Withings ScanWatch 2: Nach dem grossen Ärger ein versöhnlicher Test
Produkttest

Withings ScanWatch 2: Nach dem grossen Ärger ein versöhnlicher Test

Lorenz Keller
13.2.2024

Die Withings ScanWatch 2 sieht nicht nur gut aus, sie überzeugt im Alltag auch mit acht Tagen Akkulaufzeit und gutem Gesundheitstracking. Ob das für eine smarte Uhr reicht – das muss jede und jeder selbst entscheiden.

Am Anfang hatte ich viel Ärger mit dem Testgerät: Die Withings ScanWatch 2 saugte den Akku meines Android-Smartphones leer. Die Uhr selbst verlor ebenfalls viel zu schnell Batteriekapazitäten und spielte Benachrichtigungen verspätet aus. Der Hersteller löste das Problem Ende Dezember mit einem Update.

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Alles gut? Jein. Der Hersteller hinterliess keinen souveränen Eindruck. Zwei Monate dauerte es, bis nach den ersten Meldungen das Problem behoben wurde. Das ist ein zu langer Zeitraum, in dem die Uhr nicht nutzbar war.

Immerhin: Nun läuft alles wieder so, wie es sollte und ich konnte die Uhr ausführlich testen. Du findest in dieser Review meine fünf wichtigsten Eindrücke aus dem Alltag.

Die Withings ScanWatch 2 ist in zwei Grössen erhältlich: mit einem Zifferblatt von 38 oder 42 Millimetern Durchmesser. Die kleinere Variante gibt’s zudem in Weiss und Schwarz, die grössere nur in Schwarz. Der Preis beträgt zum Zeitpunkt des Tests 350 Franken oder 340 Euro – egal welches Modell.

1. Design: einfach eine schöne Uhr

Für den Test habe ich die Version mit dem 38-Millimeter-Zifferblatt erhalten. Persönlich hätte ich wohl die grössere Variante gewählt für mein Handgelenk, inzwischen finde ich, diese Grösse geht auch in Ordnung. Die Uhr sitzt bequem und ist absolut geräuschlos. Das ist wichtig, wenn du sie auch in der Nacht fürs Schlaftracking nutzen willst.

Die ScanWatch 2 sieht auf den ersten Blick aus wie eine konventionelle Quartzuhr. Und sie gefällt mir mit dem schlichten, zeitlosen Design. Die Optik ist zurückhaltend, wirkt aber elegant. Du kannst die Watch genauso zum Anzug oder Kleid tragen wie zu einem Hoodie.

Die Withings ScanWatch 2 gefällt mir mit dem schlichten, aber eleganten Design.
Die Withings ScanWatch 2 gefällt mir mit dem schlichten, aber eleganten Design.
Quelle: Lorenz Keller

Das mitgelieferte Silikon-Armband entspricht zwar optisch meinem Geschmack, das Material mag ich allerdings nicht besonders. Das Band wirkt aber hochwertig und ich habe darunter nicht geschwitzt.

Vorbildlich ist, dass du das Band wechseln und mit einem Standard-Armband ersetzen kannst. Fürs 38-mm-Modell passt ein Armband mit 18 mm Breite, für das 42-mm-Modell ein Armband mit 20 mm Breite. Der Hersteller selbst bietet auch Alternativen an.

Withings Wristband (18 mm, Edelstahl, Kalbsleder)
Uhrenarmband
60.– CHF

Withings Wristband

18 mm, Edelstahl, Kalbsleder

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2. Display: klein – und nicht so fein

Auf den ersten Blick siehst du den Screen nicht, denn anders als bei Apple Watch und Co. bedeckt er nicht die gesamte Fläche, sondern nur einen kleinen Teil. Im Zifferblatt findest du zwei runde Kompilationen. Im unteren Kreis ist ein echter Zeiger. Der dient nicht als Stoppuhr, sondern zeigt an, wie viel des täglichen Schrittziels du schon erfüllt hast.

Der obere Kreis ist der Screen. Der ist standardmässig ausgeschaltet. Aktivieren kannst du ihn, indem du auf die Krone drückst. Dann siehst du Uhrzeit und Datum. Von so einem Mini-Display darfst du natürlich nicht zu viel erwarten. Der Screen ist nur 0,63 Zoll gross, er zeigt keine Farben, sondern nur Graustufen und wirkt trotz OLED-Technik und theoretisch guter Auflösung etwas altertümlich.

Nur der obere Kreis im Zifferblatt ist Bildschirm – schon sehr wenig.
Nur der obere Kreis im Zifferblatt ist Bildschirm – schon sehr wenig.
Quelle: Lorenz Keller

Da der Bildschirm nicht auf Berührung reagiert, musst du alle Funktionen über die Krone steuern. Drehen, klicken, lange drücken – das funktioniert zwar auch mit Handschuhen oder nassen Fingern, macht die Bedienung aber kompliziert. Willst du zum Beispiel ein Workout starten, dann musst du: drücken, sechs Mal drehen, drücken, drehen, drücken, drücken. Dann kannst du endlich loslaufen, schwimmen oder radeln.

Auch sonst ist der Screen nur eingeschränkt einsetzbar. Einzelne Werte oder Zahlen wie den Puls oder die zurückgelegte Strecke kannst du problemlos anzeigen lassen. Für den Tagesverlauf oder die Wochenübersicht musst du in die App wechseln.

3. Benachrichtigungen: nervig in vielerlei Hinsicht

Du kannst auf der ScanWatch 2 keine Apps installieren und auch nicht mit ihr drahtlos bezahlen. Immerhin zeigt der Bildschirm Benachrichtigungen an. Gut gefällt mir, dass ich genau festlegen kann, was auf die Uhr weitergeleitet wird.

Für Texte ist der Bildschirm zu klein, denn es haben höchstens zehn Zeichen Platz. Eine Nachricht läuft daher wie eine Laufschrift über den Screen, mit der Krone kannst du nach vorne oder nach hinten spulen. Das ist mühsam zu lesen. Drückst du aus Versehen auf den Knopf, ist die Benachrichtigung weg und nicht wieder aufzufinden.

Maximal zehn Zeichen sind auf dem Bildschirm anzeigbar.
Maximal zehn Zeichen sind auf dem Bildschirm anzeigbar.
Quelle: Lorenz Keller

Das gilt ganz generell: Die Nachrichten werden nicht gespeichert, es ist immer nur die letzte abrufbar. Da ich viele Benachrichtigungen bekomme, gehen laufend welche verloren. Manchmal verschwindet eine sogar, während ich noch am lesen bin, weil gleichzeitig eine neue eintrifft. Es lohnt sich daher, wirklich nur die notwendigsten Messages auf die Uhr weiterzuleiten.

Leider nervt mich der Vibrationsmotor. Die Uhr wird bei einer Nachricht regelrecht durchgeschüttelt. Das wirkt billig im Vergleich zu Smartwatches wie der Apple Watch oder der Google Pixel Watch, die mich viel angenehmer übers Handgelenk benachrichtigen.

4. Fitness und Gesundheit: mehr Sensoren als gedacht

In Bereichen wie Screen oder Apps kann die ScanWatch 2 nicht mit anderen Smartwatches mithalten. Dafür aber beim Tracking. Die neue Uhr von Withings misst nicht nur die Schrittzahl und den Puls, sondern kann auch ein Elektrokardiogramm aufzeichnen, die Veränderung der Körpertemperatur verfolgen und den Blutsauerstoffgehalt messen.

Die Auswertung der Daten erfolgt vor allem in der App. Diese ist schön gestaltet und übersichtlich. Du siehst beispielsweise die Schrittzahlen, die Schlafqualität oder auch die durchschnittliche Herzfrequenz. Du kannst alles jeweils auch im Detail anschauen.

Die übersichtliche App bietet viele Auswertungsmöglichkeiten.
Die übersichtliche App bietet viele Auswertungsmöglichkeiten.
Quelle: Lorenz Keller

Wichtig zu wissen: Die Sauerstoffsättigung und das EKG misst die Watch nicht automatisch, das musst du manuell auslösen. Leider ist das Vorgehen nicht einheitlich. Den Blutsauerstoff überwachst du direkt über die Uhr, die EKG-Funktion musst du zuerst in der App aktivieren. Dann kannst du die Aufzeichnung auf der Uhr starten, die Daten wiederum stehen aber nur in der App zur Verfügung.

Withings bietet auch einige solcher komplizierten Lösungen an. So kannst du nur in der App einen oder mehrere Weckzeiten oder Alarme programmieren. Auf der Uhr lassen sich diese dann nur pauschal ein- oder ausschalten. Schnell auf der ScanWatch 2 einen Wecker programmieren geht nicht.

Alle wichtigen Fitness- oder Gesundheitsfunktionen sind inklusive. Für zusätzliche Funktionen steht ein Abomodell zur Verfügung: Mit «Withings+» kannst du Fitness- und Gesundheitsprogramme abrufen, um Gewicht zu verlieren oder Muskeln aufzubauen. Dazu gehören Trainingspläne, Rezepte für gesunde Ernährung, aber auch die Überwachung von Aktivitäten und Schlaf. Ob dir das 9.50 Franken im Monat oder 80 Franken im Jahr wert ist, musst du selber wissen. Die Uhr lässt sich auch ohne Abo problemlos nutzen.

5. Akkulaufzeit: Lange, aber nicht so lang wie versprochen

Der Akku der ScanWatch 2 soll 30 Tage halten, sagt der Hersteller. Das ist im Alltag aber nur im reinen Uhren-Modus realistisch. Dafür brauchst du keine Smartwatch und kannst auf eine günstigere, analoge Uhr zurückgreifen. Diese läuft dafür jahrelang per Knopfbatterie.

Ich habe im Test die Benachrichtigungen genutzt und mich rund um die Uhr tracken lassen – unter anderem habe ich den Temperaturverlauf, den Puls, die Aktivitäten und den Schlaf mitverfolgt. In dieser Einstellung hat der Akku jeweils acht Tage gehalten. Das ist durchaus ein guter Wert, aber auch Smartwatches mit einem grossen, bunten Screen wie die Huawei Watch GT4 schaffen ähnliche Laufzeiten.

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    von Lorenz Keller

Fazit: Was sie kann, macht sie gut

Die Withings ScanWatch 2 ist ein smarter Tracker für Gesundheit und Aktivität, der einen genau definierten Einsatzbereich hat. Die verbauten Funktionen scheinen zuverlässig und genau zu sein. Das zurückhaltende Design, das mehr an konventionelle Uhren denn an Smartwatches erinnert, dürfte ebenfalls viele Käuferinnen und Käufer überzeugen.

Die ScanWatch 2 ist auf einige zentrale Funktionen beschränkt, was durchaus angenehm sein kann. Ein Pluspunkt ist auch das analoge Zifferblatt mit echten Zeigern, das vielen gefallen dürfte, die nicht immer auf einen Bildschirm schauen wollen. Der Verzicht auf einen Touchscreen fordert aber auch einen Preis: Die Uhr ist kompliziert zu bedienen und ohne die App kannst du die gewonnenen Gesundheitsdaten nicht vernünftig analysieren.

Es gibt smarte Uhren oder Fitnesstracker, die gerade im Sportbereich für weniger Geld mehr Funktionen bieten. Und auch echte Smartwatches mit Zugang zu unzähligen Apps wie eine Apple Watch SE oder eine Google Pixel Watch findest du zu dem Preis.

Titelbild: Lorenz Keller

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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