Hintergrund

Elina fragt Unicef: Was macht ihr und wie geht «Cycling for children»?

Michael Restin
24.5.2019
Bilder: Thomas Kunz
Mitarbeit: Elina.

Unicef ist für Elina ein unbeschriebenes Blatt. Bevor die Neunjährige bei «Cycling for children» an den Start geht, macht sie sich im Zürcher Büro des UN-Kinderhilfswerks schlau und findet heraus: Unicef ist nicht nur ein Velo-Event in Uster, sondern auch Anwältin aller Kinder – und ein bisschen wie McDonalds.

Elina kichert. Sie ist neun Jahre alt, kommt aus Basel, spielt Harfe und geht zum Kinderzirkus. Sie ist hier, weil sie am Unicef-Event «Cycling for children» teilnimmt, der am 15. Juni rund um den Greifensee stattfindet. Unicef ist für sie ein unbeschriebenes Blatt, von dem sie sich mit den Fragen auf ihrem Zettel ein Bild machen will.

Jürg Keim ist Leiter der Medienstelle von Unicef Schweiz und Liechtenstein. Er empfängt uns mit heissem Espresso, kühlem Wasser und warmen Worten, damit die Nervosität verfliegt. Elina gesteht, dass sie ein paar Tage überlegen musste, ob sie dieses Interview führen will. «Aber dann habe ich gedacht: Das ist doch sehr cool, wenn ich das machen kann!»

«Es ist auch mutig», findet Jürg Keim. «Da kommst du mit Sachen in Kontakt, mit denen du dich in der Schule wahrscheinlich noch nicht befasst hast.»

Stimmt.

«Was macht denn die Unicef eigentlich», will Elina zu Beginn wissen. «Sie setzt sich für Kinder und Kinderrechte auf der ganzen Welt ein», sagt Jürg Keim. «Weil die meisten Kinder noch nicht für sich selbst sorgen können, brauchen sie besonderen Schutz.» Er erklärt, präzisiert und landet schnell bei sperrigen Begriffen wie «Rechtssubjekt» oder «Kinderrechtskonvention».

Unicef ist mehr als nur ein Thema

«Und wie ist die Unicef entstanden?», fragt Elina. «Sie ist nach dem zweiten Weltkrieg gebildet worden. Da hat sich die UNO formiert, das ist im Prinzip die ganze Weltgemeinschaft. Ein Teil davon ist die Unicef, die sich speziell um die Kinder kümmert.»

Unicef ist ein grosser Wurf, der gewagt wurde, als die Welt in Trümmern lag. Und nichts, was in Elinas heiler Welt bislang vorkam. «Wieso können nicht die Eltern ihren Kindern helfen?», will sie wissen.

Unicef ist auch Sport und Event. Es gibt den «Harmony Geneva Marathon for UNICEF» in Genf. Oder eben «Cycling for children», demnächst in Uster und rund um den Greifensee.

«Was macht man dabei genau?», fragt Elina.

«Das ist eine Radsport-Veranstaltung, die wir in diesem Jahr zum vierten Mal organisieren», sagt Jürg Keim. «Da können Einzelpersonen, Familien und auch ganze Unternehmen mitmachen.»

Start- und Zielort ist Uster, die Runde führt in knapp 20 Kilometern um den Greifensee. 100 Franken Spende werden als Startgebühr fällig, darüber hinaus können sich alle Teilnehmer eigene Ziele setzen. Sowohl sportlich, als auch was die Spendensumme angeht, die in eines der Hauptanliegen von Unicef fliesst: «Mit dem Event sammeln wir so viel wie möglich, um das Geld in Programmen gegen die Kindersterblichkeit einzusetzen.»

Unicef denkt global

Welche Kinder die Gewinner sind, lässt sich nicht sagen. «Es wird nicht vorher bestimmt, in welche Projekte das Geld genau fliesst», sagt Jürg Keim. Aber es versickere nicht.

Elina lebt in der Vorzeige-Stadt

«Du kommst aus Basel, oder?», fragt Jürg Keim. «Das ist die beste 'Kinder-Stadt' in der ganzen Schweiz! Eine Vorzeige-Stadt, die mit dem Label schon ganz weit ist.»

Wer hätte das gewusst? Elina nicht. Unicef ist manchmal noch zu unsichtbar. Auch die Kinderrechtskonvention könnte bekannter sein. Der UN-Kinderrechtsausschuss findet in seinen «Schlussbemerkungen zum zweiten, dritten und vierten Staatenbericht der Schweiz» nicht nur lobende Worte für die Situation bei uns.

«Der Ausschuss ist besorgt darüber, dass Kinder, Eltern und die breite Öffentlichkeit das Übereinkommen kaum kennen.»

Bei Elina ist das nun anders. Jürg Keim beantwortet all ihre Fragen, aber Unicef ist zu viel für ein Gespräch. Unicef, das ist die ganz grosse Klammer um unzählige Projekte und Verträge. Sie umfasst alles. Das Pflaster, die Impfung, das Schulhaus aus recyceltem Plastik als Baustoff. Kinderparlamente und kinderfreundliche Gemeinden. Unicef ist kaum zu fassen. Nach einer Stunde schauen Elina und ich uns geschafft an.

Jürg Keim führt uns zum Abschluss noch ein wenig durch das Büro. Unicef ist, zumindest hier und heute, überwiegend weiblich. Wir schütteln Hände, begegnen freundlichen Menschen an diskreten Arbeitsplätzen, sehen fair produzierte Sneakers unter Bürostühlen wippen. Hier ist es so sauber, korrekt und geordnet, wie es in der Welt da draussen nie zugehen wird. Und irgendwo leuchtet immer beruhigend das Unicef-Blau.

Als wir wieder auf der Strasse stehen, frage ich Elina, wie es ihr gefallen hat. War’s spannend? Oder doch zu viel, zu kompliziert? Elina scheint mit sich, der Welt und Unicef im Reinen zu sein. «Er hat das gut erklärt», sagt sie zufrieden. Sie freue sich auf «Cycling for children». Wir lutschen die Bonbons, die wir anfangs eingesteckt hatten. Die Unicef schmeckt süss, ist aber zuckerfrei. Etwas widersprüchlich. Aber immer bemüht, alles richtig zu machen.

17 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


Sport
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Zelt, Hund, Kinder: unser chaotisch schönes Camping-Debüt

    von Ann-Kathrin Schäfer

  • Hintergrund

    Greifensee statt Super-G: Tina Weirather bei «Cycling for children»

    von Michael Restin

  • Hintergrund

    First world problems: Wenn Kinder keine Wünsche mehr haben

    von Michael Restin