

Die ersten Paddelschläge auf dem Wasser

Wer längere SUP-Touren auf Seen, Flüssen oder dem Meer machen möchte, braucht eine gute Paddeltechnik. Stand-Up-Paddel-Pionier und Extrempaddler Thomas Oschwald erklärt dir wie's funktioniert. So steht deinem Stand-Up-Paddle-Abenteuer nichts mehr im Weg.
Stand Up Paddling boomt. Die aufblasbaren SUP-Boards machen den Einstieg in die SUP-Welt ziemlich einfach. Bequem lassen sich die Paddelboards im Auto oder auf dem Rücken zum See tragen und sind in weniger als fünf Minuten aufgepumpt. Auch wenn der Einstieg in die Welt des Stehpaddelns kinderleicht ist, lohnt sich der Besuch eines Einführungskurses, um die richtige Paddeltechnik zu erlernen. An den meisten Schweizer Seen befinden sich SUP-Stationen mit fachkundigem Personal. Wer sich die Technik nicht von einem SUP-Instruktor vor Ort zeigen lassen möchte, dem können folgende Tipps eine Hilfe sein:

Ein- und Auswassern
Achte beim Einwassern darauf, dass deine Finne den Boden nicht berührt. In seichtem Wasser kannst du das SUP-Board auch mit der Spitze zum Strand gerichtet auf das Wasser legen. Dadurch befindet sich die Finne im tieferen Wasser. Knie danach auf das Board und paddle so lange bis du bei einem allfälligen Sturz weder den Boden, noch Steine oder eine Hafenmauer berührst.
Schaue beim Aufstehen nicht nach unten, sondern nach vorne und nütze das Paddel als zusätzliche Stabilisationshilfe. Positioniere deine Füsse links und rechts vom Handle (Haltegriff beim SUP-Board). Achte immer darauf, dass du weder zu weit hinten noch zu weit vorne auf dem Stand-Up-Paddel-Board stehst. Das Brett sollte beim Paddeln möglichst flach auf dem Wasser liegen, so dass die Reibung möglichst gering ausfällt. Mit etwas Übung kannst du gleich auf das Brett stehen und mit Paddeln beginnen. Vermeide aber unbedingt Stürze und knie dich in anspruchsvollen Situationen lieber hin.
Neoprenschuhe können ein sinnvolles Zubehör sein, um deine Füsse vor spitzigen Steinen zu schützen. Der Ein- und Ausstieg wird dadurch viel einfacher und sicherer. Zusätzlich sorgen sie dafür, dass deine Füsse auch bei tiefen Temperaturen immer schön warm bleiben.

Die Paddellänge
Die ideale Paddellänge hängt vom persönlichen Geschmack und dem Einsatzzweck ab. Als Anfänger empfiehlt es sich zwei- oder dreiteilige Teleskoppaddel zu verwenden. Sie lassen sich einfach verstellen, bis die optimale Paddellänge herausgefunden wurde.
Als Richtwert kannst du mit folgenden Massen beginnen: Strecke deinen Arm nach oben und verstelle das Paddel so, dass es unter das Handgelenk passt. Normalerweise sind das ca. 15 bis 20 Zentimeter über dem Kopf. Je besser die Technik und je mehr du beginnst aus dem Rumpf zu paddeln, umso kürzer kann das Paddel sein. Beim Experimentieren mit verschieden Längen achte auch darauf, dass die Dicke des SUP-Boards einen Einfluss auf die Paddellänge hat. Bei dickeren Boards stehst du weiter über dem Wasser und das Paddel fällt länger aus.
Die meisten Paddel besitzen eine leicht Aufbiegung. Das Paddelblatt hat somit einen leichten Winkel zum Paddelstiel. Die Aufbiegung zeigt beim Paddel immer nach vorne. Das Paddel sollte also so gehalten werden, dass das Blatt nach vorne knickt. Das mag unlogisch erscheinen, doch die Aufbiegung sorgt dafür, dass du beim Paddelschlag (siehe unten) länger Druck auf dem Paddel hast und somit mehr Kraft auf das Wasser übertragen kannst. Bei manchen Paddeln hat es ein Logo auf der Seite, welche beim Paddeln nach vorne zeigt. Lässt sich bei Teleskoppaddel der oberste Teil frei drehen, achte zusätzlich auf die korrekte Ausrichtung des Paddelgriffs. Dieser sollte immer parallel zum Paddelblatt sein.

Die Paddeltechnik
Stecke das Paddelblatt so weit vorne wie möglich ins Wasser und tauche das Paddelblatt komplett ins Wasser ein. Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit du viel und lange Energie beim anschliessenden Paddelzug generieren kannst. Der Oberkörper, die Arme und das obere Drittel des Paddelstils bilden bei einer effektiven Eintauchphase ein Dreieck – das sogenannte Kräftedreieck. Die Arme sind also gestreckt. Der untere Zugarm wird beim anschliessenden Paddelzug nur leicht angewinkelt, der obere Druckarm bei der Rückführung des Paddels nur leicht gebeugt. Bei einer optimalen Technik ist das Kräftedreieck zu jeder Zeit zu sehen. Das Paddel wird beim Paddelzug in einer geraden Linie durch das Wasser nach hinten gezogen.
Viele Einsteiger haben die Tendenz, der Form des Brettes nach zu paddeln. Das führt dazu, dass das sich das SUP-Board bereits nach wenigen Schlägen zu drehen beginnt. Um den Kurs länger halten zu können empfiehlt es sich, den Paddelschlag etwas weg von der Spitze des Brettes zu beginnen, sodass das Paddelblatt gerade und gleichmässig nach hinten geführt werden kann. Ziehe das Blatt aber nicht zu weit nach hinten. Die sogenannte Power-Zone reicht nur etwa bis auf die Höhe des Paddlers. Alles, was hinter der Power-Zone mit dem Blatt passiert, ist Energieverschwendung, denn der Zug führt nicht mehr perfekt nach hinten, sondern zunehmend nach oben. In dieser ineffektiven Zone geht somit immer mehr Energie in eine Paddelbewegung nach oben verloren. Höchste Zeit also, das Paddel wieder in die Ausgangsstellung zurückzuführen.
Möchtest du deine Paddeltechnik weiter verfeinern, nutze die Möglichkeiten der digitalen Medien. Ob mit einem wasserdichten Handy oder einer Actionkamera. Die Videoanalyse ist ein guter Weg, um falsche Bewegungsmuster zu erkennen. Vergleiche deinen Bewegungsablauf mit Paddelsequenzen von Profis und arbeite immer wieder an deiner Technik. Im Internet findest du zahlreiche Tipps und Tricks. Auch ein erfahrener SUP-Instruktor kann dir weiterhelfen. Das direkte Feedback von einer Person ist auf jeden Fall Gold wert, wenn du an die Spitze paddeln möchtest.

Gegenwind vermeiden
Plane die Länge und Schwierigkeitsgrad deiner SUP-Tour entsprechend deinen körperlichen Fähigkeiten. Beachte unbedingt die Wind- und Wetterverhältnisse. Starker Gegenwind kann dir eine Tour richtig schön vermiesen. Je nach Lage und Grösse des Sees hast du unterschiedlich ausgeprägte Windsysteme. Bei einer ruhigen Hochdruckwetterlage ändern zum Beispiel thermische Winde im Laufe des Tages die Windrichtung um 180 Grad. Am Morgen oder nach Sonnenuntergang strömt die kalte Luft von den Bergen ins Flachland. Es entsteht der Bergwind. Im Laufe des Tages heizen sich die Bergflanken immer mehr auf. Die warme Luft steigt nach oben und die bodennahe Luft wird durch die Luft aus dem Tal ersetzt. Es entsteht der sogenannte Talwind. Der Wind kann so stark ausfallen, dass du es nicht mehr zum Ausgangspunkt zurückschaffen wirst. Achte bei der nächsten Paddeltour auf diese thermische Winde und versuche sie bei der Planung zu berücksichtigen.
Paddeln kannst du bei jedem Wetter. Als Anfänger ist es aber ratsam windstarke Tage zu meiden. Wind macht die Wasseroberfläche spürbar unruhiger und die aufrechte Körperhaltung bietet eine grosse Angriffsfläche. Das harmonische Fortbewegen kann so schnell zu einer ungewollten Herausforderung werden, was für Anfänger sehr frustrierend sein kann.
Möchtest du aber trotzdem bei Wind paddeln gehen, paddle zuerst gegen den Wind, so dass du dann im ermüdeten Zustand vom Rückenwind profitieren kannst. Achte aber dabei auf die oben beschriebenen Tal- und Bergwindsysteme, sonst hast du im schlimmsten Fall immer Gegenwind.
Das könnte dich auch noch interessieren:


Stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen im Sport und im Alltag gehe ich immer wieder an meine Grenzen. Meine Überzeugung ist es, dass mich all die grossen und kleinen Herausforderungen im Leben weiterbringen. Als Extrempaddler habe ich keine Lust, Wege zu gehen, von denen ich im Vornherein weiss, dass sie problemlos möglich sind. Eine Reise, ein Traum oder ein Abenteuer soll niemals die Ungewissheit verlieren und immer die Chance bewahren, etwas scheinbar Unmögliches möglich zu machen.
<a href="http://supthelake.ch" target="_blank">supthelake.ch</a>