Hintergrund

«Ein gesundes Mass ist besser als rigide Essensregeln»

Ümit Yoker
18.4.2017

Es ist Ostern. Schoggihasen, so weit das Auge reicht. Prompt meldet sich das schlechte Gewissen: Ist das auch gesund für mein Kind? Zu viel Zucker ist ungesund, besonders für die Jüngsten. Aber auch wer seinen Kindern Süsses ganz verbietet, tut ihnen nicht unbedingt einen Gefallen damit.

Sollten wir möglichst auf Süssigkeiten für unsere Kinder verzichten?
Ein Baby braucht keinen zusätzlichen Zucker, Muttermilch und später Brei aus Bananen oder Karotten sind süss genug. Nach seinem ersten Geburtstag darf man einem Kind aber ruhig auch einmal ein Stück Kuchen oder ein Glace geben.

Es gibt Eltern, die ihre Kinder in den ersten Lebensjahren ganz von Lebensmitteln mit Zuckern fernhalten. Ist das nicht besser?
Ein gesundes Mass ist besser als rigide Essensregeln. Kindern in einer Welt, in der Zucker allgegenwärtig ist, alles Süsse zu verbieten, erhöht nur das Risiko für Essstörungen. Es gibt ausserdem keine wissenschaftlichen Studien, die besagen, dass Kinder gesünder sind, wenn sie mehrere Jahre ohne Zucker leben.

Was ist von all den Joghurts, Backwaren und Würstchen zu halten, die sich mit ihrem Marketing ausdrücklich an Kinder richten?
Ich rate klar von solchen Produkten ab. Die Mehrheit davon ist zusätzlich mit Zucker und Salz angereichert. Kinder brauchen keine besonderen Lebensmittel. Ab dem ersten Lebensjahr können sie dasselbe essen wie alle anderen am Tisch.

Also keine Light-Produkte für Kinder?
Ich lehne Light-Produkte nicht grundsätzlich ab, aber bei normalgewichtigen Kindern sind sie nicht nötig. Wer auf die Kalorienzufuhr seiner Kinder achten möchte, kauft zum Beispiel besser einfach fettreduzierte Milch statt Vollmilch. Auch Stevia, das aus Süsskraut gewonnen wird und keine Kalorien hat, kann bedenkenlos verwendet werden.

Dagmar l’Allemand ist Leitende Ärztin am Ostschweizer Kinderspital in St. Gallen und Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin mit Schwerpunkt pädiatrische Endokrinologie/Diabetologie.

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Journalistin und Mutter von zwei Söhnen, beides furchtbar gerne. Mit Mann und Kindern 2014 von Zürich nach Lissabon gezogen. Schreibt ihre Texte im Café und findet auch sonst, dass es das Leben ziemlich gut mit ihr meint.<br><a href="http://uemityoker.wordpress.com/" target="_blank">uemityoker.wordpress.com</a> 


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