lichter der Sensoren sind dicht am Rand platziert und leuchten im Dunkeln immer wieder gut sichtbar auf. Das kann in der Nacht stören. Die stärkere Lichtabstrahlung im Vergleich zu anderen Modellen ist übrigens nicht nur mir aufgefallen, sondern auch in anderen Tests.
In der App sehe ich auf der schön gestalteten Übersichtsseite das Wellness-Gleichgewicht, welches das Verhältnis von Schlaf, Stress, Aktivität und Vitalzeichen visualisiert und mit den Werten der letzten sieben Tage vergleicht.
Schlaf, Aktivität, Stress und Puls werden zusätzlich mit Zahlen ausgewertet. Es lohnt sich, ab und zu auf einen der vier Punkte zu klicken und die Details anzuschauen. Bei der Herzfrequenz findest du auch den Blutsauerstoffwert, der nur in Ruhephasen gemessen wird. Dazu kommt die Herzfrequenzvariabilität (HRV), die beispielsweise zur Stressmessung und zur Messung der Erholung im Schlaf genutzt wird.
Wer Sport aufzeichnen will, muss dies über die App starten. Bisher gibt es nur fünf Sportarten (u.a. Laufen, Radfahren, Wandern). Dieser Bereich befindet sich noch im Beta-Modus und soll mit der Zeit ausgebaut werden. Wer ernsthaft Trainings aufzeichnen will, benötigt eine gute Smartwatch oder eine Sportuhr. Immerhin lassen sich die aufgezeichneten Daten mit Apple Health oder Google Fit synchronisieren.
Ich habe bei meinen Tests die aufgezeichneten Daten jeweils mit den Daten der gleichzeitig getragenen Samsung Galaxy Watch Ultra verglichen. In der Regel betragen die Abweichungen maximal zehn Prozent. Was wichtiger ist: Die Schlussfolgerungen aus den Daten waren identisch. Es ist also nicht vorgekommen, dass die Uhr beispielsweise einen schlechten Wert für den Schlaf anzeigt und der Ring einen guten.
Der RingConn Smart Ring kostet 70 bis 100 Franken weniger als viele Konkurrenten – und benötigt trotzdem kein Abo. Die günstige Alternative fokussiert sich auf das Tracken verschiedener Gesundheitsparameter. Die Auswertung und Interpretation der Daten ist im Vergleich zu anderen Modellen zurückhaltend. Beim Sport-Tracking musst du in der aktuellen App-Version Abstriche machen.
Wer sich die Mühe macht und regelmässig die App konsultiert, findet spannende Informationen zum eigenen Schlaf, zum Stresslevel oder zu Auffälligkeiten beim Entspannen.
Gut gefällt die lange Akkulaufzeit des smarten Rings und das schicke, clevere Ladecase. Die nicht ganz runde Form fällt am Finger nicht weiter auf. Ob der Ring mit den zwei Noppen innen bequem ist, solltest du auf jeden Fall mit dem Sizing Kit ausprobieren.
Pro
Contra
RingConn Smart Ring
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.