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Frauen essen weniger Fleisch und achten mehr auf Tierwohl

Debora Pape
8.12.2025

Der Ernährungsreport 2025 für Deutschland zeigt, dass die flexitarische Ernährungsweise immer wichtiger wird. Als Grund dafür wird häufig Tierschutz angegeben – doch eine artgerechte Tierhaltung hat für viele Menschen an Wichtigkeit verloren.

Was ist den Menschen beim Kochen und Essen wichtig? Was landet bei ihnen auf den Tellern, woher kommen die Lebensmittel und wie viel dürfen sie kosten? In Deutschland gibt seit 2015 einmal jährlich der vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) zusammengestellte Ernährungsreport Aufschluss über diese Fragen. Jetzt ist die Ausgabe für 2025 erschienen.

Einer der betrachteten Aspekte ist der Konsum von Fleisch und tierischen Produkten. Ich habe mir angeschaut, was der Report zu diesem Thema zu sagen hat.

Frauen und Jüngere verzichten eher auf Fleisch

Pflanzliche Produkte werden immer wichtiger, stellt das Dokument fest. Das liegt vor allem an den 37 Prozent der Menschen, die sich flexitarisch ernähren. Sie lehnen Fleisch zwar nicht ganz ab, verzichten aber überwiegend bewusst darauf. Grundsätzlich vegetarisch (also fleischlos) ernähren sich sieben Prozent, ausschließlich pflanzlich (vegan) essen zwei Prozent der Befragten.

Starke Unterschiede gibt es hier bei den Geschlechtern und dem Alter. Frauen bevorzugen deutlich häufiger eine weitgehend fleischlose Lebensweise: 43 Prozent bezeichnen sich als Flexitarierinnen (Männer: 31 Prozent) und neun Prozent als Vegetarierinnen (Männer: vier Prozent). Zur Geschlechterverteilung bei Veganerinnen und Veganern macht der Report keine Angaben. 32 Prozent der befragten Männer geben an, mindestens einmal täglich Fleisch oder Wust zu essen. Bei den Frauen sind das nur 17 Prozent. Zusammen ergeben das 24 Prozent – dieser Gesamtanteil ist seit 2015 (34 Prozent) deutlich gesunken.

Der Report gibt an, dass die Gruppe der jüngsten Befragten zwischen 14 und 29 Jahren deutlich häufiger vegetarisch oder rein pflanzlich isst: Der Anteil liegt bei 20 Prozent (gegenüber 9 Prozent insgesamt). Beim Verzicht auf Fleisch und andere tierische Produkte stehen vor allem Tierschutz (86 Prozent) und Klimaschutz (81 Prozent) im Vordergrund. Der Geschmack ist dagegen nicht ganz so wichtig. Diesen Grund geben 77 von 100 Befragten an.

Pflanzliche Alternativen und Tierschutz als Kaufgrund

Ersatzprodukte helfen vielen Menschen dabei, auf Fleisch- und Milcherzeugnisse zu verzichten. Dazu zählen neben Fleischersatz aus Erbsen- oder Sojaprotein beispielsweise auch pflanzliche Drinks aus Hafer, Kokosnuss oder Soja. 34 Prozent der Befragten haben 2025 mehr als einmal bewusst ein pflanzliches Ersatzprodukt gekauft. 2024 lag der Wert noch bei 39 Prozent, im Vergleich zu den Vorjahren seit 2020 (29 Prozent) liegt der Wert aber immer noch höher.

Bei diesen 34 Prozen, die Ersatzprodukte kaufen, stehen Milchalternativen hoch im Kurs: 85 Prozent greifen hier zu. Fleischersatzprodukte sind mit 72 Prozent nicht ganz so beliebt. Interessant ist aber, dass Käseersatz in der Gunst der Konsumentinnen und Konsumenten steigt: 40 Prozent haben eine Käsealternative gekauft. Käse gilt als besonders schwierig zu ersetzen, weil sich der Geschmack von Käse aus Milch kaum nachmachen lässt. 2020 haben nur 27 Prozent der Ersatzprodukt-Käuferschaft Käsealternativen gekauft. Der Report gibt leider nicht an, wie hoch der Anteil derjenigen ist, die Käsealternativen nur einmal ausprobiert haben.

Bei den Beweggründen für den Kauf von pflanzlichen Alternativen gibt es große Unterschiede zwischen den Altersgruppen. In der jüngsten Gruppe steht mit 79 Prozent Tierschutz an erster Stelle. Danach folgen Neugier – also das Austesten von Produkten – sowie Klima- und Umweltschutz mit jeweils 76 Prozent und zuletzt mit 75 Prozent der Geschmack.

Tierschutz spielt bei den 30- bis 44-jährigen Ersatzprodukt-Konsumenten mit 60 Prozent eine deutlich geringere Rolle. Den geringsten Stellenwert nimmt der Tierschutz mit 40 Prozent bei den 45- bis 59-Jährigen ein, ab 60 Jahren steigt er mit 55 Prozent wieder leicht an.

Die Übersicht zeigt, welche Gründe die befragten Altersgruppe für ihre pflanzlichen Kaufentscheidungen angeben.
Die Übersicht zeigt, welche Gründe die befragten Altersgruppe für ihre pflanzlichen Kaufentscheidungen angeben.
Quelle: BMLEH

Die Bedeutung von Tierwohl auf der Verpackungsangabe

Die Angaben zu den Haltungsbedingungen von Tieren stehen auch auf der Liste der wichtigsten Informationen auf Lebensmittelverpackungen ganz oben. 81 Prozent der Tierprodukt-Käuferschaft hält diese Information für wichtig.

77 Prozent dieser Kundschaft geben an, beim Kauf von Lebensmitteln auf die Haltungsform der Tiere zu achten.

Eine artgerechte Haltung erwarten jedoch nur 59 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten. Dieser Wert ist signifikant gesunken: 2016 waren es noch 70 Prozent. Auch hier zeigen sich wieder Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Nur 47 Prozent der Männer erwarten 2025, dass Betriebe Tiere artgerecht halten. Demgegenüber stehen 70 Prozent der Frauen.

Insgesamt ist den Menschen am wichtigsten, dass ihr Essen schmeckt. Diese Erkenntnis ist wenig überraschend: 98 Prozent aller Befragten stimmen ihr zu. 90 Prozent achten auf gesundes Essen, 57 Prozent geben an, dass sich Mahlzeiten einfach und schnell zubereiten lassen sollten und 36 Prozent legen Wert auf kalorienarmes Essen.

Titelbild: Shutterstock/Hryshchyshen Serhii

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Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.


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