
Wie Aids bis 2030 besiegt werden könnte
Noch 2022 starb jede Minute ein Mensch an Aids. Und doch gibt es Grund zur Hoffnung: Bis zum Ende dieses Jahrzehnts könnte die Immunschwächekrankheit weitestgehend besiegt sein.
Auch nach Corona ist es die tödlichste Pandemie, die die Welt gesehen hat: Seit das HI-Virus Anfang der 1980er Jahre entdeckt wurde, starben weltweit mindestens 35 Millionen Menschen an der Immunschwächekrankheit Aids. Diese und andere Zahlen gibt das UN-Programm zur Bekämpfung von Aids UNAIDS bekannt.
Eine HIV-Diagnose ist heute kein Todesurteil mehr
Doch auch wenn das HI-Virus noch immer weltweit verbreitet ist, gab es in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte bei dessen Bekämpfung. Ein wichtiger Schritt dabei: Durch erfolgreiche Therapiemöglichkeiten kann das HI-Virus kontrolliert werden und so der Ausbruch von Aids verhindert werden. Infizierte können in Behandlung ein weitestgehend uneingeschränktes Leben führen. HIV bedeutet heute kein Todesurteil mehr. Außerdem führt die Eindämmung der Viruslast von HIV-positiven Personen auch dazu, dass sie das Virus nicht weiter übertragen. Ist die Viruslast unter die Nachweisschwelle gedrückt, stecken Infizierte keine anderen Menschen mehr an. Das Virus kann sich nicht weiter ausbreiten.
HIV bis 2030 besiegen: die 95-95-95-Ziele
Die Vereinten Nationen haben zur weiteren Bekämpfung von HIV die 95-95-95-Ziele ausgegeben. Das bedeutet: Ziel ist es, dass 95 Prozent aller Betroffenen von ihrer Infektion wissen, 95 Prozent davon Zugang zur lebensrettenden antiviralen Therapie (ART) erhalten und wiederum 95 Prozent davon eine Viruslast unter der Nachweisschwelle haben. Mit diesem Maß an Aufklärung und Behandlung ließe sich das HI-Virus besiegen. In einigen Ländern sind die Ziele bereits erreicht, andere sind auf dem Weg dorthin. Grundsätzlich besteht hier aber ein großer Unterschied zwischen Ländern des globalen Nordens und denen des globalen Südens, wo noch heute sowohl der Zugang zu medizinischer Versorgung schlechter ist, als auch die gesellschaftliche Stigmatisierung Betroffener größer.
Während Länder wie unter anderem Botswana, Ruanda und Simbabwe die 95-95-95-Ziele bereits umsetzen konnten, steigen die Infektionszahlen in Teilen Asiens, Osteuropas und im Nahen Osten. Ursache dafür sind auch diskriminierende Gesetze wie etwa gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen. Stigmatisierung und Falschinformationen bzw. ein überholtes Bild von HIV sind bis heute auch in westlichen Gesellschaften weit verbreitet und behindern eine erfolgreichere Bekämpfung des Viruses.
Aufklärung, politischer Wille und ausreichend finanzielle Mittel
Zwischen 2010 und 2022 konnte bereits viel erreicht werden: So vervierfachte sich die Zahl der Infizierten, die ART erhalten, in diesen zwölf Jahren fast von 7,7 auf 29,8 Millionen Menschen. Um die antivirale Therapie noch mehr Menschen zugänglich zu machen, bedarf es weiterer (auch finanzieller) Anstrengungen. Auch dringend notwendige Aufklärungsarbeit kostet Geld, kann die weitere Eindämmung des Viruses aber entscheidend beeinflussen. Rund 29 Millionen Dollar müssten jedes Jahr in den Kampf gegen Aids investiert werden. Im vergangenen Jahr waren es jedoch nur 20,8 Millionen Dollar. Das zeigt, dass es auch am politischen Willen hängt, wie schnell Aids besiegt werden kann. Winnie Byanyima, die Exekutivdirektorin von UNAIDS, sagt dazu, Politiker könnten sich ein Denkmal setzen, indem sie künftigen Generationen als diejenigen in Erinnerung bleiben, die die tödlichste Pandemie der Welt beendet haben.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.