
Hintergrund
Maskenschnitzen: Lebendige Tradition aus dem Sarganserland
von Carolin Teufelberger
Holz ist beliebt. In Haus- und Möbelbau, für die Energieproduktion sowie Papier und Karton wird der Rohstoff verwendet. In den Schweizer Wäldern stehen 3 Millionen Kubikmeter Holz, das zusätzlich abgeholzt werden könnte – wird es aber nicht. Das liegt zu einem grossen Teil an unserem Kaufverhalten.
Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Das kann dir in der Schweiz durchaus passieren, denn in unseren heimischen Wäldern wachsen über 500 Millionen davon. Nicht nur Hündeler und Spaziergänger freuen sich darüber, sondern auch Hand- und Heimwerker. Denn der Wald ist die Brutstelle einer unserer wichtigsten Rohstoffe: Holz. Es ist vielseitig einsetzbar, beständig und wächst wieder nach. Kein Wunder also, dass es bei Konsument und Industrie gleichermassen beliebt ist. Da wundert es, dass wir unsere Ressourcen dennoch nicht ausschöpfen. Das liegt nicht daran, dass das Angebot die Nachfrage übersteigt, sondern dass die Schweiz zu viel Holz importiert.
Das wäre mir bis anhin nie in den Sinn gekommen. In Gehdistanz von meiner Wohnung befinden sich gleich drei verschiedene Wälder. Sie sind für mich omnipräsent. In meiner persönlichen Liste der Schweizer Schlüsselwörter kommen sie gleich nach Bergen, Seen und Schokolade. Beim Holzkauf bin ich deshalb in naiver Weise davon ausgegangen, dass ein Grossteil der Auswahl aus den heimischen Wäldern stammt. Zumindest so viel, wie die Schweiz selbst auf den Markt bringen kann. Nur per Zufall habe ich erfahren, dass dem nicht so ist und dass ich dies mit meinem Kaufverhalten beeinflusse.
Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) können jährlich etwa 8 Millionen Kubikmeter Holz geerntet werden, ohne unsere Wälder zu übernutzen. Der Verbrauch liegt bei gut 10 Millionen Kubikmeter. Effektiv geschlagen werden aber gerade mal 5 Millionen Kubikmeter. Schuld daran ist, wie so oft, der Preis. Bei dem kann die Schweiz mit dem Ausland nicht mithalten. Gerade in der Baubranche, aber auch im Handel ist der Preis oft das schlagende Argument. Deshalb wird importiert anstatt auf heimische Produktion zu setzen. Doch es gibt gute Gründe, Schweizer Holz zu kaufen.
Wie auch bei Importfrüchten spielt die Ökologie eine grosse Rolle. Der längere Transportweg haut den CO2-Wert in die Höhe. Gleichzeitig bringt der Import der nationalen Wirtschaft nur wenig: Arbeitsplätze werden im Ausland geschaffen und dem Wald selbst tut das überflüssige Holz nicht gut. Durch die Unternutzung werden unsere Wälder älter sowie instabiler, was sie anfälliger für Stürme und Käferbefall macht. Darunter leidet die Schutzfunktion des Waldes. Denn dieser soll Mensch und Infrastruktur im Falle einer Naturkatastrophe etwas abschirmen. Zum Beispiel im Falle einer Lawine in den Bergen.
«Warum schlagen dann die Waldbewirtschafter das Holz nicht, um den Wald jung zu halten?», denkst du dir jetzt vielleicht. Das liegt in der Struktur des Systems. Denn im Gegensatz zur Landwirtschaft wird die Forstwirtschaft nicht subventioniert. Sie spielt komplett nach den Regeln der freien Marktwirtschaft. Und obwohl die hiesigen Holzpreise höher sind als im Ausland, sind sie nicht hoch genug, um wirklich profitabel zu sein. Seit 2015 die Eurostütze wegfiel, ist der Holzpreis um 10 Prozent gefallen. Dadurch lohnt sich der Abbau für Waldbesitzer vielfach nicht mehr und die Produktion wird weiter zurückgefahren. Sie sind auf den Holzverkauf zu fairen Preisen angewiesen und somit auf uns Konsumenten. Steigt die Nachfrage explizit nach Schweizer Holz, würde dieses auch bereitgestellt.
Auch ich greife immer wieder zur günstigen Option, ohne mir allzu viele Gedanken zu machen. Und auch auf galaxus.ch findest du viel Bauholz aus dem Ausland. Das ist in den meisten Baumärkten nicht anders. Braucht es wahrscheinlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben, weil wir Kunden gutes Holz zum kleinen Preis wollen. Oftmals ist dem Endnutzer dabei nicht klar, was er genau kauft, woher der Handwerker das Holz bezieht oder woher das Holz für Möbel und Böden kommt. Das liegt unter anderem an zu wenig Transparenz und einer gewissen Ignoranz. Diese rührt auch daher, dass Verbraucher noch zu wenig sensibilisiert sind. Wie mir ist vielen Konsumenten nicht bewusst, was in der Wertschöpfungskette genau passiert und welche Auswirkungen das Kaufverhalten auf die heimische Produktion hat. Die Thematik ist nicht in den Köpfen verankert, obwohl es Bemühungen seitens des Bundes gibt.
Die Waldpolitik 2020 des Bundes soll eine nachhaltige, effiziente und innovative Waldbewirtschaftung sicherstellen. Ein Ziel davon ist es, das Potenzial an nachhaltig nutzbarem Holz auszuschöpfen. Mehr als eine Massnahme zielt dabei auf Information des Endverbrauchers ab. Aber auch der Produktionsseite sollen fachliche Entscheidungsgrundlagen sowie neue Wege und Ideen zur Verfügung gestellt werden. Denn wer sich nicht über den Preis profilieren kann, muss es durch Innovation und Know-how. Aus dem Zwischenbericht 2016 wird klar, dass das Ziel der Potenzialausschöpfung noch nicht erreicht wurde. Aus dem Umweltmagazin des BAFU zwei Jahre später können ähnliche Schlüsse gezogen werden.
Damit sich das ändert, sind die Konsumenten in der Verantwortung. Wenn mehr Schweizer Holz auf den Markt gelangt, du und ich aber nicht bereit sind, einen höheren Preis zu bezahlen, wird lediglich der Import gestärkt und die Preise für Schweizer Holz fallen weiter. Das wird Waldbewirtschafter und Sägereien kaum freuen, die Produktion wird heruntergefahren und am Schluss gibt es wieder nur Holz aus dem Ausland. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sollten wir alle beim Kauf vermehrt auf das Herkunftsland achten. Auch wenn wir ein paar Franken mehr ausgeben müssen.
Informationen stammen vom Bundesamt für Umwelt und WaldSchweiz.Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.