Ratgeber

Wie (un)genau messen Körperfettwaagen für den Hausgebrauch?

Gewicht und Body-Mass-Index sind die landläufig gebräuchlichen Werte, um sich ein Bild über Unter-, Ideal-, oder Übergewicht zu machen. Eigentlich längst nicht mehr zeitgemäss, denn für eine sinnvolle Aussage musst du deine Körperzusammensetzung kennen. Viele Waagen sollen das inzwischen messen können. Ich habe vier davon getestet und verglichen – mit ernüchterndem Resultat.

Diese Messungen versprechen mir die sogenannten Körperfettwaagen von zahlreichen Herstellern wie Garmin, Breuer, Withings oder Soehnle zu liefern. Einfach und unkompliziert bei mir zu Hause. Und das für ziemlich wenig – 30 bis 50 Franken – oder auch sehr viel – über 300 Franken – Geld. Allerdings hatte ich auch schon gehört und gelesen, dass diese Waagen alles andere als korrekte Werte liefern würden.

Was habe ich also gemacht? Mir vier verschiedene solcher Waagen organisiert. Zwei haben mir die Hersteller direkt geschickt, zwei stammen aus den Galaxus-Lagern.

Diese vier Modelle haben meinen Körper gewogen und vermessen:

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Die Körperfettwaagen in unserem Sortiment nutzen das gleiche Messverfahren, allerdings stark vereinfacht, mit geringerer Impulsstärke und nur einem Ein- und Austrittspunkt (durch die Füsse rein und raus). Eine Ausnahme dazu bildete die von mir getestete Withings-Waage, die über einen Handgriff verfügt und damit präzisere Messwerte verspricht – und dafür auch mit Abstand am meisten kostet.

Daten, Daten, Daten

Nun aber zu den Messungen. Diese Werte hat die professionelle Messung bei Zermed für meinen Körper ergeben:

  • Gewicht: 84.3 kg
  • BMI: 27
  • Fettmasse: 23.33 kg
  • Knochenmasse: keine Angaben
  • Wasser: 44.67 kg
  • Muskelmasse: 30.23 kg

Diese Daten bilden den Referenzwert, von dem aus ich die Abweichung der vier Testwaagen berechnet habe. Alle Messungen fanden innerhalb von rund zwei Stunden ohne Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr oder Toilettengänge statt, um den Waagen möglichst identisches «Messgut» zu liefern.

Datenvergleich

Davon ausgehend, dass die wissenschaftlich erhobenen Daten der Realität am nächsten kommen, schaue ich mir nun die Daten der verschiedenen Alltagswaagen in den Werten Gewicht, Muskelmasse, Fettmasse und Wassermenge an. Für jeden Wert vergebe ich pro Waage Punkte oder ziehe welche ab, je nach Performance.

Gewicht

Punkte:

  • Garmin: 1
  • Beurer: 0
  • Withings: -1
  • Xiaomi: 0

BMI

Punkte:

  • Garmin: -1
  • Beurer: -1
  • Withings: 1
  • Xiaomi: -1

Muskelmasse in kg

Punkte:

  • Garmin: -1
  • Beurer: -1
  • Withings: 0
  • Xiaomi: keine Wertung

Wasser in kg

Punkte:

  • Garmin: -1
  • Beurer: -1
  • Withings: -1
  • Xiaomi: keine Wertung

Fettmasse in kg

Punkte:

  • Garmin: -1
  • Beurer: -1
  • Withings: -2
  • Xiaomi: keine Wertung

Alle fünf Werte zusammen betrachtet, ergibt sich für die vier verglichenen Waagen dieses Ranking.

Ranking:

  1. Garmin: -3
  1. Beurer: -4
  1. Withings: -3

Xiaomi: -2 ausser Wertung

Die BF 720 bewerte ich höher als die Withings, weil deren Preis zusätzlich negativ ins Gewicht fällt. Die Xiaomi-Waage nehme ich aus dem Ranking, weil sie zu wenige Werte liefert.

Und so hat Stiftung Warentest Körperfettwaagen getestet

Wie es der Zufall so will, hat die Stiftung Warentest (StiWa) ebenfalls einen Vergleichstest von Körperfettwaagen durchgeführt, während ich diesen Ratgeber geschrieben habe. Du findest denn Test (hinter einer Bezahlschranke) hier.

Keine der getesteten Waagen hat die Wertung «Sehr gut» bekommen. Insgesamt neun Geräte schnitten «Gut», sieben «Befriedigend» und eine «Ausreichend» ab. StiWa kommt zu dem Schluss: Gute Resultate liefern nicht die teuersten Waagen. Im Gegenteil, die beiden Withings-Produkte gehörten zu den Verlierern des Tests und die günstigen Beurer-Produkte zu den Gewinnern.

Bewertung «Gut»

Bewertung «Befriedigend»

Bewertung «Ausreichend»

Fazit

Meine persönlichen Eindrücke werden durch die umfangreichen Testresultate von Stiftung Warentest gestützt.

Meine Empfehlung

Kann ich angesichts meiner Erkenntnisse eine dieser Körperfettwaagen empfehlen?

Solange du deine Werte über die Zeit nur miteinander vergleichst, um zu sehen, wie sich dein Körper entwickelt, spielen die leichten Abweichungen keine allzu grosse Rolle.

Wenn du dagegen wirklich genaue Werte haben möchtest, kommst du nicht um eine professionelle Messung herum. Meine Erstmessung hat mich inklusive Beratung und Erklärung der Daten 50 Franken gekostet, jede weitere Messung fällt mit 30 Franken zu Buche.

Ich bleibe für den Alltag jedenfalls bei meinem x-jahre-alten Soehnle-Modell (das es gar nicht mehr zu kaufen gibt) und werde mir ein bis zwei Mal pro Jahr eine professionelle Messung leisten.

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Weltenbummler, Wandersportler, Wok-Weltmeister (nicht im Eiskanal), Wortjongleur und Foto-Enthusiast.


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