Faszination Klettern – Einblick in eine aussergewöhnliche Welt
Andreas Trunz, Brand Representative und Sales Coordinator bei Salewa
Hintergrund

Faszination Klettern – Einblick in eine aussergewöhnliche Welt

Andreas Trunz ist Brand Representative und Sales Coordinator bei der Klettermarke Salewa. Vor allem aber ist er selbst ein passionierter und langjähriger Kletterer. In einem Interview führt uns Trunz in die aussergewöhnliche Welt des Kletterns ein und erzählt, woher seine grosse «vertikale Leidenschaft» kommt.

Wo liegen die Ursprünge (zeitlich und geographisch) des Kletterns?
Ich bin kein Historiker, aber ich würde behaupten, dass man den Ursprung des Kletterns nicht an einem klaren Datum und Ort festmachen kann. Denn Klettern ist eine sehr archaische Bewegungsform, die dem Menschen aus Sicht seiner Evolution sowie seiner individuellen Entwicklung natürlicher ist als das aufrechte Gehen. Das bezeugen nicht zuletzt kletternde Babies, die noch kaum gehen können.

Was jedoch oft in diesem Zusammenhang genannt wird, ist die erste literarische Erwähnung einer Bergbesteigung ohne äusseren Zweck, nämlich jene des Mont Ventoux durch den italienischen Dichter Francesco Petrarca im Jahre 1336. Den Ursprung des eigentlichen Klettersports, also des Kletterns an steilen Felsen nur des Kletterns willen, d.h. der rein sportlichen Tätigkeit ohne äusseren Zweck, macht Reinhold Messner in seinem Buch «100 Jahre Kletterkunst» in Grossbritannien im 19. Jahrhundert aus. Schon 1826 wurden im Lake District, in Schottland und Wales, schwierige Felsen erklommen. Richtig bekannt wurden dann aber im 19. Jahrhundert Bergsteiger wie Albert Frederick Mummery, die sich durch diese Tätigkeiten auf ihre grossen Bergtouren vorbereiteten.

Was fasziniert dich persönlich am Klettern?
Allem voran ist Klettern für mich ein Natursport und es sind die eindrücklichen und unvergesslichen Naturerlebnisse, die mich faszinieren und mich immer wieder von neuem motivieren. Klettern steht deshalb für mich in ganz engem Zusammenhang mit dem klassischen Bergsteigen wie auch mit Skitouren. Was mich am Klettersport spezifisch fasziniert, ist das Zusammenspiel von «Kopf – Hand – Herz», auf das er sich gewissermassen reduzieren lässt: Beim Klettern brauche ich den Kopf, d.h. meinen Verstand, für das ständige Lesen von Felsstrukturen, Sicherheitsüberlegungen, das Antizipieren von Bewegungsabfolgen, etc. Gerade deshalb kann ich beim Klettern nicht nur so gut abschalten, ich muss es geradezu! Zudem trainiere ich natürlich meinen Körper und bringe ihn immer wieder an seine Leistungsgrenzen. Und nicht zuletzt verlangt dieser Sport von mir eine ständige Auseinandersetzung mit meiner emotionalen Seite, denn die Beherrschung der eigenen Emotionen, wie z.B. der Sturzangst, ist von zentraler Bedeutung, wenn man weiterkommen will.

Wo kletterst du am liebsten?
Am liebsten klettere ich im Alpstein, meinem Heimgebirge, wo ich mich zu Hause fühle und was einen einzigartigen Kontrast zwischen lieblicher Natur und schroffen Kalkwänden bietet. Die vertikale Leidenschaft ist aber auch ein ausgezeichneter Wegweiser für Reisen und so hat sie mich schon in manch andere, ausserordentliche Gegenden geführt. So gehört beispielsweise die Kletterei in den Shawangunks nahe New York sowie jene im Peak District zwischen Manchester und Sheffield für mich zum Besten überhaupt.

Wie lange kletterst du schon und wann hast du damit angefangen?
Mein Mitgliederausweis des Schweizer Alpenclubs (SAC) zeigt 17 Jahre an, d.h. mit ca. 13 habe ich mit dem Felsklettern begonnen. Die krassesten Klettereien führten mich aber schon einige Zeit davor auf die höchsten Bäume in meiner Umgebung.

Ab welchem Alter in etwa kann man mit dem Klettern beginnen und kann man es auch als Erwachsener noch gut erlernen?
Die relative Unabhängigkeit vom Alter ist charakteristisch für den Klettersport. Sobald ein Kind Interesse am Klettern zeigt, kann man es mal eine Wand hoch schicken und schauen, wie es ihm gefällt. Ganz kleine Kinder haben meistens noch mehr Spass am Rumturnen am Seil wie am eigentlichen Klettern, aber das macht ja auch nichts. Zu spät ist es eigentlich erst, wenn jemand nicht mehr gut aufrecht stehen kann. Was ich bei Einsteigerkursen mit Erwachsenen immer wieder höre, sind Aussagen wie «Das ist das erste Mal, dass mir ein Sport richtig taugt und ich mich nicht wie ein Bewegungslegastheniker fühle!».

Ist das Klettern eine sehr ausrüstungsintensive Sportart?
Das kommt sehr stark auf die Disziplin innerhalb des grossen Begriffs «Klettern» an. So ist man beim Bouldern und DWS (Deep Water Soloing) schon mit einem Paar Kletterschuhen und einem Magnesiabeutel voll dabei, während beim Bigwall-Klettern (technisches Klettern) kaum jemand das gesamte Sortiment selber besitzt, weil man dazu so viel Material braucht. Die heute bekanntesten Spielformen des Klettersports sind das Bouldern sowie das Sportklettern. Bouldern ist eine sehr günstige Disziplin, da man ausser einem Crashpad (Sturzmatte), Kletterschuhen und einem Magnesiabeutel mit Bürste eigentlich nichts braucht. Für das Sportklettern brauche ich neben Schuhen und Magnesia natürlich noch ein Seil, einen Klettergurt, einen Helm, ein Sicherungsgerät sowie ca. 12 sogenannte Express-Schlingen (Karabinersets für das Einhängen des Seils in die Zwischensicherungen). Ein grosser Teil dieser Ausrüstung hält aber bei korrekter Anwendung und Lagerung sehr lange, so dass sich die Kosten primär bei der Erstanschaffung bemerkbar machen.

Immer wieder hört man von Kletterern Ausdrücke wie «Rotpunkt», «Flash» oder «Onsight». Was bedeuten diese?
Diese Begriffe kommen allesamt aus dem Sportklettern. Der Klarheit halber daher kurz ein Überblick über die verschiedenen Disziplinen des Klettersports:

  • Bouldern: Das seilfreie Klettern an Felsblöcken in Absprunghöhe, oft mit Sturzmatte. Im Zentrum stehen die einzelnen Bewegungen am oder besser über dem Limit – das Unmögliche möglich machen!
  • Sportklettern: Die bekannteste Spielform des Kletterns. Vielfach in der Halle, aber auch an 30 bis 40m hohen Felswänden ausgeübt. Haken für die Zwischensicherungen sowie die Umlenkung stecken bereits. Im Vordergrund steht auch hier der sportliche Aspekt.
  • Alpines Sportklettern: Wie Sportklettern aber an höheren Wänden, d.h. mit mehreren Seillängen.
  • Alpines Klettern: Hier müssen oftmals selbst Zwischensicherungen angebracht werden, d.h. es werden neben den sportlichen Fähigkeiten auch solche in der Beurteilung alpiner Gefahren verlangt. Die Ästhetik einer Wand, der Linie, welche diese durchzieht, oder des Gipfels stehen eher im Vordergrund als die einzelne Kletterbewegung im Sinne einer sportlichen Leistung.
  • Klassisches Bergsteigen: Hier stehen das Naturerlebnis sowie der Berg/Gipfel im Vordergrund.
  • Eisklettern: Nomen est omen.

Diese Stile werden aber gerade am oberen Ende des Leistungsspektrums immer mehr vermischt.

Da nun beim Sportklettern und Bouldern die sportliche Leistung zentral ist, will diese natürlich auch vergleichbar sein. Rotpunkt bezeichnet die freie Durchsteigung einer Seillänge ohne Zuhilfenahme von Sicherungsmitteln zur Fortbewegung. Haken und Seil wurden dabei nur als Absicherung für den Fall eines Sturzes, nicht aber für die Fortbewegung oder zur Erholung verwendet. Onsight ist quasi die Königsdisziplin unter den Begehungsstilen. Es bedeutet eine Rotpunkt-Begehung im ersten Versuch, ohne irgendwelche vorgängigen Informationen über die Route erhalten zu haben. Flash ist ebenfalls im ersten Versuch, aber mit Zusatzinformationen (Zuschauen oder Infos über wichtige Griffe, Tritte, etc.).

Zum Artikel passende Produkte:

Das könnte dich auch interessieren:

  • Skeleton Loader

11 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar
Theresa Schieder
Leader Category Management Do It Yourself
theresa.schieder@digitecgalaxus.ch

Weil ich nicht kochen kann, Mühe bei der Wohnungseinrichtung habe und kein IKEA-Gestell richtig aufmontieren kann, bin ich bei Galaxus begeisterte Sport-Marketing Managerin. Auch privat bin ich beim Sport voll in meinem Element – auf dem Velo, dem Tennisplatz, der Skipiste, im Schwimmbecken oder im Fitnessstudio. Auch der Fussball – und ganz besonders der FC Bayern München – ist meine grosse Leidenschaft. 


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Skeleton Loader

  • Skeleton Loader

  • Skeleton Loader

Kommentare

Avatar