Ann-Kathrin Schäfer
Hintergrund

Sie wollte keine Wimmelbücher machen, jetzt gehört ihr das Genre

Rotraut Susanne Berners Wimmelbücher sind aus den Kinderzimmern kaum wegzudenken. Im Interview erzählt sie, warum das nie der Plan war, wieso Buchhändler Armin so aussieht wie ihr Mann und was ein guter Wimmel-Kosmos mit einem Drehbuch zu tun hat.

Meine Kinder liegen bäuchlings auf dem Boden, vor ihnen die grossformatigen Wimmelbücher von Rotraut Susanne Berner. Ich liebe es, ihnen dabei zuzusehen, wie sie in diesen bunten Bildern versinken. Manchmal versinke ich gleich selbst mit. Dann beobachten wir gemeinsam, wie die Katzenbabys grösser werden, der Papagei abhaut und der Kindergarten fertig gebaut wird. Bei jedem Anschauen entdecken wir neue Details – auch beim hundertsten Mal.

Wimmelbilder sind Illustrationen mit unzähligen Figuren, Szenen und kleinen Geschichten. Rotraut Susanne Berner hat das nicht erfunden – aber weitergedacht: Sie hat mehrere solcher Wimmelbilder zu einer grossen Erzählung zusammengestrickt. Über mehrere Seiten und Bände hinweg. Mit dem Dorf Wimmlingen und 80 wiederkehrenden Figuren hat sie eine Welt erschaffen, die sie zu einer der erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen unserer Zeit macht.

Sie sind momentan mit einem neuen Buch für die Reihe beschäftigt, «Weihnachten in Wimmlingen». Ausgerechnet jetzt, wo draussen alles blüht …
Ja, ich sitze hier im Spätfrühling und lasse es schneien.

Sie haben schon Ihr allererstes Wimmelbuch, das Winterbuch, im Sommer illustriert.
Das war im Sommer 2003, einer der heissesten Sommer überhaupt! Jedes Mal, wenn ich von meinen Winterbildern hochschaute, dachte ich: «Wo bin ich hier?» Das war verrückt.

Hören Sie dazu Weihnachtsmusik?
Nein, im Gegenteil. Ich mache bewusst Pausen auf meiner kleinen Terrasse und geniesse die warme Jahreszeit.

Haben Sie Lieblingsfiguren?
Besonders am Herzen liegt mir der Buchhändler Armin. Ich habe ihn meinem Mann nachempfunden, der 2012 verstorben ist. Er sieht genauso aus und wird auch im Weihnachtsbuch eine Rolle spielen.

Lassen Sie Ihren Mann so ein Stück weiterleben?
Ja. Wobei er sowieso noch sehr stark bei mir lebt. Ich wohne in unserer gemeinsamen Wohnung und bin umgeben von seinen Dingen. Ich arbeite im selben Ladenlokal, in dem er früher Illustrationen ausgestellt hat. Seinen Nachlass habe ich in das deutsche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig gegeben, zusammen mit meinen Originalen. So sind wir wieder ein bisschen zusammen.

Kommen Sie selbst in Wimmlingen vor?
Ich bin in verschiedenen Personen vertreten, am ehesten in Susanne. Sie hat mit mir gemeinsam, dass sie ihre Hüte und Mützen ständig verliert.

Titelbild: Ann-Kathrin Schäfer

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Eigentlich bin ich Journalistin, in den letzten Jahren aber auch vermehrt als Sandkuchenbäckerin, Familienhund-Trainerin und Bagger-Expertin tätig. Mir geht das Herz auf, wenn meine Kinder vor Freude Tränen lachen und abends selig nebeneinander einschlafen. Dank ihnen finde ich täglich Inspiration zum Schreiben – und kenne nun auch den Unterschied zwischen Radlader, Asphaltfertiger und Planierraupe. 


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