Produkttest

Fitbit Sense im Test: Fitness-Wearable mit EKG

Jan Johannsen
27.1.2021

Die Fitbit Sense ist das aktuelle Topmodell unter den Fitness-Wearables. Mehr Sensoren sorgen für mehr Anwendungsmöglichkeiten. Die Sense misst deine Hauttemperatur, gibt einen Wert für dein Stresslevel an und fertigt Elektrokardiogramme (EKG) an.

«Stress bei 89 und und das EKG sieht auch gut aus.» Für diese Aussage musst du nicht mehr zum Arzt gehen, sondern schaust an dein Handgelenk. Die Fitbit Sense kann als Fitness-Wearable viel mehr als nur Schritte zählen oder eine Jogging-Strecke per GPS aufzeichnen.

Schön verpackte neue Funktionen

Optisch befindet sich die Fitbit Sense sehr nahe bei der Fitbit Versa 2 und der zusammen mit ihr vorgestellten Versa 3. Von ihnen hebt sich die Sense durch die Stressmessung, das EKG und die Messung der Hauttemperatur ab.

Der schnelle Weg zum Elektrokardiogramm

Ich bin nicht mehr der Jüngste, aber auch noch nicht total alt, mache regelmäßig Sport und fühle mich fit. Sorgen um mein Herz mache ich mir nicht. Allerdings traten in meiner direkten älteren Verwandtschaft schon Herzinfarkte oder Vorhofflimmern auf. Da klingt es gar nicht so verkehrt, ein Gerät am Handgelenk zu haben, das Probleme am Herzen entdecken soll.

Eine Zahl für den Stress

Unter dem Punkt «Stressmanagement» siehst du mit der Sense in der Fitbit-App einen Wert, der körperlichen Stress greifbarer machen soll. Der Wert basiert auf Daten aus den drei Bereichen Sensibilität, Belastung und Schlafrhythmus.

Unter dem Schlagwort «Belastung» zieht Fitbit die täglichen Schritte, die wöchentliche Aktivität und den Fitness-Ermüdungsindex zur Berechnung hinzu. Hier geht es um das gesunde Mittelmaß. Zu wenig Bewegung kann dich anfälliger für Stressfaktoren machen und zu viel Bewegung kann zu körperlicher Ermüdung führen.

Beim Schlaf bezieht Fitbit ein längerfristiges Schlafdefizit, Ruhelosigkeit und andere Schlafstörungen sowie REM- und Tiefschlaf mit in die Bewertung ein. Salopp gesagt, wer gestresst ist, schläft schlechter.

Bei allen drei Bereichen gilt: Umso mehr Punkte, desto weniger Stress stellt Fitbit bei dir fest. Ich liege von wenigen Ausnahmen abgesehen in den letzten Wochen immer zwischen 80 und 90 Punkten. Ich sehe das als gute Werte an, aber trotzdem lassen sie mich gleichzeitig ratlos zurück. Kann ich damit zufrieden sein? Was ist, wenn sie sinken? Ist ein schlechter Tag nicht so schlimm? Im Endeffekt beachte ich die Zahl beim Stressmanagement kaum.

Aber vielleicht ist das ein Luxusproblem auf meiner Seite. Eventuell ist es für Menschen, die ihren Stress nicht wahrnehmen, hilfreich, ihn als Zahlenwert zu sehen und Schwankungen über die Tage feststellen zu können. So könnten sich Stressfaktoren identifizieren lassen. Bei all dem gilt es aber auch zu bedenken, dass es nur um körperlichen Stress geht und psychische Faktoren, die nicht körperliche Auswirkungen haben, außen vor bleiben.

Was deine Hauttemperatur verrät

Die Hauttemperatur landet nicht als Temperaturangabe in der Fitbit-App, sondern als Abweichung vom Durchschnitt der letzten 30 Tage. Ergänzt um den Hinweis, ob sie den persönlichen genormten Bereich verlassen hat. Der reicht um jeweils 2,2 Grad Celsius nach oben und unten. In der Detailansicht sehe ich den Verlauf der Temperaturkurve über die Nacht. Das ist irgendwie interessant, bleibt aber für mich bisher ohne weitere Aussagekraft.

Fitnesstracking und viel mehr

20 Sportarten* von Bootcamp bis Zirkeltraining kannst du mit der Sense manuell tracken. Je nach Sportart ist das GPS aktiv, lässt sich aber auch in den Einstellungen jeweils deaktivieren. Weitere Einstellungsoptionen sind automatische Pausen – mit denen dir rote Ampeln beim Joggen nicht die Zeit pro Kilometer versauen – oder die Beckenlänge beim Schwimmen (die Sense ist wasserdicht).

*Bootcamp, Crosstrainer, Gehen, Gewichte, Golf, Intervalltraining, Kampfsport, Kickboxen, Laufband, Laufen, Pilates, Radfahren, Schwimmen, Spinning, Stepper, Tennis, Wandern, Workout, Yoga, Zirkeltraining.

Nicht unerwähnt bleiben soll das Zyklus-Tracking, das Fitbit in seine App integriert hat und das auf die Daten der Sensoren der Sense zugreift. In diesem Zusammenhang könnten die Stress-Messung und die Hauttemperatur mehr Relevanz haben, als mir bisher bewusst war.

Möchtgern-Smartwatch

Fitbit bezeichnet die Sense als eine Smartwatch. Obwohl sie ein eigenes Betriebssystem hat und ich Apps installieren kann, fällt es mir schwer sie als solche zu sehen. Für mich ist das Wearable trotz zahlreicher Funktionen noch zu weit von einer Apple Watch entfernt und für mich eher eine Fitness-Uhr.

Die Fitbit Sense zeigt mir zwar Benachrichtigungen von Apps an, aber die Interaktionsmöglichkeiten bleiben sehr eingeschränkt. Fitbit Pay ist in der Theorie eine gute Option für drahtloses Bezahlen mit der Sense, erfordert aber ein Konto beim richtigen Finanzanbieter – und noch ist die Liste kurz.

Das Zifferblatt verändern zu können ist zwar nett, aber kein Argument dafür, eine Smartwatch zu sein. Dann schon eher, dass ich mit Alexa oder dem Google Assistant über die Fitbit Sense reden kann. Allerdings muss das Wearable dafür per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden sein oder sich in ein ihm bekanntes WLAN einklinken können. Das sorgt dafür, dass der Mehrwert eines zusätzlichen Geräts für die Sprachassistenten gering ist.

Fitbit Premium

Die Gewinne von Fitbit landen inzwischen bei Google. Anfang 2021 wurde der Kauf gültig. Bisher gibt es aber noch keine sichtbaren Auswirkungen in der App.

Fazit: Mit weniger Funktionen kommst du günstiger davon

Die Fitbit Sense sieht gut aus und erledigt ihren Job als Fitness-Wearable sehr gut. Die lange Akkulaufzeit spricht für sie, die Smartwatch-Eigenschaften eher weniger. Von den neuen Funktionen erscheint mir das EKG am sinnvollsten. Kannst du auf sie verzichten, kann ich dir nach meinen Erfahrungen mit der Versa 2 (kein GPS integriert) die Versa 3 oder die Charge 4 (beide haben GPS integriert) ans Herz legen.

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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