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Kinder und Sport: «Für die körperliche und psychische Entwicklung ist Bewegung essenziell»

Wenn Kinder genug Bewegung haben, machen Eltern schon einiges richtig. Die Sportmedizinerin Dr. med. Friederike Wippermann über typische Beschwerden, einseitiges Training und den Grundsatz, dass jedes Kind Sport machen kann.

Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Bei manchen lässt er im Laufe der Zeit etwas nach, bei anderen führt er bis zu einer Karriere im Leistungssport. So selbstverständlich, wie der Nachwuchs sich austobt und auslebt, machen sich Eltern Gedanken darüber, wie sie ihre Kinder am besten begleiten und deren Energie in die richtigen Bahnen lenken können. Zumindest mir geht das so.

Ich würde gerne mit einer grossen gesellschaftlichen Frage anfangen: Es heisst gefühlt seit Jahrzehnten, dass Kinder tendenziell unsportlicher und übergewichtiger werden. Was ist da dran?

Dr. med. Friederike Wippermann: Das stimmt. Kinder und Jugendliche bewegen sich immer weniger. Diese Entwicklung zeigt sich seit einigen Jahren und der Trend hält an. Die Ursachen sind ganz unterschiedlich, sicher spielen Medien und eine geringere Alltagsaktivität eine Rolle. Nicht zuletzt hat sich auch die Covid-Pandemie negativ auf das Bewegungsverhalten der Kinder ausgewirkt.

Und viele schwitzen zu wenig?
Am besten komme ich nochmal auf das Beispiel der Covid-Pandemie zurück: Während dieser Zeit haben sich grosse Veränderungen gezeigt. Kinder aller Altersgruppen haben sich weniger bewegt. In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass die Jüngeren sich ganz gut erholt und zu ihrem Bewegungsverhalten von vorher zurückgefunden haben. Jugendliche bewegen sich nach wie vor weniger.

Verschärft sich das Problem weiterhin?
Die erste grosse Zunahme an Übergewicht in der Gesellschaft hat man bei Erwachsenen wie bei Kindern in den 1990er-Jahren gesehen. Dort gab es einen ziemlichen Sprung. In den letzten Jahren waren die Zahlen in der Schweiz und Deutschland relativ stabil, auch wenn es Unterschiede in den Altersgruppen gibt.

Muss man in der Pubertät noch wachsamer sein?
Im Verlauf der Entwicklung machen alle Kinder einen sogenannten Wachstumsspurt durch. In dieser Zeit benötigen sie natürlich mehr Energie. Und wenn sie viel Sport treiben, muss man das berücksichtigen. Sie brauchen Vitamin D für die Knochenentwicklung. Sie benötigen Eisen, insbesondere Mädchen.

Sie können genauso Sport machen, aber manchmal braucht es einen geschützten Rahmen. Wir sind gerade in der Planung für eine interdisziplinäre Sportgruppe für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen. Dort können Betroffene mit Erkrankungen des Bewegungsapparates, Herzerkrankungen oder Übergewicht in geschütztem Rahmen Sport treiben. Das ist auch für die Eltern beruhigend.

Titelbild: Shutterstock

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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