Produkttest

Kolink Rocket Heavy im Test: Mini-ITX-Gehäuse mit wichtigem geheim Feature

Kevin Hofer
23.4.2021

Das Rocket Heavy von Kolink soll trotz lediglich 15,8 Litern Fassungsvermögen beim Gamen wie eine Rakete abheben. Das funktioniert, aber nur mit einem Feature, das dir die Anleitung nicht verrät – und am besten verbaust du sowieso eine AIO-Wasserkühlung.

Plötzlich ist etwas anders. Erstaunt blicke ich durchs Seitenfenster des Rocket Heavy. Irgendetwas fehlt – ist ungleich. Was nur? Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Der linke «KFA2»-Aufkleber der Grafikkarte hat sich verabschiedet. Im Inneren des Gehäuses ist es dem Klebstoff wohl zu heiss. Er mag sich nicht mehr an die Karte klammern.

Eine heisse Angelegenheit

Leider steht nichts dazu in der nicht mitgelieferten Bedienungsanleitung – die findest du nur online. Deshalb beginnt während meines ersten 20 minütigen Tests das Seitenpanel aus gehärtetem Glas beinahe zu glühen. Fasse ich es an, verbrenne ich mir die Finger. Um die 80 Celsius zeigt meine Wärmebildkamera an.

Während den ersten 20 Testminuten steigt die Raumtemperatur meines 10 Quadratmeter grossen Büros von 22,5 auf 24,5 °Celsius. Beim zweiten Test mit der Grafikkarte weiter hinten im Gehäuse steigt die Temperatur weniger, nämlich von 22,2 auf 22,7 °Celsius. In beiden Fällen dröhnen die Lüfter mit bis zu 51,5 dB. Ich messe aus 30 Zentimetern Entfernung vor dem Gehäuse. Im Leerlauf sind’s 41,5 dB.

Ich denke, das Rocket Heavy könnte im Test noch besser abschneiden. Dabei können mehrere Faktoren helfen. Um die zu ergründen, erzähle ich dir von meinem ersten Eindruck des Gehäuses und der Bauerfahrung.

Zwei Schritte zurück: der erste Eindruck

Das Rocket Heavy sieht auf den ersten Blick ganz ordentlich aus. Vorne, oben und unten hat das Gehäuse schnittige Aussparungen. Die Wabenstruktur vorne und die versetzt platzierten Langlöcher oben geben dem Gehäuse einen futuristischen Look. Das Gehäuse steht auf 15 Millimeter hohen Chromstahl-Füssen. Mir gefällt das Design.

Hier die wichtigsten Eigenschaften des Gehäuses auf einen Blick:

Persönlich hätte ich auch auf dieser Seite ein Mesh-Panel vorgezogen. So kann die Grafikkarte noch besser frische Luft anziehen und die heisse nicht im Gehäuse verwirbeln.

Auch eher schlecht als recht sind die gummierten Befestigungsschrauben für die Seitenpanele und deren Gegenstücke am Gehäuse. Die Schrauben waren derart stark angezogen, dass der Gummi bereits Risse hatte. Beim Festschrauben am Schluss hat er sich dann ganz verabschiedet.

Positiv sind die Staubfilter vorne und oben. Leider lassen sich die zum Reinigen nur schwer entfernen. Du musst den Deckel abschrauben, um sie zu erreichen. Der obere Staubfilter wirkt zudem billig verarbeitet. Er lässt sich ganz einfach nach vorne und hinten bewegen und ist nirgends wirklich befestigt. Da das Gehäuse unten ebenfalls gelocht ist, hätte ich mir unten auch einen Staubfilter gewünscht.

Im Deckel findet übrigens ein bis zu 240 Millimeter grosser Radiator Platz. Mit Lüftern sollte der maximal 5,5 Zentimeter dick sein, sonst bringst du ihn wegen der Netzteilhalterung nicht rein.

Das mitgelieferte PCIe-3.1-Riser-Kabel musst du erst noch montieren. Positiv sind die Anschlüsse. Hier stehen 1x USB-3.2 Type-C, 2x USB 3.0, 2x USB 2.0 sowie Audio und Mikro Klinke zur Verfügung.

Die Bauerfahrung

In der Halterung des Netzteils hat es zwei Kabelführungen, damit du die Kabel von Beginn weg etwas lenken kannst. An einigen Stellen hat es auch die Möglichkeit, die Dinger mit Kabelbinder zu bändigen.

Ist das Mainboard mitsamt Kabel erstmal drin, ist der Rest ein Klacks. Denke ich zumindest, bis ich versuche die Blende der Grafikkarte hinten zu lösen. Die Schrauben lassen sich nur mit einer Ratsche lösen. Wie ich bei genauerem Hinsehen feststelle, liegt der Grund dafür nicht darin, dass die Schrauben zu stark angezogen waren, sondern an den Gewinden, die nicht sauber gefertigt wurden.

Immerhin ist der Rest ein Klacks. Obschon; erst vergesse ich den mitgelieferten 120-mm-Lüfter mit dem Mainboard zu verbinden und beim Netzteil den Schalter zu aktivieren. Glücklicherweise ist der Schalter von unten mit einem dünnen Gegenstand wie einem Bleistift gut erreichbar.

Fazit: Bei der Verarbeitung nicht auf der Höhe

Das Heavy wirkt auf den ersten Blick sehr gut: Die Waben-Front und das löchrige Dach sehen schnittig aus. Bei genauerem Hinschauen siehst du jedoch, dass das Gehäuse bei der Verarbeitungsqualität, wie den schlecht gedrehten Gewinden, Mängel aufweist. Für mich sind auch die Glas-Panele auf beiden Seiten eine Fehlentscheidung. Zumindest das Panel auf der Rückseite müsste definitiv nicht aus Glas sein – da sind sowieso nur Kabel zu sehen.

Machst du Gebrauch vom nicht auf den ersten Blick ersichtlichen Feature und verschiebst die Grafikkarte gegen hinten, ist der Airflow im Gehäuse nicht schlecht. Mit einer AIO-Wasserkühlung würdest du wohl auch gute Werte bei der CPU-Temperatur erhalten – leider konnte ich das mangels AIO nicht testen. Persönlich finde ich das Gehäuse vor allem für die Verarbeitungsqualität mit etwas über 130 Franken, bzw. knapp unter 130 Euro (Stand: 23.4.2021) zu teuer.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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