
Produkttest
Die Hands-free-Doppelmilchpumpe von Avent überzeugt
von Stephan Lamprecht

Mit der Hebamme Maike Wentz spreche ich über die Vorzüge von Muttermilch, Probleme beim Stillen und wie eine Milchpumpe den Alltag der Mama erleichtern kann.
Maike ist seit 36 Jahren Hebamme, entsprechend viel Erfahrung bringt sie mit. Auf ihrer Website und auf Instagram gibt sie viel Wissen weiter und testet auch Hilfsmittel wie Babytragen.
Mit Maike habe ich mich verabredet, um mit ihr über Muttermilch und das Stillen zu sprechen. Nach dem Praxistest einer Freundin zu einer Milchpumpe möchte ich mehr über das Thema erfahren.
Wer bei einer Suchmaschine nach dem Begriff «Muttermilch» sucht, wird von Treffern regelrecht erschlagen. Es scheint eines der am gründlichsten erforschten Gebiete der menschlichen Biologie zu sein.
Maike, kannst du kurz in deinen Worten beschreiben, was Muttermilch so besonders macht?
Klar. Zuerst natürlich die Nährstoffe, die da drin sind. Faszinierend sind aber andere Fakten. Zum Beispiel, dass keine «Mahlzeit» gleich ist. So wie die Mutter unterschiedliche Lebensmittel zum Frühstück, Mittag- und Abendessen zu sich nimmt, variiert die Zusammensetzung der Muttermilch. Und interessant ist auch, dass ständig neue Dinge über die Inhalte herausgefunden werden.
Welche sind das?
Zum Beispiel unterscheidet sich die Muttermilch darin, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge ist. Bei Jungen ist sie protein- und fettreicher. Da legt die Natur offenbar schon die Grundlage für die Muskelmasse, die bei Männern ja etwas größer ist. Ist die Mama krank, ändert sich die Zusammensetzung ebenfalls. In diesem Fall werden Antikörper an das Kind übertragen, damit es sich nicht ansteckt.

Hat das Stillen auch Vorteile für die Mütter?
Sicher. Statistiken zeigen, dass Mütter, die stillen oder gestillt haben, einen besseren Schutz vor gewissen Krebsarten haben, wie Brust-, Eierstock- oder Eileiterkrebs. Diese Schutzwirkung nimmt offenbar bei Langzeitstillenden zu. Stillen und Muttermilch wirken aber noch an einer weiteren Stelle positiv. Beim Stillen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Das wird oft auch als Bindungshormon, Kuschelhormon oder Glückshormon bezeichnet. Es trägt nicht nur zur Bindung bei, ganz offenbar führt es auch dazu, dass stillende Mütter seltener an Wochenbettdepressionen erkranken.
Ich bekomme langsam das Gefühl, dass ich mit Maike noch stundenlang über das Thema sprechen könnte. Trotz der vielen Erkenntnisse bekomme ich das Gefühl, dass Muttermilch doch noch nicht endgültig erforscht ist. Es sind die positiven Effekte, die werdende Mamas dazu bringen, ihr Kind stillen zu wollen. Eine Entscheidung, die auch mit Verunsicherung verbunden sein kann, wie Maike aus Erfahrung weiß.
Maike, was können Mamas tun, die Zweifel haben, ob das Stillen klappt und ob sie es in ihren Alltag integrieren können?
Sie sollten sich auf jeden Fall vorab informieren. Ratsam ist auch, einen Stillkurs zu besuchen. Dort lernen sie die Basics, wie das richtige Anlegen. Nach meiner Erfahrung kommt es nämlich stark auf das Krankenhaus an, in dem die Entbindung stattfindet. Leider haben die Mitarbeitenden dort wegen des Personalmangels oft wenig Zeit, diese Kenntnisse zu vermitteln.Informieren können sich die Mamas auch in Büchern und im Internet. Material gibt es ja genug, aber die Flut an Informationen kann auch ein Fluch sein und zusätzlich verunsichern. Deswegen gebe ich meinen Mamas immer mit, dass sie auf sich vertrauen sollen. Wir gehören zu den Säugetieren und unsere Kinder sind Säuglinge. Die Natur hat es also so eingerichtet. Darauf müssen sie bauen. Spannend ist auch, welche Rolle der Partner oder die Partnerin dabei spielt.
Inwiefern?
Wenn mir mein Partner den Rücken freihält und mich unterstützt, ist es viel einfacher. Aber wenn der Partner oder die Partnerin Zweifel sät – «Deine Milch reicht nicht aus», «Das Kind weint so viel, komm, wir geben die Flasche» oder «Warum tust du dir den Stress an?» – dann wird es schwierig. Mit den Menschen, die mir so eng verbunden sind, sollte ich in die gleiche Richtung laufen.

Kannst du ein Beispiel für die Basics geben?
Jede Frau, die zu stillen beginnt, hat gewisse Hürden zu überspringen. Was ganz prägnant ist: Es kann am Anfang schmerzhaft werden. Viele denken, Stillen sei wunderschön. Und das ist es auch, aber am Anfang leider nicht unbedingt immer. Viele sind dann total entrüstet und geschockt. Ich sage dann: Es ist normal, dass diese Sachen auftreten. Sie dürfen sich darauf einstellen. Dazu gehört natürlich auch das richtige Anlegen. Die Brustwarze muss mit einem Teil vom Warzenhof tief im Mund des Kindes sein, nicht nur an der Spitze. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Und dann die verschiedenen Stillpositionen, die ich mir aneignen kann, je nachdem, was für eine Brust ich habe. Nicht jede Position ist für jede Frau geeignet.

Trotz aller Unterstützung kann es Situationen geben, in denen das direkte Stillen nicht möglich oder gewünscht ist. Hier kommt die Milchpumpe ins Spiel, die für viele Familien zu einem wichtigen Hilfsmittel geworden ist.
Wann empfiehlst du eine Milchpumpe?
Da gibt es verschiedene Situationen. Zum einen natürlich, wenn die Mama wieder arbeiten geht. Aber auch, wenn sie ausgehen möchte oder einfach mal ein wenig Me-Time braucht. Eine Milchpumpe gibt Flexibilität. Was viele nicht wissen: Auch bei Stillproblemen kann eine Pumpe helfen. Wenn das Baby zum Beispiel nicht richtig saugt oder die Brustwarzen sehr wund sind, kann die Mama pumpen und das Kind bekommt trotzdem die wertvolle Muttermilch.
Gibt es Unterschiede bei den Pumpen?
Oh ja, definitiv. Es gibt manuelle und elektrische Pumpen. Bei den elektrischen unterscheiden wir zwischen Einfach- und Doppelpumpen. Die Doppelpumpen sind zeitsparender, weil beide Brüste gleichzeitig abgepumpt werden können. Und dann gibt es noch die Handsfree-Pumpen – die sind wirklich ein Gamechanger.
Was macht eine Handsfree-Pumpen so besonders?
Stell dir vor, du kannst pumpen und dabei gleichzeitig etwas anderes machen: am Laptop arbeiten, ein Buch lesen oder dich um dein Kind kümmern. Die Pumpe sitzt direkt im BH, du hast die Hände frei. Gerade für Mamas, die regelmäßig pumpen müssen, ist das eine enorme Erleichterung. Sie sind nicht mehr ans Sofa gefesselt, während sie pumpen.
Okay. Mit der Pumpe kommt die Milch in die Flasche. Und bei der richtigen Vorbereitung sollte es da auch keine gravierenden Probleme geben, sagt Maike. Ihre grundlegende Empfehlung lautet: Du solltest dich erst nach der siebten Lebenswoche an Fläschchen und Pumpe heranwagen, außer, es ist medizinisch notwendig. In dieser Zeit sollten die Säuglinge lernen, dass ihre Hauptnahrungsquelle die Brust ist.
Du hast gesagt, wenn vor der siebten Woche mit der Flasche begonnen wird, könnten die Eltern sich ein «Eigentor» schießen. Was meinst du damit?
Naja, es gibt Kinder, ich nenne die mal Piranhas, bei denen spielt es keine Rolle. Hauptsache, es gibt was zu futtern. Das Saugen mit dem Fläschchen strengt deutlich weniger an. Und bei Babys, die etwas «bequem» sind, prägt sich das zu schnell ein. Mit dem Fläschchen kommen sie viel schneller zum Ziel. Dann lehnen sie vielleicht die Brust ab.

Kann ich auch zu spät mit dem Fläschchen beginnen?
Ja, den Fall gibt es auch. Die Kinder sind dann so auf die Brust fixiert, dass sie die Flasche vollständig ablehnen. Es ist ja eine ganz andere Haptik.
Hast du Tipps, wie es mit dem Umstieg klappt?
Du musst dir klar machen, dass die ersten Male mit dem Fläschchen für das Kind Stress bedeuten. Es hat gerade Hunger und dann kommt noch eine Veränderung hinzu. Tatsächlich klappt es mit dem Partner häufig besser, da er nicht die gewohnte Nahrungsquelle ist. Ein oder zweimal in der Woche mit 30 oder 40 Millilitern ausprobieren, auch wenn der Bedarf so noch nicht da ist. Hauptsache, das Kind sammelt Erfahrungen mit der Haptik.
Und wenn der Papa das erste Mal mit dem Fläschchen umgeht, sollte die Mama nicht in der Nähe sein?
Genau, weil das auch wieder Stress auslösen kann. Nach meiner Erfahrung sind Kinder offener für Veränderungen, wenn die Mama nicht in der Nähe ist. Kinder sind eben auch auf gleiche Abläufe fixiert. Stehen sie unter Stress, weil sie hungrig oder müde sind, klappt das mit Veränderungen hinten und vorn nicht.
Mich interessiert, wie wir Väter das Fläschchengeben richtig angehen. Das ist zwar bei mir retrospektiv, denn meine Kids sind erwachsen. Ich bin aber gespannt, zu hören, ob ich viel falsch gemacht habe. Maike hat da einige praktische Hinweise.
Gibt es spezielle Techniken, die Papas beim Fläschchengeben beachten sollten?
Oh ja, da gibt es einiges. Etwa die Position der Flasche. Viele halten sie viel zu steil, fast senkrecht. Das ist aber nicht gut, weil das Kind dann zu schnell trinkt. Die Flasche sollte nur so weit geneigt sein, dass der Sauger mit Milch gefüllt ist. Und dann gibt es noch das «Paced Bottle Feeding». Dabei macht man immer wieder kleine Pausen, nimmt die Flasche kurz weg, damit das Kind nicht zu hastig trinkt. Das ist wichtiger, als viele denken.
Zum Abschluss unseres Gesprächs bitte ich Maike um ihre wichtigsten Ratschläge für alle Eltern, die sich mit dem Thema Stillen und Füttern auseinandersetzen.
Was ist dein wichtigster Tipp?
Grundsätzlich finde ich das Allerwichtigste: Vertrauen zu sich zu haben. Vertrauen zu meinem Körper und mir, dass ich fähig bin zu stillen. Was ich auch noch wichtig finde: Es gibt ganz viele Möglichkeiten des Stillens. Ich kann ausschließlich stillen, ich kann stillen und pumpen, ich kann nur pumpen, ich kann stillen und teilweise Pre-Nahrung geben. Ich habe viele Möglichkeiten und sollte immer meine Lebenssituation anschauen.
Hamburger, Leseratte, Eishockey-Fan. Papa und Grosspapa. Bastelt ständig an seinem Smarthome herum. Interessiert an DIY, Outdoor, Mode und Kosmetik.
Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.
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