Hintergrund

Petri Heil im Skigebiet

Denke ich an Eisfischen, kommen mir Bilder von Skandinavien oder Alaska in den Sinn. Doch auch bei uns in den Alpen ist aktuell auf zugefrorenen Bergseen Eisfischen-Saison. Ich wage den Schritt aufs dünne Eis.

Eisfischen ist für mich Neuland. Zwar bin ich schon mehrmals mit einer Angelrute am Seeufer gestanden, doch beim Eisfischen habe ich bis anhin nur an den hohen Norden und nicht an unsere Alpen gedacht. Um mehr darüber zu erfahren, mache ich einen Ausflug ins Skigebiet Hoch-Ybrig im Kanton Schwyz. Fünf Minuten zu Fuss entfernt von der Bergstation, liegt auf 1500 Meter über Meer der Seeblisee. Hier kannst du von Dezember bis März auf dem zugefrorenen Bergsee fischen.

Das Wetter meint es gut mit mir und meinen Kollegen.
Das Wetter meint es gut mit mir und meinen Kollegen.

Eisfischen: nur unter Aufsicht

Vor Ort treffe ich Annemarie und Ernst. Wenn du auf dem Seeblisee Eisfischen willst, führt kein Weg an ihnen vorbei. Nur sie stellen dir das erforderliche Patent aus. Da nur eine begrenzte Anzahl Fischer pro Tag auf's Eis gelassen wird, musst du dich vorher auf ihrer Website für ein Datum anmelden. Nebst dem Patent stellen sie ihre Berghütte zur Verfügung. Hier sorgen sie für dein leibliches Wohl. Am Mittag gibt’s für alle Fischer ein schmackhaftes Mahl. Sollten dir die winterlichen Temperaturen zu kalt sein, kannst du dich auch mit Kaffee oder Tee in der beheizten Stube aufwärmen.

Ernst bereitet auf der Veranda das Mittagessen vor. Heute gibt’s Fondue.
Ernst bereitet auf der Veranda das Mittagessen vor. Heute gibt’s Fondue.

Ihre Hauptaufgabe ist jedoch deine Sicherheit. Da laut Gesetz der Besitzer des Sees bei Unfällen haftet, sind sie immer vor Ort, wenn gefischt wird. Sie schauen sich den Zustand des Eises an und entscheiden, ob gefischt werden darf oder nicht. «Aktuell ist das Eis einen halben Meter dick», erfahre ich von Annemarie. Zudem erklärt sie mir, dass es zwei verschiedene Arten von Eis gibt: «Schwarzeis ist sehr kompakt und ab 20 Zentimetern dick genug zum Eisfischen. Weisseis muss mindestens 25 Zentimeter dick sein.» Ebenfalls empfiehlt sie mir, nur mit Schneeschuhen auf’s Eis zu gehen. «Aktuell haben wir auf der Oberfläche nur eine kleine Vor-Eisschicht. Darunter befindet sich ein wenig Wasser, bis die eigentliche Eisschicht kommt. Mit den Schneeschuhen solltest du nicht nass werden.»

Schneeschuhe sind auf dem Eis zu empfehlen.
Schneeschuhe sind auf dem Eis zu empfehlen.

Von Annemarie erfahre ich, dass die Fische, die sich im knapp vier Meter tiefen Seeblisee befinden, allesamt ausgesetzt wurden: «Der Seeblisee hat nur zwei kleine Bäche als Zulauf. Eine natürliche Fortpflanzung findet deshalb nicht statt. Wir müssen die Forellen und Saiblinge etwa sechs Mal pro Jahr aus einer nahe liegenden Zucht überführen.» Aus diesem Grund dürfen pro Patent auch nur drei Forellen aus dem See genommen werden. Willst du mehr Fische entnehmen, kannst du dir jedoch ein weiteres Patent kaufen. Das dadurch erwirtschaftete Geld wird in den Kauf neuer Zuchtfische investiert. Der Kreis schliesst sich, sozusagen.

Die Fischer tauschen ihre Erfahrungen aus.
Die Fischer tauschen ihre Erfahrungen aus.

Bei einer Bise kannst du zu Hause bleiben

Grundsätzlich gilt: Je kälter es ist, desto inaktiver sind die Fische. Auch war mir bewusst, dass Fische während der Laichzeit weniger Hunger haben und ich dadurch weniger Bisse auf meinen Köder habe. Neu ist mir die Info von Annemarie: «Fische sind sehr sensibel auf den Luftdruck. Herrscht eine Bise, kannst du zu Hause bleiben. Da wirst du fast nichts fangen.»

Auch betreffend Köder gibt es ein paar Tipps vom Profi: «Da im Sommer auf dem Seeblisee ausschliesslich Fliegenfischen (Kunstköder) erlaubt ist, läuft im Winter Naturköder besser.» Klassiker wie Mädli und Larven laufen gut. Hegenen (mehrere Haken an der Schnur) empfiehlt sie nicht: «Mehr als zwei Haken gleichzeitig ist nicht zu empfehlen. Mit der Hegene hast du schnell ein Durcheinander im kleinen Loch.»

Voller Stolz wird der Fang gezeigt.
Voller Stolz wird der Fang gezeigt.

Da die Fische in Bewegung sind, solltest auch du deine Position gelegentlich ändern. Hast du innerhalb von einer halben Stunde keinen Biss auf verschiedene Köder, kannst du weiterziehen und ein neues Loch bohren. Du kannst auch zu einem späteren Zeitpunkt zu einem früheren Loch zurückkehren und es erneut versuchen. Wer nicht versucht, der nicht gewinnt.

Wie sieht die Zukunft aus?

Mittlerweile sollten auch Klimadiskussions-Gegner bemerkt haben, dass die Winter nicht mehr sind wie früher. Höhere Temperaturen führen zu weniger Schneefall und auch zu weniger Eis auf dem See. «Vor 30 Jahren hatten wir hier Schnee bis zum Abwinken», erinnert sich Ernst und zeigt über den See. Auch Annemarie erinnert sich an bessere Zeiten: «Normalerweise geht die Saison von Dezember bis März. Letztes Jahr mussten wir bereits Ende Februar den Betrieb einstellen, da der See zu wenig Eis hatte.» Wie lange das Eisfischen hier noch möglich ist, kann nicht vorhergesagt werden, die kommenden Jahren werden es zeigen.

Eis. Aber wie lange noch?
Eis. Aber wie lange noch?

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Bezahlt werde ich dafür, von früh bis spät mit Spielwaren Humbug zu betreiben.


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