
Wie Darmbakterien Alzheimer vorhersagen können
Viele Alzheimer-Betroffene leiden auch unter Magendarmbeschwerden. Diese Verbindung zwischen der degenerativen Krankheit im Gehirn und einer gestörten Darmflora könnte aber zukünftig die Behandlung von Alzheimer voranbringen.
Wie so oft, ist auch im Zusammenhang mit Alzheimer der Darm beteiligt. Genauer gesagt: die Zusammensetzung der Darmflora. Viele Alzheimer Patientinnen und Patienten leiden unter Beschwerden, die auf eine Störung der Bakterienzusammensetzung im Darm zurückzuführen sind. Eine Studie konnte nun zeigen, dass diese Dysbiose (Störung der Darmflora) schon vor dem Auftreten der ersten Alzheimersymptome nachweisbar ist. Das Spannende daran: Die Darmflora könnte sich dadurch nicht nur als Frühwarnsystem für den Ausbruch der Krankheit eignen, sondern möglicherweise sogar zur Behandlung beziehungsweise Vorbeugung von Alzheimer nützlich sein.
Was ist Ursache, was Wirkung?
Die entscheidende Frage dabei ist ähnlich der nach Huhn und Ei. Wer war zuerst da? Rufen also die Veränderungen der Darmflora die Symptome im Gehirn hervor, oder führen die bei Alzheimer typischen Ablagerungen im Gehirn zu einer Störung der Darmflora. Dazu gibt es verschiedene Hypothesen, bestätigt sind sie bislang jedoch nicht.
In der vorliegenden Studie wurden Stuhlproben von 164 Seniorinnen und Senioren untersucht, die an einer (anderen) Studie zur Früherkennung von Alzheimer teilgenommen hatten. Die Probandinnen und Probanden waren zum Zeitpunkt der Studie symptomfrei. Bei 49 von ihnen konnte durch bewährte Nachweismethoden aber bereits ein frühes Stadium von Alzheimer diagnostiziert werden. In diesem frühen Stadium der Krankheit war das Darmmikrobiom der Betroffenen bereits verändert. Die Störung der Darmflora steht damit am Anfang der Erkrankung. Ob sie aber die Ursache ist, kann diese Studie nicht beantworten.
Screening des Darmmikrobiums zur Alzheimerdiagnose
Davon unabhängig könnte die Veränderung der Darmflora zu einem frühen Zeitpunkt der Erkrankung genutzt werden, um anhand eines Screenings von Stuhlproben Alzheimer zu diagnostizieren. Die Hoffnung ist, dass durch die medikamentöse Behandlung des gestörten Darmmikrobioms auch Einfluss auf den Krankheitsverlauf von Alzheimer genommen werden kann. Die Forschung hierzu steht allerdings noch am Anfang. Bestenfalls ließe sich durch eine frühe Diagnose über die Zusammensetzung der Darmbakterien der Ausbruch von Demenzerkrankungen verhindern.
Die Autorinnen und Autoren haben nun bereits die nächste Studie angekündigt, in der sie untersuchen, ob die Veränderungen in der Darmflora Auslöser oder Folge von Alzheimer sind.
Titelfoto: Foto von Polina Tankilevitch/PexelsWissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.