Hintergrund

Reichen 60 Sekunden Training pro Monat für mehr Kraft im Bizeps?

Keine Zeit ist kein Grund. Eine japanische Studie zeigt: Krafttraining kann sehr effizient gestaltet und mit minimalem Zeitaufwand Erfolge erzielt werden. Du musst nicht stundenlang ins Gym, um sinnvolles Krafttraining zu machen.

In einer Studie, für die 894 australische Personen (Alter: 25 - 54 Jahre) bezüglich der Motivation und Gründe, keinen Sport zu machen, befragt wurden, war der häufigste genannte Grund, zu wenig Zeit zu haben [1]. Der Faktor Zeit scheint also bei inaktiven Personen das Hauptargument gegen Sport darzustellen.

Da Bewegung und Krafttraining aber quasi Medizin darstellen, ist es kaum verwunderlich, dass die Forschung bestrebt ist, allfällige Barrieren wie eben den Faktor Zeit zu eliminieren und darum konstant auf der Suche nach der Optimierung von Effektivität und Effizienz ist.

Minimale Trainingsfrequenz von einer maximalen exzentrischen Kontraktion

Das Training fand auf einem Dynamometer statt. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das einen Hebelarm mit einer konstanten Geschwindigkeit bewegen kann. Das heisst, dass man eine Winkelgeschwindigkeit (°/s) vorgeben kann und der Trainierende mit seiner maximal willentlich erzeugbaren Kraft dagegen drückt. Dies ermöglicht uns u.a. die Kraft, bei jeder Gelenksposition zu ermitteln.

Resultate

Mittels Ultraschall wurde zudem die Muskeldicke des trainierten Arms bestimmt, um die Auswirkungen der Trainingsfrequenz darauf hin zu untersuchen.

Das absolvierte Trainingsvolumen (Nm·s) ist bei allen drei Gruppen (2, 3 und 5 Mal Training pro Woche) aufgrund des Studiendesigns signifikant unterschiedlich. Das höchste Volumen wurde von der Gruppe, die 5 Mal (3658 ± 1051 Nm·s ) pro Woche trainiert hat, absolviert. Gefolgt von der Gruppe, die 3 Mal (2070 ± 508 Nm·s) pro Woche trainierte. Das Volumen der Gruppe mit der kleinsten Trainingsfrequenz betrug 1233 ± 257 Nm·s.

Auch bei der Betrachtung der konzentrisch erzeugbaren Kraft zeigte sich ein signifikanter Unterschied bei der Gruppe, die 5 Mal pro Woche trainierte. Diese konnte ein höheres Drehmoment erzeugen bei einer Winkelgeschwindigkeit von 30°/s, jedoch nicht bei 180°/s. Die beiden anderen Gruppen zeigten keinen statistisch signifikanten Unterschied.

Beim exzentrischen Drehmoment zeigten sowohl die Gruppe, die 5 Mal und die Gruppe, die 3 Mal trainierten einen signifikanten Anstieg des Drehmoments im Vergleich zur Ausgangsmessung. Dies bei beiden Winkelgeschwindigkeiten. Nur die Gruppe, die 2 Mal pro Woche trainierte, zeigte keine Veränderung. Die Muskeldicke blieb bei allen Gruppen gleich und nahm nicht signifikant zu.

Schlussfolgerung und Limitationen

3 s lang maximale willentlich erzeugbare Kraft zu produzieren und das an mindestens 3 Tagen pro Wochen trägt dazu bei, dass man stärker wird. Nicht jedoch, dass die Muskeln wachsen. Aufgrund der Unterschiede zwischen den Gruppen, muss der Trainingsfrequenz eine grössere Bedeutung für diese Trainingsmethode zugeordnet werden.

Was die Studie jedoch andeutet ist, dass sich Krafttraining effizient gestalten lässt. Das Argument, keine Zeit zu haben für etwas, was für unseren Körper gesundheitlich sehr vorteilhaft ist, dürfte die Studie damit weitgehend entkräften. Als Gesellschaft würde es sich wohl auszahlen, den Nutzen von Krafttraining höher zu bewerten und zu einem Paradigmenwechsel anzuregen.

Nimm dir Zeit für deine Muskeln, sonst nimmt die Zeit dir deine Muskeln.

Referenzen

  1. Hoare E, Stavreski B, Jennings G, Kingwell B. Exploring Motivation and Barriers to Physical Activity among Active and Inactive Australian Adults. Sports. 2017;5: 47. doi:10.3390/sports5030047
  1. Yoshida R, Kasahara K, Murakami Y, Sato S, Tanaka M, Nosaka K, et al. Weekly minimum frequency of one maximal eccentric contraction to increase muscle strength of the elbow flexors. Eur J Appl Physiol. Springer Berlin Heidelberg; 2023; doi:10.1007/s00421-023-05281-6
  1. Sato S, Yoshida R, Murakoshi F, Sasaki Y, Yahata K, Nosaka K, et al. Effect of daily 3-s maximum voluntary isometric, concentric, or eccentric contraction on elbow flexor strength. Scand J Med Sci Sports. Scand J Med Sci Sports; 2022;32: 833–843. doi:10.1111/SMS.14138

36 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Molekular- und Muskelbiologe. Forscher an der ETH Zürich. Kraftsportler.


Sport
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Fitness
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Krafttraining: Wie häufig muss ich gehen?

    von Claudio Viecelli

  • Hintergrund

    Der Zeitpunkt der Proteinzufuhr beeinflusst das Muskelwachstum – stimmt das wirklich?

    von Claudio Viecelli

  • Hintergrund

    Go heavy or go home? Welchen Einfluss die Belastung oder Intensität auf die Muskelmasse hat

    von Claudio Viecelli