In diesem Wohnwagen hat für Walter White und Jesse Pinkman alles angefangen. Bild: No Film School
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Zwölf Jahre zu spät: Wie «Breaking Bad» mein Leben verändert hat

Chemielehrer Walter White erkrankt an Krebs und baut ein Meth-Imperium auf, damit die Familie nach seinem Tod ausgesorgt hat. «Breaking Bad» berührt, verwundert und fasziniert. Was macht die Serie auch zwölf Jahre später noch so verdammt gut?

Vom Tellerwäscher zum Millionär: der klassische amerikanische Traum. Nur, dass hier der Tellerwäscher Chemie an einer High School unterrichtet und zum Kopf eines Methamphetamin-Rings wird. Was gleich bleibt, sind die Millionen – und davon sind viele im Spiel. «Breaking Bad» ist weltbekannt, ein Klassiker und wegweisend für die Geschichte des bewegten Bildes.

Spoilerwarnung: Falls du die Serie noch nicht gesehen hast, liest du ab hier auf eigene Gefahr weiter.

Ein Versuch, herauszufinden, wieso mich die Serie nicht mehr loslässt, obwohl ich sie zwölf Jahre zu spät gesehen habe. Und wie sich deswegen mein ganzes Serienuniversum verändert hat.

Am Anfang war das Licht

Zum Beispiel «Breaking Bad».

Weshalb bin ich zwölf Jahre zu spät auf dieses Juwel gestossen? Vielleicht, weil es nicht nach den ersten zwei Folgen unzählige Fragen offen lässt, was zu jener Zeit das Mass aller Dinge war. War die Serie zu uncool für damalige Verhältnisse? Oder war ich zu uncool für die Serie? Ich weiss es nicht. Heute aber ist mir klar, dass «Breaking Bad» und Cranston alias Walter «Heisenberg» White das Beste sind, was ich je gesehen habe.

Wer bist du, Heisenberg?

Eine derartige schauspielerische Leistung ist unmenschlich. Nichts, was Cranston sagt oder tut, wirkt überzeichnet, unnatürlich oder erzwungen. Ich glaube Walter White jedes Wort, jede Träne und jedes Husten. Ich weiss nicht, wie das geht, aber: Da ist nichts gespielt, das ist alles echt. Ich habe Joaquin Phoenix als Joker gesehen und sollte ihn nie mehr vergessen. Bis Walter White diese Erinnerung mit seinem hässlichen Pontiac Aztek plattgewalzt hat.

Als Walt bei einem Einsatz mitfahren darf und einen seiner Exschüler vom Tatort fliehen sieht, packt er die Chance und macht den ersten von vielen Schritten in eine Welt, die er bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Ist es wirklich möglich, so verzweifelt zu sein, dass die Produktion von und der Handel mit Drogen der letzte Ausweg ist? Wenn ich Walter bei seinem Absturz nicht hautnah hätte begleiten können, hätte ich es nicht geglaubt.

Meine Emotionen erleben während der Serie eine Berg- und Talfahrt – genauso, wie es Walter ergeht. Ich fühle mit ihm, auch wenn ich mich niemals mit ihm identifizieren könnte. Ich bin am Boden zerstört, als der arme Kerl praktisch am Geburtstag von seiner unheilbaren Erkrankung erfährt. Und dies, obwohl ich zu dem Zeitpunkt bereits wusste, dass er sich als Meth-Produzent eine goldene Nase verdienen wird.

Wie schaffst du das, Cranston?

Personae non gratae

Walter White ist mehr als die halbe Miete für «Breaking Bad». Doch die Serie ist nicht nur dank Cranston überragend. Auch Aaron Paul alias Jesse Pinkman spielt auf Weltklasseniveau. Ich habe nicht mitgezählt, wie viele Male ich den Typen am liebsten von seiner versifften Couch gezerrt, unter die kalte Dusche gestellt und «Get your shit together, man!» geschrien hätte.

Aber auch Aaron Paul hat es geschafft, dass ich in der Schlussszene eine Freudenträne verdrücke, als er durch die Gitter in die Freiheit rast.

Der Teufel liegt im Detail

Nichts mehr wie es war

Die Moral der Geschichte? Das ist noch längst nicht alles. Es gibt nur ansatzweise wieder, wie unglaublich gut «Breaking Bad» ist. Mit Walter White und Co. ist es wie mit einem Eisberg: Neun Zehntel spielen sich unter der Oberfläche ab. Dennoch hat es gut getan, mir mit diesen Worten zumindest einen Teil des Gesehenen von der Seele zu schreiben. Du verstehst mich? Dann freue ich mich über einen Kommentar. Du verstehst mich nicht? Dann schau dir «Breaking Bad» an.

Teaserbild: TMDB.org/000000
Titelbild: In diesem Wohnwagen hat für Walter White und Jesse Pinkman alles angefangen. Bild: No Film School

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Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben. 


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