

Pias Picks: Querdenkende aus dem Norden
Regelmässig teile ich mit dir Dinge, die auf meiner Merkliste landen, weil sie dir vielleicht auch zusagen. Dieses Mal die etwas anderen, nach Sommer schreienden Streifen.
Marinestreifen sehen schick aus, keine Frage. Sie wirken aber auch schnell etwas langweilig. Auf Sonnenschirmen, Markisen oder Handtüchern lasse ich sie mir ja noch gefallen. Von meinem Wohnzimmer halte ich sie jedoch fern. Ich möchte nicht, dass es einem Jachtklub gleicht. Anders sieht es da schon bei Blockstreifen aus. Dick, grossspurig und bunt haben diese etwas Rebellisches, wenn sie so kreuz und quer über die Fläche fahren. Ihre auffällige Art erinnert das Mittelalter, den Ursprung des Streifenmusters.

In der Mode haben Streifen eine reiche Geschichte – eine Geschichte, die den nordischen Marken HK Living und Oyoy sicher bekannt ist. Sie tauchten erstmals im Mittelalter auf und wurden von Matrosen getragen, um sie als Aussenseiter sichtbarer zu machen. 1858 wurde vom französischen Militär offiziell bestimmt, wie das blau-weisse Marinière eines Matrosen auszusehen hat:
Le corps de la chemise devra compter 21 rayures blanches, chacune deux fois plus large que les 20 à 21 rayures bleu indigo. Quelle: Wikipedia
Ob gleich gross oder nicht – der Streifen wurde dann von Coco Chanel oder den Beatniks und der jugendlichen Gegenkultur der 1960er Jahre übernommen. Bis er sich schliesslich zum Klassiker – und für mich irgendwie zum Langweiler – im Kleiderschrank entwickelte. Glücklicherweise gibt's nun wieder Längs- und Querdenker aus dem Norden in der Inneneinrichtung, die das maritime Muster modern interpretieren und mal mehr oder weniger als 21 Streifen einsetzen. Und da das Muster wie kaum ein anderes «Sommer» schreit, ist jetzt die Zeit, um sich damit einzudecken.
Ganz ohne Jacht
Du kannst Blockstreifen vorsichtig oder mutig einsetzen. Wenn du klein anfangen möchtest, empfehle ich dir, ein einziges Objekt zum Solo-Star zu machen. Platziere zum Beispiel ein Dekokissen im Wohnzimmer. So verleihst du jedem noch so grauen Sofa einen Farbtupfer. Oder aber du setzt einen Querdenker neben einen Langweiler: Das dünn gestreifte Marinemuster schwächt jeden Blockstreifen ab.

Auffälliger wird's hingegen, wenn du Designobjekte mit schrägen und vertikalen Streifenmustern sowie anderen Prints kombinierst. Beispielsweise mit einem Blumen-Print. Der Stilbruch macht jeden noch so neutralen Raum zum Blickfang und das ist auch gut so.

Denn im Unterschied zur Mode, wo du als Paradiesvogel gelten würdest, ist der Mix im Innenraum unproblematisch. Das gilt auch bei den Farben. Blau-Weiss war gestern. Streifenmuster können nicht nur zwei-, sondern auch mehrfarbig sein. Genauso wie die Streifen nicht immer gleich dick sein müssen. Dieses Querdenken ist es ja, was ein Muster schliesslich spannend macht.
«Pias Picks» gibt’s auch nächste Woche. Ich zeige dir dann wieder ausgewählte Objekte von der Merkliste, mit denen du dein Zuhause stilvoll gestalten kannst.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.