
Meinung
Kleines Ding, grosse Wirkung: Wie mir eine Fahrradklingel den Sonntag versüsste
von Patrick Bardelli
Sich die Haare selbst zu schneiden, kann ziemlich danebengehen. Ein Besuch beim Friseur aber auch. Deshalb wähle ich das kleinere Übel.
Haareschneiden kann ich nicht. Das hält mich aber nicht davon ab, hin und wieder selbst zur Schere zu greifen und mir einen neuen Haarschnitt zu verpassen. Die Frage nach dem Wieso wurde mir schon mehrmals gestellt. Die Antwort? Komplex, aber im Grunde ist mein tollkühnes Verhalten auf ein breites Portfolio an unerfreulichen Erfahrungen mit unterschiedlichen Friseuren zurückzuführen.
Drehen wir am Rad der Zeit.
Wir befinden uns im Jahre 2016. Die Sonne weckt mich sanft durch die Jalousien. Ich reibe meine Augen und stelle fest, dass ich von einem Pony geträumt habe. Der Frisur, nicht dem Pferd. Grund genug noch vor dem Frühstück spontan einen Coiffeurtermin für denselben Tag zu vereinbaren. Im Salon angekommen, erkläre ich der «Dame vom Fach» – sie ist sogar Geschäftsführerin –, was ich mir genau vorstelle: Fransen. Da ich in der Vergangenheit bereits mehrmals einen «Stirnvorhang» getragen habe, komme ich gar nicht erst auf die Idee, dass die Sache schief gehen könnte. Lange Rede, kurzer Sinn: Es folgte eine ultrapeinliche Busfahrt zurück nach Hause, wo mich meine Mutter bereits mit einem hysterischen Lachen empfängt. Oh und habe ich schon erwähnt, dass sich sogar der Buschauffeur einen Kommentar erlaubt hat?
Drehen wir erneut am Rädchen.
Anderes Jahr, anderer Friseur. Ich trage meine Haare lang, entscheide mich aber vorbildlich dazu, mir die Spitzen schneiden zu lassen. Aus meinen angegebenen drei Zentimetern wurden wie von Zauberhand Edwards Scherenhand zehn.
Dreh, dreh am Rädchen.
Wir befinden uns im Jahr 2013. Dank Serien-Helden wie Paige Matthews aus «Charmed» und Dr. Addison Montgomery aus «Grey’s Anatomy» trage ich meine Haare in einem Kupferton. Nach einigen Monaten entscheide ich mich, ein paar Schritte in Richtung Naturhaarfarbe zu gehen. «Natürlich» ist das Stichwort, das im Vorgespräch mit der Coiffeuse mehrfach fällt. Sie meint, das sei kein Problem. Ich verlasse den Salon mit violetten Haaren, einem leeren Portemonnaie und Tränen in den Augen. Meine Klassenkameraden finden, dass ich wie Leela aus «Futurama» aussehe.
Zwischenzeitlich sah ich auch mal Snape aus «Harry Potter» zum Verwechseln ähnlich. Aber das ist eine andere Geschichte.
Das war lediglich ein kleiner Einblick in meine haarsträubende Historie. Ich glaube, du siehst, woher mein mangelndes Vertrauen gegenüber Hairstylisten kommt. Die Quintessenz meiner Geschicht: Viele Friseure beherrschen ihr Handwerk nicht. Oder zumindest diejenigen, die ich mir aussuche. Daher habe ich beschlossen, dass nur noch ich mein Haar verhunzen darf. Mittlerweile habe ich zwar einen Salon gefunden (nach 24 Jahren, stell dir vor!), dem ich vertraue. Meine Spitzen werde ich mir aber nach wie vor für den Rest meines Lebens selbst schneiden.
Falls auch du haarige Horror-Storys auf Lager hast, würde ich mich darüber freuen, wenn du sie mit mir in der Kommentarspalte teilst 😉
Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich.