Hintergrund

Die Cannabis-Ernte – Tinus Grow Report, Folge 9

Martin Jud
9.2.2021

Es ist Erntezeit: Mein täglich Hanf gib mir heute. Zuerst wird geschnippelt, dann getrocknet und in zehn Tagen beginnt die Marihuana-Fermentierung.

Hier riecht es komisch, das ist weil… Ich ernte gerade mein Gras. Dabei habe ich was entdeckt, das ich bei einer Schnippelpause konsumiere. So kleiner «Shit», der sich vaporisiert bereits jetzt verdammt gut inhaliert. Lecker!

Begeisterung herrscht, obschon es keine Wirkung zeigt. Der Geschmack erinnert mich an einen fruchtigen Kaugummi mit einer gehörigen Portion Cannabis.

Entspannt bin ich übrigens auch ohne CBD im Blut, daher fühle ich wohl nichts beim Konsumieren. Dennoch; geschmacklich ist das Zeug 1A.

Mein Zeug, mein Schatz.

Wobei mir meine Sinne auch einen Streich spielen könnten, weil ich seit Stunden mit Ganja-Geruch torpediert werde. Mit der Zeit wird auch der beste Geruch penetrant. Oder man riecht ihn nicht mehr, was mich an den Schulbesuch in der Kläranlage von anno dazumal in den Neunzigern erinnert. Shit. Damals war ich noch ein richtiges Milchbubi und höchstens Grün hinter den Ohren.

Heute trägt mein Grün milchige Trichome.

Ich ernte weiter und hoffe, dass jetzt kein Nachbar nach Eiern fragen kommt. Obschon ich mit meinem Gras der Sorte Mota CBD Rich Auto nicht in Erklärungsnot käme, da es weit unter einem Prozent THC in sich trägt. Es ist somit legal.

Schade, ist nicht auch THC-Gras legal. Ich wette, dass die meisten derjenigen, die sich seit Jahrzehnten über mein geliebtes Weed auslassen, ab und zu ein Glas zum Wohl, oder auch zu ihrem Unwohl, erheben. Ich kann mich nicht oft genug darüber echauffieren, dass mit Alkohol ein Nervengift legal ist und die tausende Jahre von uns Menschen gehaltene Hanfpflanze, mein geliebtes Cannabis, noch immer in den Köpfen von Gestrigen verteufelt wird.

Ich habe die Schnauze voll, legalisiert es endlich, bitte. Schnell, husch-husch. Ich mache auch einen Kniefall vor der Obrigkeit, den Pharmariesen und der Baumwollindustrie, sollte es von Nöten sein. So, nun aber genug mit Empörung und zurück an die Schere.

Wirklich, jetzt schon ernten?

Äusserlich hat sich mit blossem Auge bei den vier weiblichen Cannabis-Pflanzen die letzte Woche wenig verändert – eine Hand voll Fächerblätter wurde gelb, ausserdem haben sich bei wenigen Buds vereinzelt Blütenblätter rötlich verfärbt.

In der achten Folge habe ich darauf hingewiesen, dass es das Ziel sei, mit möglichst vielen milchigen Harzdrüsen zu ernten. Und der Blick durchs Mikroskop gab mir gestern, nach 103 Tagen im Leben der Pflanzen, das Gefühl, dass es nun soweit ist.

Daher begann ich gestern Abend mit dem Ernten. Bis spät in die Nacht habe ich Blüten frisiert und insgesamt drei Pflanzen verarbeitet. Das letzte Weibchen ist heute dran.

Durch die hinausgezögerte Ernte erhalten nicht nur die Buds mehr Masse, auch verändert sich das Verhältnis unter den Cannabinoiden und das führt wiederum dazu, dass das Ganja körperlastiger wirken soll. Die Couch ist daher des Cola-Liebhabers Freund.

Ernten, und dann?

Wichtig ist, dass beim Ernten eine saubere Unterfläche benutzt wird. Und saubere Scheren. Eine vorgängige Desinfektion mit Reinigungsalkohol kann nicht schaden und mindert das Risiko, Pilzsporen oder anderes einzufangen. Um nicht innert Minuten aneinander klebende Finger zu bekommen sind ausserdem Handschuhe unerlässlich.

Beim Ernten entferne ich alles, was nicht glitzert und lege die einzelnen Blüten auf ein Trocknungstablar. Beim späteren Trocknen ist es wichtig, dass möglichst viel Luft an die Blüten gelangt. Daher belasse ich die grössten Blüten nicht ganz so gross, wie sie sind.

Total habe ich fünf Trocknungstablare mit einer Fläche von 69 mal 69 Zentimetern mit Blüten befüllt. Drei davon komplett. Bei zweien ist weit über die Hälfte voll. Wie viel das wohl alles wiegt?

Die Antwort darauf wird mein letzter Grow Report geben. Weiter geht es dann an die Veredelung des Grases. Und an die Erstellung einer Bilanz. Welchen Wert wird mein Gras haben? Wie hoch waren meine Ausgaben? Wie hoch wohl die Stromrechnung dank 103 Tagen mit 18 Stunden 400-Watt-NDL-Beleuchtung und 24-Stunden-Belüftung sein wird?

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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