
Meinung
Ich wollte doch bloss die Batterie wechseln
von Patrick Bardelli
Pulsgurte – auch Brustgurt, Herzfrequenz-Gurt oder HRM (Heart Rate Monitor) genannt – sind beliebt im Sport und bei Leuten, die gerne genau trainieren. Sie eignen sich hervorragend in Kombination mit Sportuhren und Smartwatches. Es gibt aber auch Modelle, die dank internem Speicher ohne Uhr verwendet werden können.
Die Herzfrequenz misst die Anzahl Herzschläge pro Minute, beispielsweise während einer Trainingseinheit. Wozu benötigt man einen Pulsgurt, wenn doch die Smartwatch bereits den Puls am Handgelenk misst? Pulsgurte sind deutlich genauer, während Sportuhren viele zusätzliche Daten messen (Geschwindigkeit, Distanz, Schrittlänge, Trittfrequenz, Kalorienverbrauch, Höhenmeter etc.).
Wie unterschiedlich messen Smartwatches und Pulsgurte?
Uhren verwenden optische Herzfrequenzsensoren am Handgelenk. Diese erkennen das durch die Venen pulsierende Blut. Jeder Herzschlag pumpt Sauerstoff in das Blut, wobei sich die Blutgefässe erweitern. Der Herzfrequenzsensor misst mit grünen LED-Leuchten die Veränderung der Blutgefässe und wandelt die Messung in Herzschläge um. Diese indirekte Messung hinkt der tatsächlichen Herzfrequenz zeitlich etwas hinterher. Zudem verrutscht die Uhr am Handgelenk je nach Trainingsintensität, Schweiss und Armbewegungen und verliert dabei den Hautkontakt. Uhren messen also ungenauer und sind langsamer in der Datenerfassung. Sie sind aber besonders bei längeren Trainingseinheiten bequemer zu tragen.
Pulsgurte werden um die Brust getragen und messen die elektrische Aktivität des Herzschlags direkt. Der Sensor liegt auf dem Brustbein, misst die elektrischen Signale und wandelt sie in eine Herzfrequenzmessung um. Registriert wird also der Herzschlag selbst, nicht die verzögerte Sauerstoffveränderung. Deshalb ist ein Herzfrequenzgurt genauer und zuverlässiger als die Messung am Handgelenk. Weitere Gründe für die Genauigkeit: Der Sensor befindet sich in unmittelbarer Nähe des Herzens und der elastische Gurt passt sich ideal dem Oberkörper an ohne Kontaktverlust zur Haut. Ein weiterer Vorteil: Die meisten Pulsgurte werden mit Batterien betrieben, und müssen nicht aufgeladen werden.
Was bringen Herzfrequenzdaten?
Die Herzfrequenz kann im Nachgang eines Trainings analysiert werden. Herzfrequenzmessungen geben wertvolle Einblicke in den allgemeinen Gesundheitszustand. Besonders bei Ausdauersportarten (Laufen, Radfahren und Schwimmen) lassen sich mit der richtigen Analyse der Trainingsdaten wertvolle Erkenntnisse sammeln womit das Training optimiert und die Fitness verbessert wird.
Es spielt keine Rolle, ob man Fitness-Einsteiger, fortgeschrittener Amateur oder Profi-Sportler ist, ein Pulsgurt ist in allen Fällen eine gute Idee. Ein Training innerhalb der richtigen Herzfrequenz-Zone ist das Rückgrat jeder gesunden und zielgerichteten Trainingsroutine.
Für Anfänger helfen die Pulsdaten herauszufinden, wie unter- oder überfordert man sich beim Training in einer bestimmten Herzfrequenz-Zone fühlt. Bei zunehmender Trainingshäufigkeit oder Intensität lassen sich entsprechend schnell Fortschritte erkennen.
Bei Fortgeschrittenen und Profis helfen die Pulsdaten, sich Ziele zu setzen und die eigenen Grenzen besser einschätzen und knacken zu können. Je nach Herzfrequenzzone (auch Herzfrequenzbereich genannt, also ein individueller Intervall zwischen zwei Puls-Punkten) wird ein anderer Trainingseffekt erreicht.
Was sagt die Wissenschaft?
Eine wissenschaftliche Studie vergleicht die Genauigkeit von drei Messmethoden im Training: EKG, Pulsgurt und Sportuhr am Handgelenk. Das medizinische EKG bietet die genauste Messung. Pulsgurte kommen bis zu 99.6% an die EKG Werte heran, Sportuhren mit optischer Messung am Handgelenk hingegen nur zwischen 67 und 92%.