
Produkttest
Coffee Balls statt Aluminiumkapseln: Die CoffeeB Cosmos überzeugt im Test
von Martin Jud
Einen ordentlichen Espresso bekomme ich neuerdings ohne Master-Abschluss in Kaffeologie hin. Und ich produziere dafür auch nicht kiloweise Müll in Kapselform. Ich füttere einfach nur eine kleine Maschine mit Pads.
Liebe Siebträger-Community, dies ist eine Warnung. Teile des Berichts und des Videos oben könnten dich verstören. Denn es werden keine Bohnen frisch gemahlen und es wird auch nichts aufs Zehntelgramm genau abgewogen.
So, wenn du jetzt noch weiterliest, gehörst du zur Zielgruppe für meinen Testbericht. Denn ich war auf der Suche nach einer kompakten Maschine, mit der ich fünf, sechs Espressi pro Tag einfach, schnell und gut zubereiten kann. Fündig geworden bin ich bei der La Piccola von der gleichnamigen Manufaktur in Italien. Oha, Manufaktur? Keine Sorge, wir bewegen uns hier in preislich absolut vernünftigen Bereichen von knapp über 300 Franken.
Der faire Preis ist möglich, weil die La Piccola aufs Wesentliche reduziert ist: Sie macht Espresso. Punkt. Sonst nichts. Und zwar aus ESE-Pads. Es gibt keinen Dampfstab, geschäumte Milch musst du dir bei Bedarf anders besorgen.
Edelstahl dominiert bei den Materialien. Sie kommt im industriellen Chic daher, fast schon extravagant, und ist solide verarbeitet. Auch wenn die Spaltmasse deutsche Autobauer nicht vor Neid erblassen lassen. IMAGE Detailaufnahme zur Bauweise, Metall oder Plastikwanne
Einzig die Abtropfschale ist aus Plastik, so wie auch der Verschluss des Wassertanks. Der Tank ist übrigens aus dickwandigem Glas und fasst einen Liter. Die Maschine saugt das Wasser aus einem Plastikschlauch in den Thermoblock.
Mit nur ein paar Schrauben lässt sich die Maschine öffnen. Ein Youtuber aus den Niederlanden zeigt hier sehr schön, wie einfach das ist. So kann ich eine Grundreinigung auch selbst erledigen.
Mit der La Piccola einen Espresso zu machen, ist unglaublich einfach. Mit einem Hebel öffne ich das Kapselfach in der Brühgruppe, lege ein Kaffeepad ein, drücke den Hebel nach unten, dann auf den Knopf, der die Extraktion startet. Das steht so in etwa auch in der Anleitung, die ansonsten nicht viel nützt. Sie ist eher schlampig übersetzt und die Info zur Druckverstellung (siehe unten) fehlt komplett.
Es gibt nur zwei Knöpfe an der La Piccola. Mit einem schalte ich das Gerät an. Der andere startet den Kaffeebezug und beendet ihn auch wieder, wenn ich ein zweites Mal drücke. Es gibt kein Display, keine Druckanzeige, keine Stoppuhr. Da ist nur der Knopf, der mir das Gefühl von Kontrolle und Macht gibt. Ganz anders als viele nervige Touchdisplays.
Der Nachteil dabei: Ich brauche minimales Grundwissen über Espresso. Aus einer Menge von sieben Gramm Kaffee in den Pads sollte ich 15 bis 20 Gramm Espresso in die Tasse laufen lassen. Das sollte in etwa 25 Sekunden passieren.
Den Öko-Vergleich zu Kapseln aus Plastik oder Aluminium gewinnen die ESE-Pads klar. Bei ihnen ist der Kaffee lediglich von einem Papierfilter umschlossen. Nach Gebrauch kannst du das Pad ohne Bedenken in den Kompost geben. Ohne das Sammeln alter Kapseln, ohne aufwändiges Recycling.
Nicht zu unterschätzen ist, dass auch die Maschine für ein langes Leben gemacht ist. Der Hersteller bietet günstig Ersatzteile an und hat verschiedene Service-Partner, die im Fall der Fälle Reparaturen durchführen können.
Beim täglichen Gebrauch freue ich mich, dass die La Piccola wenig Strom braucht. Einmal eingeschaltet, kann ich sie zum Beispiel über den Vormittag einsatzbereit behalten, und sie zieht weniger als 15 Watt. Während des Kaffeebezugs schiesst die Kurve auf meinem Messgerät nur kurz auf etwas über 200 Watt. Laut Hersteller liegt der Höchstwert für den Stromverbrauch bei 500 Watt. Kaffeevollautomaten liegen hier bei über 1000, manche sogar bei 2000 Watt.
Pro
Contra
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.
Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.
Alle anzeigen
Zunächst zur Maschine. Sie ist nur knapp 16 Zentimeter breit, 36 Zentimeter tief und 27 Zentimeter hoch. Damit sollte sich in jeder Küche ein Plätzchen dafür finden. Eigentlich aber, so geht zumindest die Legende, kommt die kompakte Bauform woanders her. Italienische Fischer sollten mit der Maschine auch auf dem Meer draussen ihren «caffè» zubereiten können. Da passt es ganz gut, dass die Maschine mit fünf Kilogramm Gewicht sehr stabil steht. Gummifüsse helfen ausserdem, dass das Gerät nicht rutscht. Kommt in der Küche jetzt weniger vor, aber vielleicht ja auf deinem Segelboot.


Schaffe ich das nicht, kann ich genau einen Parameter anpassen. Es gibt einen Ring am Brühkopf. Drehe ich ihn, erhöht oder verringert sich der Druck, mit dem die Maschine das Pad in den Träger presst. So läuft mehr oder weniger Wasser durch das Pulver. Es ist immer ein wenig Experimentieren angesagt, vor allem bei Pads von verschiedenen Röstereien, braucht es zwei, drei Espressi, bis ich die richtige Einstellung gefunden habe. Ein gebürtiger Italiener, der schon lange auf ESE-Pads schwört, hat mir den Tipp gegeben, dass der Papierzipfel, an dem ich das Pad halte, zur Hälfte feucht werden muss. Dann ist’s richtig.

Mit der La Piccola punktest du in Sachen Ökologie. Weil du pro Espresso nur sieben Gramm Kaffee brauchst, verringert sich dein CO2-Fussabdruck im Vergleich zu einer Siebträger-Maschine, bei der du rund 20 Prozent mehr Kaffee mahlst. Wichtig zu wissen: In der Kaffee-Wertschöpfungskette sind Anbau und Verarbeitung für den grössten Teil der Emissionen verantwortlich. Heisst nicht, dass du als Siebträger-Fan eine Umweltsau bist; wenn du Kaffee von kleinen lokalen und zertifizierten Farmen kaufst, ist das genauso gut.

