Produkttest

Blackmagic Pocket Cinema: Die günstigste Cinema-Kamera im Einsatz

Manuel Wenk
29.5.2019

Die handliche und bezahlbare Profi-Cinema-Cam ist endlich angekommen. Um den Test so realistisch wie möglich zu machen, habe ich sie bei einem echten Videoprojekt ausprobiert.

Ich habe monatelang auf die Blackmagic Pocket Cinema Kamera gewartet. Jetzt liegt sie endlich auf meinem Tisch. Ich fühle mich wie ein kleiner Junge an Weihnachten. Die Kamera verspricht viel für wenig Geld. Sehr viel sogar. Wir testen die Handheld-Cinema Kamera bei einem Dreh im Tessin zusammen mit einem Kletterprofi.

Jetzt nochmals von vorne

Eigentlich müsste die Kamera in ein Cage gesteckt werden, um alles Zubehör nutzen zu können. Nicht einmal ein Blitzschuhadapter ist integriert. Ich bestelle mir also einen Adapter, den ich oben in die Gewindeschraube drehen kann, um dann über einen Blitzschuh ein Mikrofon oder einem Bildschirm anbringen zu können. Cages für die Blackmagic haben wir leider keine im Sortiment.

Mit dem Kauf der Kamera ist es also noch nicht getan. Einige Hundert Franken solltest du dir für diverses Zubehör mindestens noch zur Seite legen.

Die Kamera saugt unglaublich viel Strom. Mit der einen, mitgelieferten Batterie kann ich nur 30 Minuten lange filmen. Daher will ich die Kamera mit Powerbanks über den USB-C-Eingang laden. Eine Stunde vor Abfahrt in Richtung Tessin probiere ich es aus und stelle mit Schrecken fest, dass die Kamera nicht gespiesen wird. Ein aufgeregtes Telefonat später bin ich beruhigt. Luca hat eine Lösung – seine Powerbanks haben bis zu 12V Ausgangsspannung. Damit funktioniert es.

Der Wecker klingelt

Es ist Morgen früh auf dem Parkplatz in Brione. Alle sind noch am Schlafen. Nur Luca und ich stehen bereits an aufgeklappter Heckklappe, montieren die Kamera auf den Gimbal DJI Ronin S, machen einige Aufnahmen der bereits von der Sonne angestrahlten Gipfel und starten die Drohne. Das Licht ist wunderschön. Man weiss ja nie - vielleicht können wir die Aufnahmen gebrauchen.

Endlich kommen auch die anderen drei aus den Bettdecken gekrochen. Kevin schnappen wir uns sofort und starten mit dem Filmen. Patrick und Vladek kochen währenddessen Kaffee und bereiten das Frühstück vor.

Stabilisierte Aufnahmen und deren Tücken

Ein nahezu perfektes Gesamtpaket

Mit der Blackmagic Kamera gehst du nicht raus und schiesst Fotos. Sie ist auf Film ausgelegt. Das zeigt sich auch an den verschiedenen Anschlüssen (Mini-XLR Eingang inklusive Phantomspeisung, Full-HDMI Ausgang etc.), dem riesigen Touchscreen auf der Hinterseite oder daran, dass die Kamera Dual-ISO fähig ist.

Bei einem Kletterfilm, wie wir ihn gedreht haben, ist es extrem wichtig, schnell agieren zu können und flexibel zu sein. Diese Flexibilität erreichen wir auch dank einer sehr vielseitigen Linse. Das Objektiv Olympus 12-100mm f4 (entspricht Full-Frame 24-200mm) ist der perfekte Begleiter.

Der Sensor der Blackmagic ist nicht stabilisiert. Zum Glück ist es das Objektiv und so gelingen auch voll gezoomte Einstellungen aus der Hand. Ohne Bildstabilisator müsste in jedem Fall ein Stativ, Slider oder Gimbal her. Für einen gescripteten Film mag das funktionieren. In unserem Szenario nicht.

Zudem hat die Blackmagic einen einfachen Autofokus integriert. Mit diesem kann ich ein statisches Objekt fokussieren. Einen kontinuierlichen Autofokus, wie ich ihn mir von meiner Sony a7s ii gewohnt bin, gibts nicht. Manuelles Fokussieren ist in unserem Fall nötig. Auch alle anderen Einstellungen wie ISO, Blende oder Verschlusszeit setzt man von Hand.

Mavic 2 Pro: funktioniert auch bei starkem Wind

Am Nachmittag kommen immer stärkere Winde auf. Die Mavic Pro starten wir trotzdem – und werden nicht enttäuscht. Auch bei starkem Wind bleibt die Drohne stabil in der Luft. Nur der Akku geht so etwas schneller zur Neige. Anstelle der rund 25 Minuten Flugzeit bei ruhigen Bedingungen liegen bei starkem Wind noch rund 20 Minuten drin.

Postproduction

Dieses Projekt schneide ich also ausnahmsweise nicht in Premiere Pro, sondern in DaVinci Resolve. Nach kurzer Eingewöhnungszeit komme ich mit dem Programm klar. In den Einstellungen stelle ich meine Tastaturbelegung auf Premiere Pro um – so finde ich mich schnell zurecht.

Dank den RAW-Files der Blackmagic sind die Möglichkeiten in der Farbbearbeitung fast unendlich. Weissabgleich, ISO-Werte, Farbprofil etc. können im Nachhinein ohne Qualitätsverlust verändert werden. Mehr Informationen zu DaVinci gibt es in diesem Artikel:

Fazit: Preis und Leistung stimmen

Hier ist das Ergebnis: Das Video für diesen Galaxus-Beitrag. Es wurde komplett mit der Blackmagic Pocket Cinema Kamera und der Mavic 2 Pro gefilmt. Die Nachbearbeitung erfolgte wie beschreiben ausschliesslich mit DaVinci Resolve.

Sei dir bewusst, dass es mit dem Kauf der Kamera noch nicht getan ist. Lege einige Hundert Franken mehr zur Seite für Zubehör. Dann aber kann ich dir die Kamera auch für ambitionierte Video-Projekte empfehlen. Dank dem genialen Blackmagic-RAW, dem grossen Bildschirm und den vielen Einstellungsmöglichkeiten bist du damit gut bedient. Solch technischen Eigenschaften findet man sonst nur in fünf bis zehn Mal teureren Kameras von Red, Arri und dergleichen.

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Als Multimedia-Produzent ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, Inhalte auf vielfältige Art und Weise aufzubereiten. In meiner Freizeit zieht es mich in die Berge, sei es zum Skifahren, Mountainbiken oder Wandern. Und natürlich habe ich meine Kamera immer griffbereit, genauso wie meine FPV-Drohne. 


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